Rettet die Wahlen!

Endet heute in Österreich die Tradition des Wählens um des Wählens willen?
Endet heute in Österreich die Tradition des Wählens um des Wählens willen?

Ein Gastbeitrag des Wiener Physikers, Wissenschaftserklärers und freien Journalisten Dr. Florian Aigner.

In einer Zeit, die sich immer schneller verändert, braucht der Mensch Stabilität, Tradition und Verlässlichkeit. In Österreich steht all das nun auf dem Spiel: Die wunderschöne Tradition des Wahlkampfes könnte beendet werden.

Es ist ein liebgewonnenes Ritual geworden: Wie alle paar Monate versammeln sich die Österreicherinnen und Österreicher gemeinschaftlich in ihren Wahllokalen, um einen Bundespräsidenten zu wählen. Man trifft die Nachbarn, plaudert mit Freunden und Bekannten, und am Ende wird ein Grund überlegt, warum die Wahl auch diesmal nicht zählt. Mit dieser schönen österreichischen Tradition könnte nun aber gebrochen werden: Angeblich gibt es Pläne, die Wahl vom 4.12.2016 tatsächlich in die Bestellung eines Bundespräsidenten münden zu lassen, was weitere Wahlgänge auf Jahre hinaus verhindern könnte.

Wieder einmal sollen dem Land fremde Bräuche aufgezwungen werden: Nur weil es in anderen EU-Staaten üblich ist, dass Wahlen ein Ergebnis haben, muss das plötzlich nun auch in Österreich so sein.

Dabei gab es durchaus vielversprechende Signale: So bemüht man sich in Österreich etwa seit Jahren, Asylwerber frühzeitig zu integrieren und an das österreichische Brauchtum heranzuführen, indem man die Entscheidung über ihren Aufenthaltsstatus nach alpenländischer Tradition über Jahre hinweg zelebriert. So kann sich der Asylant ein kleines bisschen fühlen wie ein Bundespräsidentschaftskandidat – ein schönes Signal!

Auch an den Schulen könnte man vermehrt traditionelles Demokratieverständnis verankern, indem man aus der Klassensprecherwahl der ersten Klasse einen warmherzig wiederholbaren Prozess macht, der den Kindern bis ins Studium Freude bereitet.

Aber nein – aus falsch verstandenem Glauben an Effizienz und Funktionalität soll uns jetzt ein Ergebnis aufgezwungen werden. Der uralte Grundsatz österreichischer Philosophie “schauma mal, dann sehma schon” gerät ins Wanken. Das Land des Zögerns, Regelbiegens und Abwartens soll mit einer endgültigen Entscheidung konfrontiert werden. Das würde bedeuten, dass Österreich einem völlig wahllosen Frühling entgegenblicken könnte.

Wäre es eventuell möglich, das Ergebnis der Wahl zumindest zu verheimlichen? Könnten wir zu Ehren des großen Österreichers Erwin Schrödiger einen Quanten-Präsidenten einführen, dessen Identität unbestimmt ist, solange niemand hinsieht? Staatsbesuche könnte er diskret in der Burka durchführen, die öffentlichen Fernsehreden könnte man beispielsweise parallel zum Musikantenstadl ausstrahlen, sodass sie ohnehin niemand sieht. Leider ist diese Variante juristisch nicht geklärt.

Zum Glück zeichnet sich die Rettung allerdings bereits ab: Zumindest die Nationalratswahl könnte vorgezogen werden. Vor übertriebener politischer Stabilität müssen wir uns also zumindest vorerst nicht fürchten.

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Michael
Michael
8 Jahre zuvor

Heute stellt sich in Österreich und Deutschland die bange Frage, ob es der Führer wieder einmal schafft. Was für Europa etwas unpassend wäre, da die Amerikaner diesmal – nach dem fälligen Anschluss und den üblichen Raub- & Massenmorden – nicht zur Rettung kommen werden, da sie selbst einen Führer gewählt haben.

Wenn das der beliebteste Kanzler der Deutschen und der Österreicher noch erlebt hätte.

Gerd
Gerd
8 Jahre zuvor

Naja , zumindest dieses Mal würde der Anschluss in umgekehrter Richtung ablaufen. Fönde ich ok. Dann könnten wir in Zukunft doch glatt unser Staatsoberhaupt wählen. 😉

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