Am gestrigen Sonntag empfing der Herner EV den EV Duisburg, seines Zeichens Tabellenführer der Oberliga Nord, zum Spitzenspiel in der heimischen Gysenberghalle. Die Füchse aus Duisburg ziehen aktuell einsam ihre Kreise an der Tabellenspitze mit schon einigem Abstand auf die Tilburg Trappers und eben dem Team um Kapitän Stephan Kreuzmann aus Herne. Dieses Spiel war jedoch nicht nur das Topspiel der Oberliga Nord, sondern aktuell auch das bestes, was das in den letzten Jahren arg gebeutelte Ruhrgebietseishockey zu bieten hat.
Das Spiel beginnt rasant, insbesondere der HEV legt in den ersten Minuten ein hohes Tempo auf das Eis. Die Füchse finden zu Beginn nicht recht ins Spiel und die Herner setzen Stefaniszin im Duisburger Tor einige Male unter Druck. So ist die unvermeidbare Konsequenz, dass Stephan Kreuzmann in der fünften Minute während der Duisburger Raphael Joly die Strafbank drückt einen satten Schlagschuss von der blauen Linie im Duisburger Tor unterbringen kann. Dieser Knaller holt die Duisburger aus ihrer Anfangsträgheit. Auf Basis einer stabilen Defensive erspielten sich die Füchse zunehmend Chancen und in der neunten Minute bezwingt Lars Grözinger Michel Weidekamp im Herner Tor und gleich zum 1:1 aus. Insgesamt wird das Spiel nun ruppiger und bietet mittlerweile alles was man sich von einem hochkarätigen Eishockeyspiel erhofft. Nach einigen Nickeligkeiten im Duisburger Drittel platzt Chad Niddery der Kragen und nachdem er den Puck im Herner Drittel verliert, knüpft er sich Michel Ackers vor. Für beide geht es mit 2+2 auf die Strafbank. Niddery darf zusätzliche zehn Minuten darüber nachdenken warum man seinen Gegner nicht schlagen darf. In der elften Minute setzt sich der Herner Thomas Dreischer zu Michel Ackers und die Füchse brauchen ganze neun Sekunden um zu demonstrieren wie gutes Überzahlspiel aussieht. Meisinger passt den Puck an der blauen Linie quer zu Schmidt, ein erneuter Querpass, diesmal zu Raphael Joly, dieser hat freie Schussbahn und haut den Puck ins Tor von Michel Weidekamp. Mit diesem Spielstand geht es dem Spielverlauf entsprechend in die erste Pause. Nach einem etwas verschlafenen Start kontrollieren die Füchse das Spiel, der HEV kommt dennoch immer wieder gefährlich vor das Duisburger Tor. Hauptschiedsrichter Andreas Kowert lässt viel durchgehen.
Das zweite Drittel beginnt wie das erste: der HEV kommt besser und wacher aus der Kabine und nach nur 42 gespielten Sekunden erzielt Aaron McLeod das 2:2 nachdem er sich die Scheibe rechtsaußen schnappt, parallel zur Torlinie fährt, gekonnt einige Füchse umkurvt und wartet bis Stefaniszin im Duisburger Tor auf dem Eis liegt um den Puck dann an ihm vorbei ins Tor zu schieben. In der 23. Minute jubeln die Duisburger, HSR Kowert verwehrt den Füchsen jedoch die erneute Führung und erkennt auf Torraumabseits. Der HEV ist weiterhin die stärkere Mannschaft und Duisburg kommt nur mit wenig zwingenden Entlasungsangriffen ins Herner Drittel. In der 26. Minute jubeln die Füchse und die gut 200 Duisburger unter den insgesamt 1863 Zuschauern erneut. Kowert erkennt jedoch sofort auf Schlittschuhtor was heftigen Diskussionsbedarf seitens des EVD hervorruft. Nach Rücksprache mit seinem Team entscheidet Kowert nun doch auf Tor. Insgesamt wirkt das Schiedsrichtergespann nicht sonderlich souverän und gehört nicht zu den besten Akteuren auf dem Eis an diesem Abend. Mit der Führung im Rücken werden die Duisburger wieder spielbestimmend. In der 33. Minute haben die Füchse die große Chance auf das 2:4, Michel Weidekamp kann eine eins auf null Situation jedoch hervorragend entschärfen. Zum Ende des Drittels spielen die Herne zwei Mal in Überzahl, sehr stark verteidigende Füchse lassen jedoch nichts zu. Erneut gehen die Duisburger verdient mit einer knappen Führung in die Pause. Nachdem sich das Spiel zu Beginn des zweiten Drittels etwas beruhigt hatte, wurde es ab Minute 30 wieder hitziger.
Auch im dritten Drittel beginnt der HEV mit viel Zug zum Tor und dieses Mal ist es HSR Kowert, der nahtlos an seine schwache Leistung aus den beiden vorangegangenen Dritteln anknüpft und die Füchse aus ihrer Pausenlethargie holt. In Minute 45 verpasst er ein Beinstellen der Duisburger an der eigenen blauen Linie zu pfeifen und im direkten Gegenzug erzielt Dominik Meisinger nach einem intelligenten Pass von Bettahar in den Rückraum das 2:4. Die Füchse sind nun weiter spielbestimmend und haben mehrfach die Chance die Führung weiter auszubauen, scheitern jedoch an Weidekamp oder dem Pfosten. Der HEV bleibt jedoch auch gefährlich und in der 49. können sich die Duisburger bei ihrem Goalie Sebastian Stefaniszin bedanken, welcher eine eins auf null Situation überragend hält. Zweieinhalb Minuten vor dem Ende nimmt HEV-Coach Frank Petrozza eine Auszeit und seinen Goalie vom Eis. Dies nutzt Markus Schmidt exakt eine Minute vor Schluss, schießt den Puck von der Mittellinie ins verwaiste Herner Tor und entscheidet das Spiel entgültig.
Die gut 1800 Zuschauern sahen gute Werbung für das Ruhrgebietseishockey und erneut ein Oberligaspiel auf sehr hohem Niveau. Die Duisburger sind von ihrer Position an der Tabellenspitze in dieser Form wohl nur noch schwer zu verdrängen und neben den Regensburgern aus der Südgruppe der Oberliga Topfavorit auf den Aufstieg in die DEL2. Die Herner müssen aufgrund der Niederlage ihren dritten Platz an das Team aus Halle abgeben, können diesen am kommenden Freitag jedoch zurückerobern. Nach dem Derby ist vor dem Derby ist das Motto in Herne. Am Freitag kommen die Moskitos aus Essen an den Gysenberg. Das Team von Frank Gentges schwächelte in den letzten Wochen etwas und benötigt dringend Punkte, um noch eine Chance auf die Play-offs zu wahren. Die junge Truppe vom Westbahnhof wollte in dieser Saison jedoch ohnehin nur die Klasse halten und hat bislang eine beeindruckende Saison auf das Eis gelegt. Den vielen Mückenfans, welche am Freitag in Herne erwartet werden, wäre ein Derbysieg ohnehin wichtiger als die Play-offs. Die Aufgabe für den HEV dürfte dementsprechend nicht minder schwer sein als gestern gegen die Füchse.
Tore:
1:0 (4:03) Kreuzmann (McLeod, Verelst) PP1
1:1 (8:58) Grözinger (Huebscher, Joly)
1:2 (10:50) Joly (Schmidt, Meisinger) PP1
2:2 (20:42) McLeod (Hauptig, Reckers)
2:3 (26:24) Meisinger (Joly, Grözinger) PP1
2:4 (44:47) Meisinger (Bettahar, Kunce)
2:5 (59:00) Schmidt (Stefaniszin) ENG
Strafen:
Herne 16 – Duisburg 16 plus 10 Niddery
Zuschauer:
1863