Die Roma in Dortmund rücken zurzeit aus dem Halbdunkel ins Rampenlicht. Mehrere Veranstaltungen beschäftigen sich mit den Zuwanderern aus Bulgarien und Rumänien. Wurde in den letzten Monaten viel über sie geredet, beginnt nun das öffentliche Gespräch auch mit ihnen. Zum Beispiel gestern Abend im Sozialen Zentrum mitten in der Dortmunder Nordstadt.
Vor sieben Jahren kam sie aus der Nähe von Plowdiw nach Dortmund. Sie hatte vier Kinder, der Mann war krank, die Familie arm. Anfangs hatte sie hier keine Wohnung, keine Arbeit, kein Geld. Die Romafamilie aus Bulgarien musste draußen übernachten. Die Frau mit den schwarzen Haaren und der dunklen Haut ist um die fünfzig und möchte ihren Namen nicht nennen. Aber sie ist mit drei anderen Romni, so die korrekte Bezeichnung für weibliche Roma, Mittwochabend ins Soziale Zentrum gekommen, um auf die Lebenssituation der Roma in Dortmund aufmerksam zu machen. Heute wäscht sie für dreihundert Euro im Monat Teller in einem türkischen Restaurant. Deutsch spricht sie nicht. Ihre mittlerweile erwachsene Tochter, die neben ihr sitzt, schon. Sie übersetzt geübt die Schilderungen der Mutter für die etwa sechzig Zuhörer.
Dann erzählen die Tochter und die beiden anderen Frauen von der schwierigen Orientierung im neuen Land, Problemen mit Ämtern und Wohnungen. Eine der Romni weint als sie von ihren Kindern berichtet. Die beiden jüngeren Kinder hat das Jugendamt in Obhut genommen, eine ältere Tochter ist drogenabhängig, die andere Prostituierte. Sie selbst hat keine Wohnung und übernachtet im Moment im Park. Sie zeigt Fotos, auf denen sie mit ihrem kleinen Sohn und der kleinen Tochter zu sehen ist. Die drei sehen darauf aus, wie durchschnittliche Familien so aussehen, gepflegte Kinder, stolze Mutter. Vier ganz normale Frauen mit ganz normalen Bedürfnissen und Wünschen, die das Pech hatten, in eine diskriminierte Minderheit hineingeboren worden zu sein.
Manche Zuhörer schlucken bei diesen Schilderungen, andere empören sich in der anschließenden Diskussion über die teilweise unwürdigen Lebensumstände der Roma auch in Dortmund. Interessierte Nachbarn sind zu der Veranstaltung gekommen, aber auch Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Vereine. Der Mieterverein Dortmund ist dabei, das Bündnis Dortmund gegen Rechts, das Straßenmagazin bodo, die Prostituiertenberatungsstellen Kober und Mitternachtsmission und der Planerladen sind da. Und natürlich das Soziale Zentrum, das Stadtteilarbeit macht und soziale Dienstleistungen anbietet. Hier in der Schwangerenberatung haben auch die Romni Hilfe gefunden.
Ebenfalls gekommen ist Iris Biesewinkel. Sie macht seit zehn Jahren Sozialberatung beim Rom e.V. in Köln. Die Roma-Initiative Köln entstand 1986/87, als fast tausend Roma-Flüchtlinge in die Stadt am Rhein kamen. Ein Jahr später gründete die Initiative den Verein Rom e.V., der seitdem durch Beratung, Aktionen und Veranstaltungen die Situation der Roma und Sinti zu verbessern hilft. Das Kölner Beispiel führte im Verlauf der Diskussion zu der Idee, auch in Dortmund einen Verein zu gründen. Einige Interessierte haben sich bereits zu Wort gemeldet. So stellt sich Günther Ziethoff, Leiter des Sozialen Zentrums, darunter eine „Informationsdrehscheibe“ vor: „Aufgabe eines solchen Vereins könnte sein, ein Netzwerk zu schaffen, das die vorhandenen Angebote bündelt und noch besser transparent macht.“ Auch bodo-Chefredakteur Bastian Pütter findet die Idee gut. Es geht nicht zuletzt darum, Gegenöffentlichkeit zu schaffen, gegen die immer wieder verbreiteten Roma-Stereotype. Iris Biesewinkel hat die Interessierten eingeladen, sich die Arbeit des Rom e.V. vor Ort anzuschauen. Fortsetzung folgt.
Wer Interesse hat, bei der Vereinsgründung mitzumachen, kann sich zunächst bei barbara(punkt)underberg[at]ruhrbarone(punkt)de melden. Dann folgt bald eine Einladung per E-Mail.
Am kommenden Montag, 18. Juli, zeigt das Kino im Depot um 18 Uhr den Dokumentarfilm „Im Ghetto“, der die Lebenssituation der Roma in Stolipinowo, einem Vorort von Plowdiw, beschreibt. Im Anschluss gibt es ein Gespräch u.a. mit dem Regisseur Andreas Kraus und Orhan Jasarovski vom Landesverband der deutschen Sinti und Roma NRW.
Zitat:
„Vor sieben Jahren kam sie aus der Nähe von Plowdiw nach Dortmund.“
Und weiter:
„Deutsch spricht sie nicht.“
Ist das normal? Zu akzeptieren? Integration? Nö!
Och, Frau Underberg, ich werde dann mal KEIN Vereinsmitglied.
Wieso ist das nicht zu akzeptieren? Möchten Sie gerne mit der Frau ein Schwätzchen halten, oder verletzt es bloß Ihren irren Nationalstolz, dass die kein Deutsch kann? Es ist doch wohl deren Sache, wenn sie durch die mangelnde Deutschkenntnis in Deutschland Nachteile in Kauf nimmt! Das hat mit Leuten wie Ihnen NICHTS zu tun.
@dr_opir: Innerhalb von sieben Jahren die Sprache des Landes nicht zu lernen in dem man lebt zeigt einfach, dass es nicht das geringste Interesse an Teilhabe gibt. Ohne Sprachkenntnisse der Eltern haben es z.B. die Kinder auf der Schule sehr schwer. Man kann ja noch nicht einmal mit den Lehrern reden. Das ist zumindest unverantwortlich. Als mein Vater nach Deutschland eingewandert ist, brauchte er zwei Jahre bis er die Sprache beherrschte. Geht also wenn man will. Übrigens: Sprachkurse gab es damals in den 60ern nicht.
Schönes Portrait!
Empfehlenswert das Fotobuch von dem Magnum Fotografen Josef Koudelka „Gypsies“ mit Bildern aus den Jahren 1962-68 in Osteuropa.
Auch online als Slideshow ist das Buch anzuschauen
https://www.magnumphotos.com/Archive/c.aspx?VP=XSpecific_MAG.BookDetail_VPage&pid=2K7O3R15D7_8
Arbeiten geht nicht weil man alles 17 mal erklären muß. Sie pocht nur auf ihre Rechte, Pflichten hat sie keine.
Ok, solang nicht behauptet wird, Deutschland sei NICHT das Einwanderfreundlcihste Land von den Gesetzen her, dass es weltweit gibt… Niemandem wird es woadners leichter gemacht als in Deutschland… Deutzsch kann die Frau immernoch lernen… HÄtte Sie auch evtl lernen können, vllt mit der Hilfe Ihrer Tochter, aber ich möchte auch nicht feindlich klingen, doch dutshcland macht schon seinen sozialen Teil.. was ich auch sehr gut fidne, nur sollte man dies auch zu schätzen wissen! Die Länder Rom, Bulgarien etc XY haben halt kein so gutes Sozialsystem wie Deutschland.. hier Hilft man Schwächeren und faulen leider auch…