Am Donnerstag beförderte nicht nur die umstrittene vorzeitige Vertragsverlängerung von Sportdirektor Sebastian Kehl beim BVB die Diskussionen unter den Fußballfans hier im Ruhrgebiet. Noch stärker als diese Entscheidung sorgte ein Urteil des DFB-Sportgerichts für Aufsehen. Dieses hatte dem VfL Bochum erstinstanzlich alle drei Punkte aus dem Skandalspiel bei Union Berlin zugesprochen, welches eigentlich mit einem 1:1-Unentschieden geendet hatte.
Nachdem VfL-Torwart Patrick Drewes in der Nachspielzeit von einem Feuerzeug am Kopf getroffen wurde und das Spiel erst nach einer gut 20-minütigen Unterbrechung und ohne Drewes fortgesetzt werden konnte, erhielt der VfL am „Grünen Tisch“ einen 2:0-Sieg zugesprochen. Das Urteil kam für langjährige Beobachter der Szene nicht wirklich unerwartet, könnte uns alle aber noch für lange Zeit beschäftigen.
Man stelle sich nur einmal vor, die Bochumer hielten am Ende auch dank dieser zwei Zähler tatsächlich noch die Klasse. Die Entscheidung der Sportrichter in Frankfurt am Main hätte eine Dimension und Reichweite erreicht, wie sie keinem Fußballfan gefallen kann.
Als sich der VfL am 14. Spieltag an der Alten Försterei in Berlin trotz Unterzahl das 1:1 erkämpfte, wartete das Team von der Castroper Straße noch immer auf seinen ersten Saisonsieg. Nach 13 Spielen der Saison 2024/25 hatte Bochum gerade einmal zwei magere Punkte auf dem Konto. Der Abstand auf den Relegationsrang 16, den damals schon Heidenheim mit zehn Zählern hielt, erschien fast schon unüberbrückbar.
Jetzt, vor dem 16. Spieltag, sieht die Konstellation für den VfL in den Köpfen vieler deutlich positiver aus. Nach einem zwischenzeitlichen 2:0-Erfolg im Ruhrstadion gegen Heidenheim kurz vor der Winterpause und den am „Grünen Tisch“ womöglich hinzugewonnenen zwei Zählern aus dem Skandalspiel in Berlin (Union hat bereits Berufung angekündigt) läge der Klub mit acht Punkten wieder in unmittelbarer Schlagdistanz zur Konkurrenz aus Kiel (acht Punkte) und Heidenheim (zehn Punkte). Die Relegation ist für den sportlich so katastrophal in die Saison gestarteten VfL plötzlich wieder ein durchaus realistisches Ziel.
Was sich für Fans der Bochumer erst einmal positiv anhört, ist in Wahrheit eine Katastrophe. Man stelle sich nur einmal vor, der VfL erhielte am Ende der Spielzeit wirklich die Chance auf den Klassenerhalt, und zwar nur, weil ihm ein Chaot aus dem Fanblock der Unioner diese zusätzlichen zwei Punkte vor dem Sportgericht im Dezember 2024 ermöglicht hatte.
Es wäre, unabhängig von den Diskussionen über die Schwere des Treffers am Kopf des VfL-Torwarts, seine Verletzung und das Verhalten des Vereins nach diesem Vorfall, in jedem Fall auch für alle Bochumer ein Desaster.
Den sportlichen Abstieg nur durch diesen Umstand vermieden zu haben, das wäre ein Wermutstropfen, den sicherlich kein Bochumer in der Chronik des eigenen Herzensvereins verzeichnet haben möchte.
Hier droht also gerade, ungeachtet des angekündigten juristischen Fortgangs der Geschehnisse, allen Sportfans eine Lektion katastrophalen Ausmaßes. Welche langfristigen Folgen dieses Urteil im Rückblick einmal haben wird, ist derzeit schlicht noch nicht absehbar. Der Schaden für alle Beteiligten ist aber definitiv schon angerichtet!