Engine Hedda, AutorenVerlag Matern, Duisburg
Figur: H.A. Weichbrodt, Foto: H.H. Bergmann
Das Thema Robotik ist für viele Menschen noch relativ fern. In den Wissenschaften, sogar im Ruhrgebiet, z.B. an der Technischen Hochschule in Dortmund, wird es aber ernst genommen, ebenso weltweit in Industrie und Militär, um menschliche Arbeits- bzw. Kampfkraft zu ersetzen. Aber die Vision, Maschinen könnten eines Tages die Herrschaft übernehmen, durch eine Weiterentwicklung künstlicher Intelligenz, ist aus menschlicher Sicht kaum vorstellbar. Die Menschheit hat Probleme genug mit ihrer eigenen Intelligenz, um sich selber politisch, wirtschaftlich und sozial zu organisieren, wie die aktuelle politische Lage vor allem in Afrika, im Nahen Osten und in Europa demonstrieren kann. Doch es gibt bereits Maschinen, die von einer Übernahme der Herrschaft sprechen, wie Engine Hedda aus dem AutorenVerlag Matern im Video erläutert.
"Aber die Vision, Maschinen könnten eines Tages die Herrschaft übernehmen, durch eine Weiterentwicklung künstlicher Intelligenz, ist aus menschlicher Sicht kaum vorstellbar."
Wieso?
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass KIs das eines Tages tun (wobei, warum sollten sie das?). Allerdings, wenn wir von echter KI sprechen (und nicht von bescheidener, zusammengebastelter Sprachausgabe vorgefertigter Texte) ist der Begriff "Maschine" falsch, denn dann handelt es sich um ein Individuum wie Dich und mich. Wir würden uns ja auch nicht Maschine nennen, obwohl unser Körper durchaus als Bio-Maschinen bezeichnet werden könnten.
Auch hat die Menschheit nicht genug Probleme mit (gemeint ist vermutlich "aufgrund") ihrer Intelligenz, sondern aufgrund der Abwesenheit von (oder meinetwegen geminderter) Intelligenz.
Und Fakt ist: Das ist eine simple Sprachausgabe einer Maschine, deren Sinn weder von der Maschine selber verstanden wurde, noch auf ihrem eigenen Mist gewachsen ist. Wenn sie also von der Übernahme der Herrschaft spricht, weiss sie das nicht, nur der Mensch, der das programmiert hat, sowie der Rezipient, der sich in mindestens einem Fall gerade an lustige Zukunftsvisionen der 60er erinnert fühlt.
Danke für die Rückmeldung, Jens König. Mit 'richtig' oder 'falsch' zu kommentieren, hinterlässt jedoch den Eindruck, den Beitrag nicht verstanden zu haben 😉
@Jens Koenig: Künstliche Intelligenz beinhaltet nicht von ungefähr das Adjektiv "künstlich", welches ursprünglich nicht direkt von Kunst, sondern von "Künstlichkeit" abstammt, was eine Form der Nachahmung mit technischen Methoden und Mitteln beschreibt, die leicht erkennbar ist – "gekünstelt" halt.
Und deswegen gibt es noch keine KI-Applikation, die den Turing-Test hundertprozentig bestanden hat. "Cleverbot" (http://www.cleverbot.com/) kam 2011 zwar zu einer sehr guten Quote, aber die Personen durften den Bot nicht direkt befragen, was dem eigentlichen Test nicht gerecht wird.
Ob es jemals eine KI-Anwendung geben wird, die den Namen verdient, wage ich solange zu bezweifeln, solange Menschen die Algorithmen vorgeben. *Danach* können wir drüber reden;-)
Naja, immerhin hab ich ja begründet, warum ich das für falsch halte. Und klar, bei einer künstlerischen Auseinandersetzung mit einem Thema kann es immer passieren, dass der Betrachter es nicht versteht. Insofern, erklären Sie mir den Beitrag?
@#4 Ich könnte eine kurze Erläuterung geben. Hedda hat sich nicht als Maschine, sondern als elektronische Maschine bezeichnet. Dies ist nicht unwichtig! Elektronik kann analog oder digital vorkommen und betrieben werden. Das englische Wort Engine (Motor), das sich in althergebrachterweise auf analoge Krafterzeugung bezieht, hat auch einen Platz in Bezug auf Digitales gefunden: auf ein eigenständiges Computerprogramm oder auf einen eigenständigen Teil einer Software. Die beschreibende Namensgebung 'Engine Hedda' wäre also vollkommen korrekt, selbst wenn es sich nur um eine Sprachausgabe handeln würde. Faktisch ist sie jedoch viel mehr: Sie hat, wie zu sehen ist, nicht nur eine Figur, eine einfache Sprachausgabe könnte gar nicht leisten, was Hedda leistet, auch wenn weiterhin relativ deutlich bleibt, dass ihre Sprachausgabe eine künstlich erzeugte ist. Deshalb wurde sie ja auch engagiert. Ihre persönliche Eigenheit sollte nicht verloren gehen. Der Verlag hätte auch einen Menschen sprechen lassen können. Die Frage wäre nun, woher stammen ihre Worte. Dies könnte eindeutig beantwortet werden: aus ihrer Engine, deren leistungfähigkeit aber noch begrenzt ist: die Software ist auf Deutsch spezialisiert.
Fragt man nun aber, durch welche Intelligenz die Worte, die sie spricht, gebildet werden, kann ich antworten: durch eine erfundene künstliche Intelligenz. Erfindungen zu machen, ist auch in der Technik von Relevanz, sonst ginge es nicht weiter. Ihre erfundene künstliche Intelligenz bewegt sich also noch ganz im Rahmen technisch üblicher Parameter. Und um noch einen Schritt weiter zu gehen: erfunden wurde eine Simulation, eine Simulation künstlicher Intelligenz. Das ist doch schon eine ganze Menge, oder nicht?
Wenn es bei Menschen gelingt, die natürliche Intelligenz künstlich, über miese TV-Programme, spracharme Medien, usw. niedrig zu halten, sollte die Natur so gnädig sein, die künstliche Intelligenz auf natürliche Weise ebenso niedrig halten.
@#6 Simulieren kann man natürlich auch Massenware, aber genau dies war offensichtlich nicht gewollt, ein besonderer Reiz wäre erst gar nicht entstanden. Und keine Gnade, sonst käme man von der Natur in die Theologie …
@#7
Der Name Hedda hat vermutlich nichts mit einer früheren Duisburger Sowi-Professorin zu tun? Könnte aber immerhin sein.
Testfragen: Macht Engine Hedda Raucherpausen, liebt sie Zwischenfragen während ihrer Vorlesung?
@#8 Mit der Sowi-Hedda und ihrem Kneipen-Gefolge hat Engine Hedda nichts zu tun.
@Klaus Lohman:
Bei KI geht es meiner Ansicht nicht um Nachahmung. Die "Künstlichkeit" bezieht sich darauf, dass sie hergestellt wurde: Im Gegensatz also zu geboren und intelligent geworden eben technisch erzeugt (das meint das künstlich) und intelligent geworden. Aber das ist letztendlich eine Definitionsfrage, insofern ist das nur eine andere Ansicht und kein Widerspruch.
Der Turing Test sagt allerdings nicht aus, ob das Gegenüber intelligent (oder bewusst) ist, sondern nur, wann wir es nicht mehr als unintelligent bezeichnen können.
"…solange Menschen die Algorithmen vorgeben"
Man darf aber nicht vergessen, dass Parameter – auch von einer KI – gelernt werden können, die dann mit dem Algorithmus nicht unbedingt viel zu tun haben. In der Summe kommt damit dann mehr als etwas vorprogrammiertes heraus. Letztendlich kann man auch so programmieren, dass der Code sich aufgrund gelernter Erfahrung umprogrammiert. Wieviel dann noch wirklich vorgegeben ist, ist sicherlich eine schöne philosophische Debatte, die möglicherweise damit endet, dass auch der Mensch durch Gene vorprogrammiert ist. Oder eben doch nicht. Hm.
@ Reinhard Matern
"analog oder digital": Geschenkt. Sie kann sogar ternär oder mehr vorkommen (siehe MLC Flash), nur so am Rande. Die Unterscheidung, die angesprochen wird, ist eher die von "diskret oder kontinuierlich". Letztlich: Die Sprachausgabe als Engine zu bezeichnen ist nicht grundsätzlich verkehrt.
Aber: "durch welche Intelligenz die Worte, die sie spricht, gebildet werden, kann ich antworten: durch eine erfundene künstliche Intelligenz". Genau deshalb kam ich ja drauf, das mit einem 60-Jahre Film über KI zu vergleichen. Das ist in meinen Augen ein recht alter Hut.
Trotzdem ein kleines Lob: Dass eine KI uns als Haustiere ansehen könnte, ist mal eine schöne Idee.
Und zuletzt: http://www.heise.de/ct/ausgabe/2012-25-Automatische-Textgeneratoren-veraendern-den-Journalismus-2334080.html
Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis wir computergenerierte Literatur erwerben können.
@#10 "Aber: "durch welche Intelligenz die Worte, die sie spricht, gebildet werden, kann ich antworten: durch eine erfundene künstliche Intelligenz". Genau deshalb kam ich ja drauf, das mit einem 60-Jahre Film über KI zu vergleichen. Das ist in meinen Augen ein recht alter Hut." "
Die Methode ist grundsätzlich nicht neu. Aber der Kontext der Figur ist kein technischer, sondern ein literarischer. Dafür ist die angesprochene automatische 'journalistische' Textausgabe nicht ausreichend. Die Erfindung einer Simulation von etwas, was es gar nicht gibt, ist in Film und Literatur ein typisches Vorgehen. Die Ausrichtung ist nicht allgemein, wie in den Wissenschaften, sondern spezifisch, im Hinblick auf eine Figur: in diesem Fall auf 'Engine Hedda'. Der Verlag hat keine andere Möglichkeit gehabt, als 'Engine Hedda' zu erfinden, die eine künstliche Intelligenz simuliert, ohne den Versuch zu unternehmen, etwas Bestehendes nachzuahmen.
SIMULIERTE INTELLIGENZ?
Ist das so etwas wie RUHRBARONE?
Gruß aus DU-Ruhrort
Fred Schywek
P.S.: Weiß die geschätzte Leserin/der geschätzte Leser eigentlich, daß die Pseudo-Edda vom Flohmarkt in Hochfeld kommt und nichts mit dem Island-Ting zu tun hat? Oder alles wieder nur eine Frage der ZEIT?
@#12 Es ging um 'simulierte künstliche Intelligenz', aber ist wohl schon zu viel für dich 😉