Mehr als zwei Drittel der Deutschen wollen keinen Religionsunterricht mehr in der Schule haben. Igor Schwarzmann und Stefan Laurin haben mal aufgeschrieben, worin sie die Notwendigkeiten sehen, Religionsunterricht abzuschaffen oder beizubehalten.
Wir leben in Zeiten, in denen Religionen allenthalben mit maximalem Furor konfrontiert werden. Es ist populär, Religionen monokausal für alles Übel auf der Welt verantwortlich zu machen; es ist schick, sich ihnen überlegen zu wähnen und alles zu verreißen, das religiös konnotiert erscheint. Kaum lief jüngst die Meldung über die Ticker, dass Luxemburg Religionsunterricht an Schulen abzuschaffen gedenkt, brach sich der atheistische Jubelschrei Bahn. Hierzulande möge die Reform des Zwergstaates doch Schule machen, schallt es aus den Tiefen des Internets. Doch das wäre wenig ersprießlich. Viele europäische Dschihadisten, die sich etwa dem sog. „Islamischen Staat“ anschlossen, hatten eine religiöse Bildung vom Hörensagen; sie hatten kaum die Gelegenheit zu hinterfragen, ob ihre Auslegung der heiligen Schriften überhaupt haltbar ist. Islamischer Unterricht hingegen eröffnet den Schülern die Möglichkeit, die eigenen religiösen Ansichten kritisch zu reflektieren. Und er ist ein Einfallstor für den Staat, auf die Überzeugungen junger Muslime Einfluss zu nehmen. Das ist die beste Prävention gegen Enthauptungsvideos. Religionsunterricht ist aber auch ein Zeichen der Wertschätzung, dass der Staat den zuhause gelebten Glauben anerkennt und respektiert. Dies wiederum befeuert die Integration. Nicht zuletzt müsste das Grundgesetz, das Religionsunterricht ausdrücklich zu einem ordentlichen Schulfach bestimmt, geändert werden. Und spätestens dann, wenn es darum geht, das Grundgesetz zu ändern, sollte auch der kaltschnäuzigste Religionsgegner hellhörig werden. Igor Schwarzmann
Religionen spielen nach wie vor eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft und daher ist es notwendig, sich mit ihnen in der Schule zu beschäftigen. Das kann im Rahmen des Geschichtsunterrichts geschehen, dessen straflässige Vernachlässigung ohnehin beendet werden sollte, oder im Rahmen eines Faches, das man Religionswissenschaft nennen könnte. Es ist wichtig, die Geschichte von Religionen zu kennen, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu erfahren. Auch wie viele Religionen es gibt und im Laufe der Zeit gab, ist ein Wissen, das nicht schaden kann. Was in Schulen nichts zu suchen hat ist bekenntnisorientierter Schulunterricht, bei dem die Religionsgemeinschaften die Inhalte bestimmen. Es sollte in Schulen um die Vermittlung von Wissen über Religionen gehen und nicht um Vermittlung religiösen Wissens. Das sollen die Religionsgemeinschaften selbst tun – wie Parteien oder andere Gruppen, die ein Angebot zur Erklärung der Welt haben. Stefan Laurin
Regligionswissenschaften als Schulfach. Ja bitte, wer die Welt und die Kulturen in einer globalisierten Welt verstehen will, muss sich mit den Denkmuster und der Spiritualität der versch. Völker auseinandersetzen. Dieses Wissen sollte Schule vermitteln.
Dazu gehören nicht nur die großen Religionen, sondern auch Ansätze wie sie bspw. bei Stargate beschrieben werden (Außerirdische als Religionsgründer). Ebenso gehören Gemeinschaften wie die Pastafaris etc. dazu.
Ein solcher Unterricht wäre mit Sicherheit eine Bereicherung. Ob ein eigenes Fach notwendig ist, ist eine andere Frage. Sowi, Geschichte, etc. kämen auch in Frage.
Schließlich sind ja fast alle Spuren aus der fernen Vergangenheit irgendwie mit religiösen Zeremonien zu erklären. 🙂
Nein Herr Schwarzmann, wir leben nicht in Zeiten in denen Religionen mit maximalem Furor konfrontiert werden. Es ist genau umgekehrt. Es sind die Religionen, die die Welt mit maximalen Furor konfrontieren. Es sind nicht die religiösen Fanatiker, die sich fürchten müssen, sondern ihre Kritiker. Es sind nicht die Atheisten die dauernd beleidigt oder siegesgewiss aufschreien, sondern die Gläubigen aller Coleur.
Religionsunterricht in Deutschlands Schulen sagt gar nichts über Religionen aus, sondern die Schüler werden genu der Religion zugeführt, zu der ihr jeweiliger Religionslehrer sich bekennt. Anderen Religionen stehen die Schüler vorher und nachher fremd, wenn nicht feindselig gegenüber. Sie lernen also nichts, was zu einem friedlichen Nebeneinander in unserer Gesellschaft dazugehört.
Denn kein Religionslehrer hat jemals gesagt : "Ich glaube das und das, und ihr müßt das wegen des Zeugnis auch genau so lernen, aber es kann auch ganz anders sein, denn auch die anderen Religionen sind alle gültig." Da sind sich alle Religionslehrer einig, müssen sie sogar, daß ihre eigene Lehre die einzig wahre Lehre ist. Sonst dürften sie wohl keinen Unterricht erteilen.
Besser wäre es, wenn im Religionsunterricht ein Überblick über Religionen vermittelt würde, und den Eltern die entsprechende Form der religösen Erziehung im privaten Feld überlassen wäre. Denn das geschieht doch sowieso noch zusätzlich.
Es gibt bereits Ethikunterricht, da kann man auch die Religionen behandeln. Von dem man sich nicht befreien lassen kann wie beim RU.
Den religiös geschulten Demagogen des Jenseits sollte man Kinder erst aussetzen, wenn sie zwischen Rationalität und Glaube unterscheiden können. Den gläubigen Überzeugungspädagogen daheim sind sie schon wehrlos genug ausgeliefert.
Ich habe mich -u.a. hier bei den Ruhrbaronen-mehrfach für eine strikte Trennung von Staat und Kirche ausgesprochen -als kath.Christ-.
Insosfern ist es folgerichtig, wenn ich dafür plädiere, den sog. Religionsunterricht den Kirchen, den Kirchengemeinden, den Religionsgemeinschaftenzu überlassen -außerhalb der Schulen, durch eigenes Personal.
Dass z.B. im Ethik-unterricht , wenn philosophische Themen aufgegriffen werden, die Theologie nicht ausgepart werden kann, erscheint mir selbstverständlich.
Aber…,..
Wir führen hier eine naheliegende Diskussion, nicht nur, aber auch mit Blick auf die Frage nach dem Ob und dem Wie und dem Durchwen von islamischem Religionsuntericht an staatlichen Schulen oder außerhalb derselben.
Die Diskussion ist aber eine irrelevante mit Blick auf das, was sie bewirken könnte bzw. sollte:.
1.
Neben dem Hinweis im Gastkommentar auf das GG -Art-7 (2) sei erinnert an
Art. 14 der Landersverfassung NRW und ähnliche einschlägige Normen in anderen Bundesländern.
2.
Ich sehe "weit und breit" keine denkbare Mehrheit im Bundestag -Zweidrittel im Bundestag und Bundesrat- und in den Landesparlamenten -jedenfalls gilt das für die sog. alten Bundesländern, die bereit sein könnte, die Abschaffung des Religionsunterrichtes an staatlichen Schulen durchzusetzen..
@ Arnold, @ Helmut Als "religiös geschulter Demagoge" kann ich Euch versichern, dass ich es so wie Helmut es schildert, nie erlebt habe, weder in der Ausbildung noch bei meinen Arbeitgeber Bethel. Mir war auch in Sachen Religion nie wer ausgeliefert, denn Gott ist gnädig und wenn mal ein Ausgleich gebraucht wurde… Schon zu meinen Schülerzeiten hieß es nicht umsonst, den Ausgleich "erringen, ersingen und erbeten.
Nicht jeder ist so wie du, Thomas ,und wo angeblich Gott ist, ist keineswegs immer auch die Gnade. Auch nicht in Bethel.
Wer die Allmacht Gottes aus erzieherischen Gründen im Munde führt, hat sie bald auch im Kopf. Wie wäre sonst der massenhafte Kindesmissbrauch in kirchlichen Einrichtungen zu erklären. Wie sonst die totale religiöse Gewalt in sogenannten Gottesstaaten. Wie sonst der religiöse Terror gegen sogenannte Ungläubige. Die Demagogie des Jenseits beginnt mit der Totalität eines höheren Wesens, das alles auf ewig bestimmt und immer Recht hat, weswegen der Mensch dann auch von seiner Gnade abhängig ist.
Thomas, ich habe es so erlebt und bei meinen Kindern war es schon anders. Insgesamt hat sich der Unterricht, vermutlich samt inhaltlicher Aussage verändert. Insofern habe ich keinen Grund, deiner Aussage nicht zu glauben. Inhaltlich ist der Religionsunterricht gegenüber anderen Fächern aber immer schon anspruchslos gewesen, daß es maximal für ein einziges Schuljahr gereicht hätte.
Was also geschieht in den dreizehn Jahren bis zum Abitur? Um zu sagen, "Gott ist gnädig" wenn mal ein Ausgleich gebraucht wird, kann man singen, ist die Zeit zu schade. Dafür reicht eben bereits das oben erwähnte eine Jahr. Und im Artikel geht es um die Aussage, daß zwei Drittel der Deutschen für die Abschaffung dieses Unterrichts sind. Wenn also nicht mal mehr religös indoktriniert wird, der reine Lernstoff gegenüber anderen Fächern, in denen geknüppelt werden muß, vernachlässigbar ist, kann man doch auf dieses "Fach" verzichten. Nebenbei, ich hatte meineKinder nicht taufen lassen, aber ihnen gesagt, daß sie den Religionsunterricht solange mitmachen sollten, bis sie religionsmündig werden und selber entscheiden können. Das war mir wichtig, daß sie wissen, worum es geht. So ist es auch geschehen.
Noch ein Gedanke. Der religöse Unterricht kam in die Defensive, weil die Gesellschaft nicht mehr in der alten Form mitgemacht hat. Die katholische Kirche war in dieser Entwicklung langsamer. Ein Freund ist spontan ausgetreten, weil sein katholischer Pfarrer seine Liason mit einem evangelischen Mädchen als derart schlimm eingestuft hat, daß er ihm, gesagt hat, daß er mit so einer Freundin nicht mehr zur Gemeinschaft gehören könnte. Das war etwa 1969 oder 1970, als er die erste Lohnsteuerabrechnung samt Kirchensteuer bekam. Da hat dann der ganze Religionsunterricht nichts mehr genützt.
@thomas weigle
Zwei kleine Korrekturen zu Ihrem Text:
1. Es gibt keinen Gott.
2. Die Pfaffen et al. "erringen, ersingen und erbeten" nicht, sondern sie belästigen, betrügen und belügen die Menschen.
Ansonsten: Religion gehört nur dann in Schule, wenn über ihre Machenschaften aufgeklärt wird.
Die steile These, die beiden Positionen innewohnt, scheint die zu sein, dass es allemal besser sei, in erzieherischer, wissensvermittelnder, integrativer oder auch kritischer Absicht, den "Marktplatz, Kirchvorhof oder das Schulgebäude" als zumindest semiöffentliche Sphäre nicht preiszugeben, um das Terrain der Aberglaubensgemeinschaften nicht allein der kleinfamiliären Domäne und dem Gusto der elterlichen Sorge zu überlassen. Meines Erachtens greift das zu kurz. Was ist beispielsweise mit der Möglichkeit (von Eltern), zu bestreiten, dass es zum Kanon aus den Handbüchern des notwendigerweise anzuhäufenden Wissens gehört, "die Geschichte von Religionen" zu kennen. Meinetwegen weil man es nicht nur "schick", sondern gar zutiefst opportun, richtig und angemessen findet, sich Religionen und den Debatten darum "überlegen zu fühlen"? Hierzulande bleibt es immer noch auf der Strecke, während gleichzeitig die umgekehrte Schwierigkeit, beispielsweise die verpflichtende Teilnahme am Sexualkundeunterricht gegen das Recht auf "elterliche Sorge" durchzusetzen, weiterbesteht. Will jemand sein Kind durch jedwede Form religiöser "Indoktrination" unbehelligt sehen, muss er eine internationale Privatschule wählen, in Kleinstädten wurden Generationen von Kindern jahrzehntelang überhaupt nur deswegen einem irgendwie gearteten Bekenntnis unterworfen, weil Kindergärten samt ihnen anhängende Grundschulen ausschließlich konfessionell betrieben worden sind. Wer einen staatlichen Bildungsauftrag ernst nähme, installierte nicht aus Mangel an Fachkräften auch mal übergangsweise Pfaffen an städtischen Gymnasien oder hielte universitäre Lehrveranstaltungen in Klöstern ab. Das ist nicht wertneutral, das bleibt eine Vermengung von staatlich legitimierter Aufgabe und Privatinteressen, von Wissensschaft und Propaganda, vom "Casten" geeigneten Personals, geeigneter Didaktik UND Inhalten mal gar nicht zu reden (wird die Frage der Geschlechtergleichheit kritischer Gegenstand sein? An Original- oder Sekundärtexten? etc). Meiner Ansicht nach gehören sowohl die Überbewertung eines kernfamiliären Erziehungsrechts auf diesem strategischen Feld, als auch die Zwitterstellung des Staates diesbezüglich deutlich auf den Prüfstand. ich wage die Prognose, dann bliebe mehr Zeit, Geld und Personal für relevantere und selbstzweckfreiere Wissensvermittlung (und Wissenschaft). Luxemburg, chapeau!
Unsere Verfassung sieht sehr wohl die Möglichkeit bekenntnisfreier Schulen und Kindergärten vor. Diese können auf der dafür zuständigen Länderebene per einfachem Mehrheitsbeschluss eingerichtet werden, und das sogar flächendeckend. Meines Wissens ist aber in der BRD in keinem Bundesland je ein solcher Antrag gestellt worden.
@ m. Haberfeld # 11
Für den Menschen der an Gott glaubt, gibt es ihn auch. Das haben auch die zu akzeptieren , die das nicht tun.
Kunst-Unterricht sollte abgeschafft werden. Kinder sollen was über Kunstgeschichte lernen, das muss genügen. Selber malen? Wozu denn. Hat Kunst Sinn? Ach was. Und der bekenntnisorientierter Mathe-Unterricht? Wozu ist der denn gut? Nach zwei Weltkriegen.
Und all den anderen Kriegen seit Erfindung der Zahlen. Was haben sie nicht alles angestellt damit. Häuser gebaut, okay, das kann man gelten lassen, Brücken und so, aber die Kanonen? Raketen? Deren Reichweiten und Flugkurven und Bunkerdurchschlagskraft und was nicht alles? Die weite Welt mit maximalem Furor konfrontiert.
Zufall? Nein. Wie viele von denen, die Mathe gepaukt haben, wurden Nazis, frag dich das doch mal. Vollkommen desavouiert, die Mathematik. Hält keiner Aufklärung stand. Reine Erfindung. Oder gibt es Zahlen irgendwo anders als auf dem Papier? Siehste. Und eben deshalb sind sie ständig im Munde derer, die einen damit betrügen. Mathelehrer, Anlageberater, Geschwindigkeitsmesser, alles Priesterbetrug, alles Compact. Hab ich durchschaut. Muss man abschaffen. Oder den Eltern überlassen, die sollen – natürlich nur, bis ihre Kinder mathe-mündig sind – die sollen entscheiden, ob ihre Kinder an Zahlen glauben und wenn, an welche.
Es sollte also in Schulen – da bin ich voll auf Linie von Stefan Laurin – „es sollte in Schulen um die Vermittlung von Wissen über Mathematik gehen und nicht um Vermittlung mathematischen Wissens."
Thomas, du hast vergessen zu erwähnen, dass viele der Waffen von den Kirchenvertretern dieser Welt gesegnet wurden und noch werden. Zum Aufbau von sogenannten Gottesstaaten werden sie gerne auch mal selbst und eigenhändig eingesetzt.Und spätestens seit dem Ablassverkauf haben auch die Funktionäre Gottes den Umgang mit Zahlen in einer Weise ausgebaut, die selbst ausgewiesene Mathematiker den Hut ziehen lassen. 🙂
Lieber Pfarrer Thomas Wessel, Mathematiker haben m.E. noch niemanden auf den Scheiterhaufen gebracht, nur weil er nicht an die Mathematik geglaubt hat. Den meisten Mathematikern ist es völlig egal, ob jemand an die Mathematik glaubt. Priester aller Religionen sind da ganz anders strukturiert, und zwar grundsätzlich. Ich vermute, daß auch Sie da nicht anders sind.
Dann kommt noch der Umstand hinzu, daß die Mathematik universell gültig ist, was man als Außenstehender von den verschiedenen Religionen absolut nicht sagen kann, obwohl genau das von den jeweiligen Gläubigen trotzdem immer wieder behauptet wird und wurde.
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Arnold Voss,
ja, man könnte bekenntnisfreie Schulen nach dem geltenden Verfassungsrecht des Bundes und der Länder…hat man aber nicht!
An der "Regelschule" ist nach dem geltenden Verfassungsrecht Religion "ordentliches Pflichtfach". Und über eine Änderung dieser Verfassungsnorm auf Bundesebene oder in den Ländern wird nicht 'mal diskutiert, geschweige denn, daß es dieserhalb "Bemühungen" in einzelnen Parteien, Fraktionen geben würde -auch nicht in der Mehrheitsgesellschaft in Deutschland.
Dann bleibt es dabei, dass der Kunstunterricht weg kann? Dieser dümmliche Glaube an Formen und Farben und dass es Sinn haben soll, in ausgehöhltes Holz zu pusten?
Das Scheiterhaufen-Argument akzeptiere ich, ich mag Reflexe. Lassen wir also die Mathematik im Kanon, nur: Was machen wir jetzt mit der Biologie? Rassismus, Antisemitismus, Abermillionen Opfer … sind Biologen womöglich, um es mit Helmut Junge zu sagen, „ganz anders strukturiert, und zwar grundsätzlich“?
Dito der Staat. Der ja die Scheiterhaufen nunmal betrieben hat und die Gaskammern und Orden verteilt hat fürs Morden und alles andere als „universell gültig“ ist usw., müsste nicht der Staat zuerst aus der Schule verschwinden? Der macht doch nur Stress.
@M. Haberfeld Für die Schüler galt erringen, ersingen und erbeten, nicht für die "Pfaffen." Und die "Pfaffen" taten vielerorts das ihrige zur Richtigkeit der weit verbreiteten Gültigkeit dieses Spruches. Es gab wohl in kaum einem anderen Fach so viele "gut" und so wenig "mangelhaft" wie im Fach Religion. In "Reli" war Gott oder auch nur sein Sprachrohr auf Erden tatsächlich meistens gnädig.
Woher wissen Sie, dass es keinen Gott gibt? Das einzige, was sich mit einiger Sicherheit sagen lässt, ist, dass er, wenn es ihn denn gibt, eher selten gnädig ist.
"fringsen"
was wären wir ohne Religion und Kirche? Dann gäbe es gar keinen Widerstand mehr …:
„Wir leben in Zeiten, da in der Not auch der Einzelne das wird nehmen dürfen, was er zur Erhaltung seines Lebens und seiner Gesundheit notwendig hat, wenn er es auf andere Weise, durch seine Arbeit oder durch Bitten, nicht erlangen kann.“
Danach nannte man in Köln und später in ganz Deutschland das Beschaffen von Lebensmitteln und Heizstoffen für den akuten Eigenbedarf durch deren einfaches Stehlen, Unterschlagen oder Veruntreuen „fringsen“ (mit stimmhaftem „s“ gesprochen) (Dazu siehe auch: Kohlenklau).
https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Frings#Silvesterpredigt_1946
Am Besten doch alles abschaffen, was nicht dem Primat der Leistung dient, nicht der immer und über all überprüfbaren Pisa- Knechtschaft unterworfen ist. Was ist verwerflich an einem Religionsunterricht, der auch Raum lässt für die Erkenntnis, dass es mehr gibt, als das was sich " Schulweisheit erträumen ließe "?Und was ist verwerflich daran auch manchmal glauben zu dürfen, zu können, zu wollen und sei es nur an den Zweifel ? Religionsunterricht ist so indoktrienierend oder nicht-indoktrinierend, wie es auc hder Lehrer, in seiner prägenden oder nicht-prägenden Art ist und ob jetzt der " Pfaffe" , der 68iger, oder der Philologe entsprechend seiner Überzeugungen beeinflusst, ein wenig kritischen Geist sollte man dem Schüler schon zutrauen und wenn er ihn dann doch nicht besitzt, dann ist der Religionsunterricht bei weitem das kleinste Problem, das heutige Schulformen haben.
Ja, Norbert Krambich, den kritischen Geist der Schüler sollte man nicht unterschätzen, sofern sie ihn denn zuhause und in der Schule ausbilden durften. Nun gibt es aber genug Beispiele dafür, dass das genau durch Religion selbst verhindert wird und wurde. Und wann sollte nach ihrer Meinung denn der Religionsunterricht anfangen, wenn er eben diesen kritischen Geist (siehe auch #5) bei den Schülern voraussetzt. In der Grundschule? Oder sogar im Kindergarten? Oder erst ab dem 10 Lebensjahr? Oder sicherheitshalber erst im religionsmündigen Alter?
@ Thomas Wessel # 19
De Kunstunterricht mit dem Religionsunterricht auf eine Stufe zu stellen, finde ich sehr gewagt. Die Freiheit der Kunst (und nicht nur diese) trifft seid Jahrtausenden immer wieder auf religiöse Ge- und Verbote, die ihr Entfaltung behindern. Aber vieleicht könnte das ja auch eine Thema sowohl im Kunst als auch im Religionsunterricht sein.
@ Arnold Voss #24
"Kunst und Religion"
ohne Religion gäbe es keine grossartigen Kirchen, und zumindest nicht das "Thema" für grossartige Musik – zum Beispiel Bach, Matthäus-Passion, hier in anderem – säkularen – Kontext:
Casino (1995) opening title [Bach ab 0:44 Minuten]: https://www.youtube.com/watch?v=HMva00IO0zA
@ Arnold Voss
ganz allgemein:
muss man "glauben", um sich mit Religion auseinanderzusetzen (wie im Religions– oder Ethikunterricht)?
und gleich noch ein von Religion inspiriertes Kunstwerk … eines ATHEISTEN:
–
"Das 1. Evangelium – Matthäus
(Originaltitel: Il Vangelo secondo Matteo)
ist ein Spielfilm des italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini aus dem Jahr 1964.
(…)
In dem in Schwarzweiß gedrehten Film zeichnet Pasolini das Leben Jesu von Nazaret, wortgetreu auf der Grundlage des Matthäus-Evangeliums der Bibel nach. Er stellt Jesus, anders als dies in zahlreichen zeitgenössischen vergleichbaren Werken geschah, als realistische und menschliche Figur dar. Das Werk überrascht durch die kompromisslose Umsetzung der biblischen Vorlage, ohne zusätzlich erdachte Personen, Handlungsstränge oder Dialoge, die nicht in der Bibel überliefert sind. Angesichts Pasolinis Homosexualität und seiner kommunistischen und atheistischen Überzeugungen hat dies sowohl in katholischen als auch in linken Kreisen Verwunderung hervorgerufen. Er selbst sagte in einem Interview: „Das Evangelium stellte mich vor folgendes Problem: Ich konnte es nicht wie eine klassische Geschichte erzählen, weil ich nicht glaube, sondern Atheist bin. […] Um das Evangelium erzählen zu können, musste ich mich daher in die Seele eines Gläubigen versenken. Das ist die indirekte freie Rede (le discours indirect libre): Einerseits ist die Handlung durch meine eigenen Augen gesehen, andererseits durch die Augen eines Gläubigen.“[1]
(…)"
mehr: https://de.wikipedia.org/wiki/Das_1._Evangelium_–_Matthäus
Andreas, das eine schließt das andere nicht aus und hat es historisch auch nie ausgeschlossen. Ich darf sie aber daran erinnern, dass Religionen nicht nur großartige Kirchengebäude und kirchliche Kunstwerke geschaffen sondern auch bis heute selbige in massivster Weise absichtlich und systematisch vernichtet haben. Ich kann mich dagegen an keinen maßgeblichen Künstler oder eine bedeutsame Künstlerin erinnern, der/die je die Zerströrung andere Kunstwerke gefordert, geschweige denn mit Gewalt durchgesetzt hat. Genausowenig haben Künstler je dafür gesorgt, dass andere Künstler auf den Scheiterhaufen kommen.Ach ja, und es gibt religiöse Auffassungen die jeden Gesang überhaupt verbieten und Musik für Teufelszeug halten. Bach und viele andere hatten nur das Glück, dass sie nicht am diesbezüglich falschen Ort und zur diesbezüglich falschen Zeit geboren wurden.
Und natürlich, Andreas, kann man sich mit Religion auch auseinandersetzen, wenn man nicht selber gottgläubig ist. Aber dazu bedarf es, da es sich um einen hoch transzendenten und zugleich weltlich hoch ideologischen Gegenstand handelt, bei dem oft nur Behauptung gegen Behauptung und Glaubensatz gegen Glaubenssatz steht, einer gewissen geistigen Vorbildung und Reife. Erst recht wenn der Religionsunterricht von bekenntnisgebundenen Lehrern gegeben und gestaltet wird, was (nicht nur) in Deutschland die Regel ist.
Arnold Voss,
nur einen "Einwurf" :
Sind (kleine) Kinder durch den Religionsunterricht in den Schulen einer Indoktrination schutz-/hilflos ausgesetzt mit "negativen" Folgen für sich und die Gesellschaft, wie immer man das Negative auch wahrnehmen und aufzeigen mag?
Wer das meint, sollte bedenken:
1.
Die Erziehung der Kinder im Elternhaus hat nach meiner Wahrnehmung heutzutage -im Regelfall in Deutschland- gar nichts mehr mit dem zu tun, was den Wesenskern jeder Religion ausmacht, nämlich den Glauben an die Existenz Gottes zu vermitteln und mit dem Bemühen der Eltern, den Kindern die "Richtigkeit und Wichtigkeit" der Gebote Gottes nahezubringen.
Wenn überhaupt, dann erschöpft sich das Religiöse in den Familien in Ritualen.
Und da nach wie vor "das Elternhaus" für die Erziehung der Kindern große (die größte?)Bedeutung hat, gibt es insofern ein wirkungsvolles Korrektiv zu dem, was vorgeblich an religiöser Indokrination in den Schulen im Pflichtfach Religion betrieben wird.
Eine andere Frage ist die, ob man das bedauern oder ob man das begrüßen sollte.
2.
Da offenkundig in Deutschland die Zahl der Menschen, die an Gott glauben und die sich darum bemühen, ihr Leben in Verantwortung "vor Gott und den (Mit-)Menschen " zu gestalten, immer weiter zurückgeht, scheint mir auch insofern die Sorge vor einer "lebensbestimmenden, lebensgestaltenden" religiösen Indoktrination der Kinder durch den Religionsunterricht als Pflichtfach an den Schulen einer Relativierung wert zu sein.
Wenn ich hier an die Vorschläge für Schulfächer denke, frage ich mich, wie unsere Jugend ihr Leben verbringen soll?
Deutschland als meditativer Hotspot mit Menschen, die in Höhlen wohnen, während der Rest der Welt, modern lebt?
Ein Szenario. Wahrscheinlicher ist aber, dass andere Gruppen ihre Vorstellungen in diesem Bereich durchsetzen werden. Dann hilft wirklich nur noch ein starker Glaube und die Hoffnung, dass man ihm in diesem Bereich auch ausleben darf.
Walter, ich gebe dir recht, wenn du die Gefahr religiöser Indoktrination in deutschen Schulen für eher gering hältst. Ich halte jenseits davon die schulische Beschäftigung mit Religion (en) als Teil unseres kulturellen und geistigen Erbes für richtig und sinnvoll, so lange dabei nicht missioniert wird. Ich plädiere nur dafür, das erst in einem Alter zu tun, indem die Schüler auch geistig in der Lage sind, eventuelle Indoktrination zu erkennen und sich selbst dagegen zu schützen, bzw. sich argumentativ dagegen zur Wehr zu setzen. Im Kindergarten und in der Grundschule hat Gott als Lerngegenstand deswegen nichts zu suchen.
@29:
Ich bin mir nicht sicher, ob sich Religion in Deutschland auf dem Rückzug befindet.
Für die christlichen Religionen ist das sicherlich richtig.
Es kann aber auch sein, dass der Glaube oder das Weltbild auch durchaus nicht mehr so öffentlich und so organisiert in Erscheinung tritt. Sportvereine haben auch Nachwuchssorgen, weil aktuell Gemeinschaftsrituale nicht mehr auf den bekannten Wegen erlebt werden.
Wenn ich im Ruhrgebiet unterwegs bin und Umfrage bzgl. des Islams und der Bedeutung der Scharia lese, kann es durchaus auch sein, das Religion insgesamt stabil bleibt oder wieder populärer wird.
Gibt es hierzu Zahlen? Wobei diese sicherlich schwer überprüfbar wären.
Eins voraus gestellt: Meine Erfahrungen mit Religionsunterricht liegen jetzt gut 30 Jahre zurück, so richtig auf dem Laufenden bin ich also nicht.
Ich schließe mich eher Stefans Meinung an – wenn auch aus teils anderen Gründen. Wenn ich mich recht entsinne wurde der Religionsunterricht nämlich nicht so sehr "bekenntnisorientiert" abgehalten, sondern es wurden oftmals Probleme besprochen, die in den anderen Fächern schlicht unter den Tisch fielen. Das konnten aktuelle soziale Themen sein oder auch Mobbing unter Mitschülern (ja, das gab es damals auch schon, das hieß nur nicht so). Nun war es allerdings so, daß diejenigen, die es besonders nötig gehabt hätten, in eine solche Diskussion eingebunden zu werden, den Reli-Unterricht mit 14 abgewählt haben – weil Reli eben "was für Weicheier" ist.
Ein Fach Ethik-Religionswissenschaften-Humanismus oder wie immer man das nennen möchte könnte man nicht einfach abwählen…
Arnold,
einverstanden.
Ich meine, daß insbesondere der von Dir verwandte Begriff "Missionierung" es wert ist, bedacht und diskutiert zu werden. Das gilt nicht nur für das Religiöse, für die Religionen, sondern für alle Bereiche des Miteinander der Menschen, in denen Sendungsbewußte mit allen denkbaren Mitteln versuchen, andere Menschen ihre (alleinigen) Wahrheit und ein demgemäßes Leben vorzugeben. Bekanntermaßen ist nicht nur die christliche Religion, sondern auch der Islam sehr stark missionarisch ausgerichtet, den Einsatz von Waffengewalt nicht eingeschlossen.
Und wenn Kinder diesen missionarischen Eiferern augesetzt sind, da stimme ich Dir vorbehaltlos zu, ist das eine extrem gefährliche Situation -gefährlich für die Entwicklung der Kinder zu selbstbestimmten, eigenverantwortlichen Persönlichkeiten, aber auch für die Gesellschaft, in der sie leben bzw. leben werden und letztendlich, so meine ich, sogar für die betr. Religion selbst.
Meine aktuellen Erfahrungen vermitteln mir den Eindruck, daß im christlichen Religionsunterricht, ja in der christlich-katholischen Lehre insgesamt, nicht -nicht mehr- das Doktrinäre vorherrscht, sondern die Nachdenklichkeit, das Offensein für Zweifel, bis hin zu der Auffassung, daß letztendlich das Gewissen für jeden Menschen die "letzte und die wichtigste" Prüf- und Entscheidungsinstanz ist für Alles was er macht, nicht macht, was tut, was er läßt, was er sagt, was er nicht sagt.
Arnod,
ein so verstandener "Religionsunterricht" wäre -sh.Deine Anmerkungen unter 31- auch aus meiner Sicht etwas Wertvolles für alle Kinder und Jugendlichen!