Als ich den Kinosaal verlasse, komme ich zu einem Gespräch eines noch älteren Herren als ich mit zwei jüngeren Leuten hinzu. Ich höre noch, wie der jüngere Mann sagt, dass es aber doch ganz gut sei. Und der ältere Herr die Meinung meint, es sei halt eine Mischung der Horrorfilme seit den 1970ern. Ich sage, dass es durchaus Horrorfilme seit den 1920ern sind. Er nickt, und wir alle gehen auseinander.
Viel mehr gibt es über diesen Film eigentlich nicht zu sagen, und ich werde diese Rezension auch nicht künstlich ausweiten, nur, um den Anschein zu erwecken, eine vollumfängliche Rezension eines Filmes müsse kompliziert feingeistig und vor allem zu lang sein.
Der neue Nosferatu-Film von Robert Eggers ist eine Aneinanderreihung von Dracula-, Vampir- und anderen Horror-Motiven aus den Filmen seit den 1920ern. Wenig überraschend hat man sich dabei vor allem auf die Filme fokussiert, die Nosferatu oder Dracula beinhalten. Wie man aber auf die Idee kommen mag, ausgerechnet Bram Stokers Dracula und Nosferatu miteinander zu verbinden, das erschließt sich wahrscheinlich nur dem Regisseur. Man muss benennen, dass diese Kombination für den Zuschauer nicht gelungen ist.
Wie gesagt, eine Ansammlung von Szenen, teilweise in exaktem Nachspiel. Manchmal die Szenen größer ausgestaltet als im Original, und einige wenige Szenen sind originär für Eggers‘ Nosferatur und sehr stimmungsvoll in Szene gesetzt. Die Handlung spielt dem gegenüber überhaupt keine Rolle: Nosferatu ist böse, kommt nach Deutschland, will alle töten. Eine Frau opfert sich. Nosferatu stirbt. Willem Dafoe tritt als Van Helsing-Typ mit Mel-Brooks-Anteilen auf.
So kommt dann auch nirgends Spannung auf, aber eben auch nicht das, was Nosferatu-Filme zumindest auszeichnet: Schrecken, Horror, Angst. Komplette Fehlanzeige. Das Ganze plätschert zweieinhalb Stunden lang so vor sich hin. Oft ist man von der handwerklichen Güte der Szenen angetan. Andere Szenen gelingen weniger gut, und einige sind sogar einfach nur witzig, ob freiwillig oder unfreiweillig bleibt unklar. Wir wollen Robert Eggers zugutehalten, dass er wohl auch die Dracula-Parodien von Leslie Nielsen mitgedacht hat.
Alles in allem ist es eine Anthologie von Szenen, die man definitiv nicht im Kino sehen muss. Vielleicht kommt im eigenen Wohnzimmer bei Nacht sogar noch ein bisschen Spannung auf.