Reparationen an Griechenland: Deutschland muss zahlen und dankbar sein

Kreta sehen und sterben: Deutscher Fallschirmjäger 1941 Foto: Bundesarchiv Bild 101I-166-0527-22 Lizenz: CC BY-SA 3.0 de


Griechenland fordert von Deutschland Reparationen in Höhe von 290 Milliarden Euro. Damit käme das Land ziemlich billig davon.

Ein Krieg mit 50 Millionen Toten, die Shoah, der Genozid an den Sinti und Roma – als am 8. Mai 1945 der zweite Weltkrieg zu Ende ging, hat Deutschland große Teile der Welt in Schutt und Asche gelegt. Was dann folgte war einzigartig: Noch nie in der Weltgeschichte gingen die Sieger so barmherzig mit einem Feind um, der nichts anderes als ihre totale Vernichtung plante und mit diesem Werk bereits begonnen hatte.

Bis 1953 zahlte die DDR 99,1 Milliarden DM, die Bundesrepublik gerade einmal 2,1 Milliarden DM an Reparationen.

Griechenland erhielt davon 115 Millionen DM. Bei den Zwei Plus Vier – Gesprächen einigten sich 1990 die beiden deutschen Staaten und die vier Siegermächte USA, Großbritannien, die Sowjetunion und Frankreich darauf, dass das wiedervereinigte Deutschland künftig keine Reparationen mehr zahlen müsse.

Diese Regelung ist zutiefst ungerecht. Wie können sechs Staaten, davon zwei Täterstaaten, über die Ansprüche Dritter entscheiden? Zumal mit Frankreich ein Land mit am Tisch saß, dessen Status als „Siegermacht“ mehr als zweifelhaft ist. Frankreich hat keinen Staat der Achse geschlagen und seine Truppen kämpften in Nordafrika gegen die Alliierten. Griechenland hingegen war der erste Staat, der eine Achsenmacht besiegte: Als Italien 1940 in Griechenland einmarschierte, wurden seine Truppen vernichtend geschlagen. Dass die Achse militärisch zu schlagen war, diesen Beweis erbrachte die griechische Armee an der Seite ihrer britischen Verbündeten zu einer Zeit, als viele sie für unbesiegbar hielten. Nicht umsonst schrieb Churchill in seinem Buch „Der zweite Weltkrieg“: „Die Ehre des griechischen Waffenrocks ist unbefleckt.“ Aus gutem Grund äußerte er sich so nie über Frankreich, das schlicht nicht über Griechenland zu entscheiden hat.

Aber nicht nur Griechenland, auch Polen oder Jugoslawien haben mehr für den Sieg gegen die Achsenmächte geleistet als Frankreich. Sie alle hätten ein größeres Recht, als Siegermächte anerkannt zu werden. War für einen deutschen Soldaten der Einsatz in Frankreich bis zur Invasion 1944 ein urlaubsähnliches Ereignis, gingen seine Kameraden in Jugoslawien und Griechenland in die Hölle und sahen sich in einen Krieg gegen Partisanen verwickelt. Der „Kretakämpfer“ war in der Nachkriegszeit ein fester Begriff und er beschrieb einen gebrochenen Mann, der das Grauen erlebt hatte. Und dieses Grauen brachten ihm Kreter bei, die seine Kameraden unerbittlich jagten und töteten, um ihnen dann die Hoden abzuschneiden und in ihre Münder zu stopfen. Griechen und Jugoslawen fanden sich nie mit der Besatzung ab. Polnische, aber auch griechische, Truppen kämpften während des gesamten Krieges an der Seite die Alliierten. Es waren polnische Jagdflieger, deren Einsatz die Luftschlacht von England entschied – die erste Niederlage Deutschlands an der Front im Westen.

Auch das Besatzungsregime in Griechenland – und Polen und Jugoslawien – war härter als in anderen Ländern: Die Besatzungskosten pro Kopf waren in keinem Land höher als in Griechenland. 160.000 Griechen wurden während der Besatzung von den Deutschen ermordet. Das kleine Griechenland mit seinen zu dieser Zeit noch nicht einmal zehn Millionen Einwohnern hatte damit mehr Opfer zu beklagen als das damals mehr als fünf Mal einwohnerreichere Frankreich.

Die Deutschen hausten wie die Tiere in Griechenland, ermordeten fast die gesamte jüdische Gemeinde, vernichteten ganze Dörfer , verübten Massacker an der Bevölkerung, und verursachten eine Hungersnot – die deutsche Besatzung in Griechenland war mit der in Osteuropa vergleichbar.

Nur der kalte Krieg bewahrte Deutschland davor, zumindest finanziell für seine Verbrechen geradezustehen.  Deutschland hat Reparationen an Griechenland zu zahlen. Und es sollte sie mit Dankbarkeit zahlen und sich jeden Tag klar machen, dass es seine staatliche Existenz nur der   Gnade der Alliierten zu verdanken hat.

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ke
ke
5 Jahre zuvor

Wir schreiben das Jahr 2019. Das sind 80 Jahre nach dem Beginn des 2. Weltkrieges. In dieser Zeit ist viel passiert, und es gibt viele Kooperationen, Herausforderungen etc.

Für mich ist es absolut daneben, hier wieder neue Themen zu suchen, die von den eigenen wirtschaftlichen Problemen ablenken. Hierzu gehört natürlich das Wühlen in der Geschichte, um dann irgendwelche Rechnungen aus längst vergangenen Zeiten zu präsentieren. Das Muster ist banal, wirkt aber immer.

Die Alliierten aus Ost und West hatten natürlich auch sehr viele eigene Interessen, als es um Deutschland ging. Der Technologie-Export war ja auch nicht ohne …
Die Welt ist deutlich komplexer als es dieser Artikel darstellt. Den meisten heutigen Bewohnern Deutschlands wird es auch egal sein, ob sie zufällig in D wohnen oder in einem anderen westlichen Staat.

Martin Cichy
Martin Cichy
5 Jahre zuvor

Griechenland sollte vielmehr dankbar sein für die großzügigen deutschen Hilfen hinsichtlich des dort selbstverschuldeten Staatsbankrotts. Die Reparationsforderungen griechischer und polnischer Politiker sind nichts weiter als populistische Gesten ggü. dem eigenen Wahlvolk. Eben wohlfeil.
Leider geht der Autor dem komplett auf den Leim.

Deutschland hat sich für nichts mehr zu entschuldigen, eine Rechtsgrundlage für etwaige "Reparationen" existiert zudem überhaupt nicht. Insofern haben entsprechende Ansinnen nicht die geringste Aussicht auf Erfolg, und das ist auch gut so!

Thommy
Thommy
5 Jahre zuvor

Sie haben in dieser Frage vollkommen Recht.Herr Laurin

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
5 Jahre zuvor

Die moralische Frage nach Reputationszahlungen wird nicht auf juristischem Boden gelöst werden, auch wenn die Griechen nun mit unverhohlenen Drohungen gegen Deutschland ihrem Wahlvolk neue, in den letzten Jahren selbstverschuldet verloren gegangene Stärke präsentieren wollen.

Juristisch gibt es keine Ansprüche des Staates "Elláda", einzig Privatpersonen können auf Wiedergutmachung klagen und haben schon ein paar dementsprechende Prozesse gegen Deutschland gewonnen. Die Drohung auf Enteignung deutscher Besitztümer in Griechenland, die aktuell im Raum steht, kann sich durchaus erfolgreich auf solche Urteile erstrecken, solange sie noch nicht umgesetzt wurden – mehr aber auch nicht.

Helmut Junge
Helmut Junge
5 Jahre zuvor

Der Urlaub in Greichenland würde deutlich billiger.
So wie in der Türkei. Das ist sicher. Kreta kann sich dann endlicher jeder Hartz 4-rer erlauben.
Jetzt noch nicht. Ist noch zu teuer.
Aber ob Griechenland sich mit irgendwelchen Forderungen durchsetzen kann (könnte),
ist zweifelhaft. Das ist unsicher.

Gerhard Munzi
Gerhard Munzi
5 Jahre zuvor

Ich bin mir sicher, dass die Albaner gespannt auf das Ergebnis der Aktion warten…. die haben da nämlich auch noch eine Rechnung offen, v.a. mit den Griechen…..
Wir könnten eigentlich mal die Zerstörungen von Melac in der Pfalz und die damals rechtswidrige Annexion Strassburgs durch die Franzosen in Rechnung stellen, die Polen nicht nur uns, sondern auch den Russen gegenüber hohe Geldbeträge einfordern, Achja, die Schweden haben einst grosse Teile Deutschlands verwüstet, Napoleon Russland und das Resteuropa, England viele Kolonien, China und Japan haben auch noch Rechnungen offen. Und die Indianer in Nord- und Südamerika freuen sich dann sicher auch auf die Beschlagnahmung von US Vermögen bzw. von spanischem oder portugiesischem Eigentum….
Merkt denn niemand, was für einen Unsinn nicht nur die Griechen, sondern auch unsere eigenen Leute uns da vorsabbern?

thomas weigle
thomas weigle
5 Jahre zuvor

Nicht alle sollten vernichtet werden, sondern "nur" Juden und die Slawen, so letztere nicht als Arbeitssklaven gebraucht worden wären.
Deutschland hat mit ca einem Viertel seines Staatsgebietes gezahlt, dass an die Sieger ging. Das ist schon heftig, wenn`s auch verdient war. 10-12 Millionen Vertriebene, 26 Millionen Obdachlose sind auch ein ziemlicher Tribut. Auch dies durchaus nicht unverdient.
Das alles allerdings kann die Griechen nicht zufrieden stellen, denn sie sind an Russen und Polen gemessen leer ausgegangen. Insofern besteht m.E. ein durchaus begründeter Anspruch Griechenlands, Rechtsgrundlage hin oder her. Moralisch jedenfalls m.E. eindeutig. Es kann nur um die Höhe der Zahlungen gehen.

Yilmaz
Yilmaz
5 Jahre zuvor

Italien hat den Krieg gegen Griechenland begonnen. Über 400 Dörfer hat es zerstört und deren Bewohner liquidiert. Bulgarien schloss sich dem an. Welche Reparationszahlungen leisteten diese Länder?

Gerd
Gerd
5 Jahre zuvor

"Griechenland erhielt davon 115 Millionen DM… Wie können sechs Staaten, davon zwei Täterstaaten, über die Ansprüche Dritter entscheiden?"

Selbst der ÖRR wahr so ehrlich zu erwähnen, dass mit dem deutsch griechischen Abkommen aus den 60ern alle griechischen Ansprüche abgegolten wurden.

Gerd
Gerd
5 Jahre zuvor

PS: Die Bemerkungen über Frankreich im WK 2 zeigen, dass der Autor besser nicht über Themen ausserhalb des Ruhrgebiets schreiben sollte.

Thomas Siepelmeyer
Thomas Siepelmeyer
5 Jahre zuvor

On this day, 76 years ago, the Warsaw Ghetto uprising started. We should remember this event, partly because of the heroism of its actors but also because it shows the very best that human beings are capable of.

Marek Edelman was one of the very few survivors of that uprising, and he later wrote a first person account of the conditions in the Warsaw Ghetto under the Nazis and of the uprising itself. One of the all-time great history books. Here is a book review of Marek Edelman's book.

https://oaklandsocialist.com/2016/04/19/anniversary-of-warsaw-ghetto-uprising/?fbclid=IwAR2N6KVJok8V56TawvT9C8aowPSS8VP7QDyPCT2D4RITgQxOFiqtFeSCavA

Karl Mallinger
Karl Mallinger
5 Jahre zuvor

Ich bin 1967 geboren und kann so wenig für Nazi-Verbrechen wie ein 1967 geborener Däne etwas für die Raubzüge der Wikinger kann. Ich "schulde" niemandem was , nur, weil ich zufällig als Deutscher auf die Welt gekommen bin und muss auch niemandem "dankbar" sein. Und Reparationsforderungen an Deutschland 74 Jahre nach Kriegsende sind nichts weiter als eine unverschämte Abzocke! Warum nicht auch die Mongolei wegen der Raubzüge des Dschingis Khan verklagen? Was ist der Unterschied?

Paul Guloglou
Paul Guloglou
5 Jahre zuvor

Wenn ich meine Schulden nicht bezahlt und die Zeit überzogen habe gehe ich zum Schuldner und entschuldige mich und, zahle sogar mehr als ich rechnerisch muss.
Warum Deutschland fast 80 Jahre darauf gewartet hat kann ich nicht sagen, vermute nur..
Warum Griechenland aber auch andere bis jetzt nicht tätig geworden sind, dafür gibt es unterschiedliche Gründe aber spätestens 1990 als die 2+4 Verträge unterschrieben wurde, sollten die Reparationszahlungen geregelt werden, von BRD aus.Stell dir vor Griechenland hätte sich quer gestellt und Reparationszahlungen gefordert. Spielverderber. Nein, alle wollten die Wiedervereinigung Deutschlands außer die Briten und Franzosen , die auch laut ihr mistrauen geäußert haben, aber nicht Griechenland, nicht Polen und nicht Serbien.

Holgaaaa
Holgaaaa
5 Jahre zuvor

Angesichts der Hilfen, die Griechenland im Zuge der Schuldenkrise erhalten hat würde ich dem guten Herrn Zipras raten sich einfach mal zurückzunehmen und ein wenig dankbarkeit dafür zeigen, dass sein bankrottes und von korruption Zersetztes Land in der Form überhaupt noch existiert. Deutschland ist doch sowieso schon Zahlmeister der Welt. Ünerall wo irgendwer danach schreit springen wir in die Bresche. Man sollte nicht vergessen, dass auch unsere Mittel beschränkt sind. Wenn Deutschland irgendwann selbst am Ende ist saufen die anderen auch mit ab.

thomas weigle
thomas weigle
5 Jahre zuvor

Was Frankreich angeht: "Sieger sehen anders aus." Die Franzosen haben lange innerhalb und außerhalb Frankreichs vom Mythos der Resistance gezehrt. Der andere, größere(?) Teil hat heftig und bestens kollaboriert. Hitlers Blitzkrieg im Westen war auch deshalb möglich, weil Kommis und Rechte den Kampf sabotierten, und auch die Regierung wenig Widerstandswillen zeigte. Und dann kamen Petain und Laval…
Dort, wo große Teile der Bevölkerung kollaboriert haben, musste die Befreiung vom Faschismus letztlich von außen kommen.

B. Kraemer
B. Kraemer
5 Jahre zuvor

Absoluter Witz diese Forderungen. Mord verjährt nicht… aber kann ich diesen Verurteilungsanspruch weitervererben? NEIN. Ich persönlich ziehe meine Schlüsse. Keine Reisen mehr nach Griechenland. Unsere Welt wird immer verrückter. Ich hoffe das sich bald alle Arbeiter dieser Welt erheben und sich all das Geld der Aktionäre gerichtlich erstreiten… Wer hat dafür gearbeitet? Nicht die Aktionäre. Aber bitte rückwirkend für die letzten 100 Jahre…

Günther Brille
Günther Brille
5 Jahre zuvor

Die Italien 1940 regierenden Faschisten haben den Balkankrieg gegen Griechenland und JuJugoslawien begonnen. Hat man von Seiten der Griechen mal in Italien nach Reparationen gefragt?

Robin Patzwaldt
Editor
5 Jahre zuvor

@Günther Kluge: Ich bin hier auch nicht der Meinung meines Kollegen Stefan Laurin, aber wenn sie ihn beleidigen, dann kann ich ihren Kommentar nicht freischalten. Ich bitte um Nachsicht. 😉

Dirk Pfister
Dirk Pfister
5 Jahre zuvor

Fakt ist: Die Bundesrepublik Deutschland hat mehr Reperatur Zahlungen geleistet als sie hätte müssen. Diese fanden nur unter einen andern Namen und Vermerk statt. Wer glaubt Griechenland hätte heute noch Ansprüche der glaubt auch an den Mann mit dem dicken Bauch ,weißem Bart und rotem Umhang. Ich sage nur Griechischer Staatsbankrott.

Gerd
Gerd
5 Jahre zuvor

Operation Torch trifft den Nagel auf den Kopf. Ab Ende 42 waren Frankreichs Kolonien und erhebliche Teile der Marine wieder auf alliierter Seite. Eine nicht zu unterschätzende Verstärkung im Mittelmeer, in Italien und ab August 44 in Südfrankreich.

Derweil die griechischen Partisanen sich gegenseitig umgebracht haben, statt die Deutschen und Italiener zu bekämpfen. Ok, das war die Schuld der Kommunisten, aber das waren auch Griechen.

Cameltoe
Cameltoe
5 Jahre zuvor

Hiho. Ich bin Baujahr 74 und habe in soweit eigtl nichts mehr mit den Verbrechen zu tun. Trotzdem muss ich mich immer und immer wieder als Nazi beschimpfen lassen von anderen Nationalitäten. Ich frage mich warum die Griechen nun erst damit kommen? Auch deren Staatsbankrott, den wir natürlich fürstlich aufgefangen haben, ist nur ein paar Jahre her. Unsere Generation und schon die vorherige haben mit dem was da passiert ist nix mehr zu tun aber müssen immer wieder reumütig diese Pein über uns ergehen lassen. Immer wieder. Wir sollen das nicht vergessen sagt man uns… Das wäre niemals möglich . Aber ehrlich..? Wir wären nicht die Deutschen wenn wir nicht jedem Neider irgendwo für irgendwas noch Steuergelder in den Hintern schieben würden. Ich bin mit dabei. Lasst uns das Geld verrechnen mit den Hilfen denen wir überhaupt ein Überleben derer Ermöglicht haben. Dann kriegen wir sogar noch was zurück. Wie kann man sich da bloß hinstellen, flehen und auf Hilfe hoffen (Selbst da würden wir als Nazis beschimpft) und im nächsten Atemzug für was Fordern womit schon einige Generationen nie was mit zu tun haben/hatten und es hätten auch nie ändern können . Unfassbar wie wenig Achtung, Dankbarkeit und Selbstkritik so manche Kreatur auf sich vereinen mag.

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