Keine Fußball-Bundesliga-Spiele an diesem Wochenende! Da diskutieren die Fans in diesem Lande traditionell gerne einmal wieder emotional über etwas, was eigentlich eine altbekannte Tatsache ist.
Und genau das ist derzeit auch in überraschend großem Ausmaß der Fall. Rund um den BVB sorgt aktuell der Ex-Dortmunder Robert Lewandowski für etliche Schlagzeilen.
Gegenüber dem Vereins-TV des FC Bayern München, dem Haussender des Klubs für den der Pole seit 2014 spielt, sagte der Stürmer kürzlich über seinen damaligen Wechsel vom Ruhrgebiet an die Isar:
„Ich habe das erste Mal ein Trikot auf meinem Körper gespürt, das zu einem richtig großen Verein gehört. Da war ich sehr stolz.“
Eine Aussage, die manchen BVB-Fan zwar arg schmerzen mag, wie die aktuelle Diskussion zeigt, die jedoch trotzdem einfach nicht von der Hand zu weisen ist.
Als Lewandowski im Sommer 2010 aus Polen in die Bundesliga zum BVB wechselte, da war er ein noch relativ unbekannter, junger Stürmer. Lewandowski hat schon damals nie einen Hehl daraus gemacht, dass er seinen neuen Arbeitgeber aus Dortmund als eine gute Aufstiegsmöglichkeit in Richtung der ganz großen Fußballbühne betrachtet hat. Bis heute gehört er nicht zu der Kategorie der vielbelächelten, scheinheiligen ‚Wappenküsser‘. Der Pole macht stets seinen Job auf bestmögliche Art und Weise. Er gilt als Musterprofi. Ein Liebling der Mitspieler und der Fans war er bislang jedoch noch nie. Er wird respektiert für das was er macht. Mehr nicht.
Auch als er im Sommer 2014 von Dortmund nach München wechselte, war das keine wirkliche Herzensangelegenheit von ihm, sondern schlicht eine pragmatische Entscheidung. Nicht umsonst wurde im Laufe der Vergangenheit ja auch immer wieder unwidersprochen darüber diskutiert, ob für ihn nicht demnächst ein Wechsel nach Madrid ins Haus stehen würde, wo Lewandowski, nach eigener Aussage, schon seit seiner Kindheit immer gerne einmal gespielt hätte.
Wenn der Pole nun also im Rückblick darüber spricht, dass er damals, bei seiner Ankunft in München, erstmals das Gefühl hatte, das Trikot eines ‚richtig großen Vereins‘ zu tragen, dann entspricht das schlicht den Tatsachen, was die Einordnung des BVB und des FC Bayern betrifft.
Dortmund stieg in der Klopp-Ära zwar in der Rangliste der Klubs auf europäischer Ebene auf, war aber auch zu seinen damaligen Glanzzeiten, die mit Erreichen des Champions League-Finales 2013 ihren zwischenzeitlichen Höhepunkt erreichten, nie auf einer Stufe wie Real Madrid, dem FC Barcelona oder auch einigen Vereinen aus der Premier League, was das Renommee betrifft.
Nicht umsonst verließen viele der früheren Top-Spieler des BVB den Verein ja genau in diese Richtung, kamen immer wieder Gerüchte über drohende weitere Abgänge zu diesen Teams auf. Eine Beobachtung, die man als BVB-Anhänger bis zum heutigen Tage machen kann/muss.
So emotional wie viele Dortmunder die Antwort Lewandowskis jetzt vielleicht aufnehmen, darf man sie aus seiner persönlichen Sicht, die halt die Betrachtung eines Berufsfußballspielers ist, nicht sehen.
Der BVB war bei seiner Ankunft in Dortmund von Außen betrachtet, zumal für einen Ausländer, der mit der Bundesliga nur aus der Distanz vertraut gewesen sein dürfte, tatsächlich nur ein mittelmäßiger Bundesligist, keinesfalls ein seit Jahrzehnten fest etablierter Top-Klub auf europäischer Ebene. Der FC Bayern hingegen schon.
Zudem gilt es zu bedenken, dass er die Aussage gegenüber dem TV-‚Sender‘ seines aktuellen Arbeitgebers tätigte. Auch das relativiert vieles.
Nicht vergessen werden sollte außerdem, dass der inzwischen 31-Jährige seit seinem Wechsel vom Revier in den Süden der Republik mit den Münchnern in fünf Jahren fünfmal die Meisterschaft, zweimal den Pokal und dreimal die Torjägerkrone in der Bundesliga holte. Werte, die er mit dem BVB so nicht hätte erreichen können. Das mag man aus Ruhrgebietssicht bedauern, ist jedoch nicht wegzudiskutieren
Bei näherer Betrachtung sind seine Aussagen, die in und um Dortmund jetzt so hohe Wellen schlagen, jedenfalls längst nicht so spektakulär, wie sie in diesen Stunden gemacht werden…
[…] sich von den Klubverantwortlichen ja kaum jetzt schon wieder revidieren, auch wenn es offenkundig einige gute Gründe dafür geben […]