In dieser Reihe geht es um die (fehlende) Sinnhaftigkeit von Printmagazinen und konkrete Beispiele, zu denen der Autor feierlich schwört sie nach Erscheinen des Artikels nie mehr zu kaufen. Nach dem Rolling Stone im ersten Teil sollte erst ein Obdachlosenmagazin folgen, das hat dann aber doch irgendwie Sinn gemacht. Also musste ein einfaches Opfer her: "SFT – Best Of Electronic Lifestyle".
Es geht phantastisch los: Ein Cover mit einer halb Foto realistischen, halb Computer generierten "foxy Verführerin", die eine Touch-Screen berührt. Der "Touch-Test", die "Touch Revolution". Was für die einen Trash ist, ist für die anderen halt sexy. Passend die DVD mit Dennis Hopper als Teen-Napper plus ein ähnlicher zweiter Film, und die eingelegte Silberscheibe schreit den Käufer (wohl meist Männer, ist halt so) direkt an: "Bist Du reif für Doomster?" Man schaut sich um im Raum, wen die wohl duzen mögen, denkt "Ich kann nicht gemeint sein" und ist verdutzt. Schneller Blick auf den Rest des Covers: Navigationssysteme werden getestet, es geht um "Spezialistenfernseher" und "Die besten Filme 2009". Nun man muss ja nicht alles kaufen, was der elektronische Lebensstil zu bieten hat.
Also rein in’s Blatt: Viele Anzeigen für Gadgets, Hardware und Software, die üblichen Großdiscounter und insgesamt gar nicht mal soo viele. Das könnte natürlich mit den redaktionell angepriesenen Produkten zusammen hängen. Es steht aber nur dreimal deutlich "Anzeige" über einer recht redaktionell anmutenden Doppelseite. Dafür bemüht man sich aber um verhältnismäßig objektiv formulierte Texte – anderes könnte ja auch zu Ungleichgewichten beim Behandeln der Anzeigenkunden führen.
Aber im Grunde ist das alles ja erwartbar und langweilig. Markennamen in Überschriften, Bezugsadressen und Preise tauchen aber schon überdimensional auf, das erinnert schon ein wenig an Katalog. Also hier und da ein Test und auch ein Interview mit James Blunt ("Warum glaubst du, polarisieren deine Person und deine Musik so extrem?" – "Das ist doch symptomatisch für unsere heutige Welt und für die Medien."). Nach dieser Dosis Mensch freut man sich doch direkt wieder auf … oh, genau, die "Touch Revolution" mit dem Bikinigirl (diesmal liegend an einem Gerät fingernd) und darüber fast 4 Zentimeter dick: "TECHNIK". Haha!
Dieses Titelthema wird denn auch stilecht über 16 Seiten ausgebreitet, die "Spezialistenfernseher" sind dann ganze drei auf immerhin vier Seiten. Navigationsgeräte, Beamer, Luxus-Handys, PC-Zubehör, Kameras und noch mehr Handys. Dazwischen ein Blick in’s "Gadget-Museum" mit Prototypen heutiger Standardwaren, mal so zur Abwechslung vom Diktat des Neuen. Zeit für Software so sachte vielleicht? Ja! Spiele, Filme, Musik. Hier dann auch offensichtlich verlagsintern importierte Interviews mit einem Trickfilmspezialisten ("Bestmögliche Animationsqualität ist meine Leidenschaft."), Angelina Jolie ("Ich liebe den Adrenalinstoß."), Thees Uhlmann ("Es ist nichts wichtiger im Leben eines Mannes, als ab und zu als Idiot bezeichnet zu werden."), einem von Manowar ("Ich habe geschworen, ehrenhaft zu sterben.") und einer von den Sugababes ("Veränderung kann auch etwas Gutes sein").
Eine geballte Dosis ganz normaler Menschen also. Es folgen: Listen. Bestenlisten. Und Herstellernachweise. Und als letztes im redaktionellen Teil tatsächlich die gute alte Kolumne mit der relativierenden Erkenntnis: "Tastschirme sind toll – aber nicht für jede Anwendung die ultimative Lösung". Klasse! Die technologische Revolution nimmt stilecht immer die Konterrevolutionäre gleich mit gefangen! Sehr ordentlich. Ab in den Papierkorb.
Wow, diese Dame sieht herrlich aus! Ich ziehe ein solcher Körper vor, Luxus Handy brauche ich überhaupt nicht, solche Dinge machen mich nicht glücklich.