Im Netz erreichen einen ja leider immer wieder auch Hilferufe von Leuten, die sich persönlich in unserer vielfach harten und kühlen Gesellschaft inzwischen am Rande ihrer Kraft und persönlichen Möglichkeiten sehen. Nicht allen Hilfesuchenden kann man die gewünschte Aufmerksamkeit schenken, sie finanziell bei ihrem Kampf unterstützen.
Doch einige dieser vorgetragenen Anliegen beschäftigen einen dann eben doch besonders, werfen direkt viele Fragen auf und lassen einen als Mitmensch noch längere Zeit über das Erfahrene grübeln.
Eine ebensolche Bitte nach Unterstützung begegnete mir in der Vorwoche auf Facebook, als eine junge Frau öffentlich um Unterstützung bat.
Da auch meine finanziellen Möglichkeiten in diesen Zeiten leider begrenzt sind, will ich ihren Fall heute zumindest hier bei uns im Blog einmal kurz vorstellen, ihr Anliegen dadurch etwas mehr in die Öffentlichkeit tragen. Vielleicht hilft das ja, zumindest etwas mehr Aufmerksamkeit auf ihren Fall und ihre Erkrankung zu lenken.
Ruhrbarone: Hallo Rosa! Im Netz hat mich kürzlich dein Hilfe-Aufruf erreicht. Du brauchst demnach dringend Geld für OPs, die deine Krankenkasse leider nicht bezahlen will. Magst du uns bitte einmal kurz schildern, was du genau für eine Krankheit hast?
Rosa: Ja, klar. Also, ich bin die Rosa und lebe in Berlin. Die Krankheit, die ich habe, nennt sich Lipödem. Das ist eine krankhafte Fettverteilungsstörung noch nicht geklärter Ursache, die bei Frauen symmetrisch an den Hüften, am Po und beiden Beinen, meist zusätzlich auch an den Armen auftritt.
Meine Erkrankung befindet sich aktuell im Stadium 2. Im Stadium 3 wird in Härtefällen und bei einem geringen BMI von den Krankenkassen in anerkannten Kliniken die Liposuktion an betroffenen Stellen übernommen.
Das Lipödem tritt bei hormonellen Veränderungen auf. Bei mir trat es schon sehr früh und stark auf, weil ich schon mit zehn Jahren in die Pubertät kam. Viele leiden nach Schwangerschaften oder der Menopause unter dem Lipödem. Meist an den Beinen.
Ich leide zusätzlich an den Armen und ab der Taille abwärts an dieser Krankheit. Nur mein Gesicht, meine Schultern und meine Brüste sind nicht betroffen. Die dadurch entstehenden Schmerzen fühlen sich an wie ein starker Druck und ein Stechen.
Lange würde behauptet, dass die Krankheit nie am Bauch auftreten würde. Als die Schmerzen und Knoten aber auch im Unterleib gefühlt wurden, wurde etwas Schlimmeres vermutet. Diese Wochen der Ungewissheit waren für mich die Hölle. Zwei Ärztinnen stellten dann aber auch das Lipödem am Bauch fest.
Die Krankenkasse zahlt meiner Meinung nach aus Kostengründen und frauenfeindlichen Gründen die OP bei mir nicht. Wie gesagt, ab stufe 3 werden die Kosten der OPs übernommen, aber die meisten erreichen diese Stufe gar nicht, und wenn doch, sind sie oft schon so stark übergewichtig, dass die Krankenkassen die OPs deshalb ablehnen oder das Risiko für viele Ärztinnen zu hoch ist und die OPs dann auch nicht durchgeführt werden können.
Deswegen ist es aus meiner Sicht wichtig, dass ich jetzt operiert werde! Wegen meines zu kleinen Rachen- und Mundraumes, brauche ich zudem eine spezielle Klinik und erfahrene Anästhesistinnen, die teurer sind.
Alles in allem handelt es sich meiner Meinung nach hierbei um eine frauenfeindliche Gesundheitspolitik. Ich habe Bulimie und Magersucht seitdem ich in die Pubertät kam, hatte vor kurzem zwei Suizidversuche und ständig unglaubliche Schmerzen.
Meine Schmerzen wurden lange nicht wirklich ernst genommen, sodass ich jahrelang von Psychiatern und Psychotherapeutinnen falsch diagnostiziert wurde. Ich dachte am Ende, ich bilde mir das alles nur ein, esse zu viel und habe gar keine Schmerzen.
Ich leide sehr unter gesellschaftlicher Stigmatisierung, Fatshaming und sämtlichen Formen der Demütigung. Meine Gelenke schmerzen. Meine vorhandene Hüftdysplasie kann ebenfalls nicht operiert werden wegen des Lipödems.
Ruhrbarone: Wie können die Leute dir konkret helfen? Du hast ja zum Beispiel eine Facebook-Seite, in der du auf dein Problem hinweist. Was versprichst du dir davon?
Rosa: Mein Anliegen muss geteilt werden. Möglichst viele SpenderInnen sollen erreicht werden. Das alles muss viel krasser thematisiert werden. Das Thema ist ja auch sehr politisch.
Ich werde daher auch nach meinen OPs für dieses Anliegen kämpfen. Ich war immer schon sehr aktiv und bekämpfe schon lange Misogyne und ungerechte Zustände in der Gesellschaft.
Ich bin übrigens jetzt gerade auf dem Weg zu einem nächsten Arztbesuch in einer Klinik, in der Hoffnung, dass doch ein Wunder passiert und die OPs etwas günstiger werden. Ich bin leider total pleite und lebe vom Krankengeld, das unter Hartz4 liegt, weil ich wegen Depressionen nicht arbeiten kann.
Ruhrbarone: Was wünschst du dir in Bezug auf deine Krankheit von der Gesellschaft, von der Politik, von deinen Mitmenschen?
Rosa: Möglichst viele Leute sollten die Möglichkeit der AOK Nordwest deshalb zu schreiben nutzen. Außerdem kann man natürlich auch meinen Gofundmelink in weiteren Gruppen usw. teilen. Das wäre mir wichtig.
Ruhrbarone: Dann wünschen wir dir von dieser stelle aus gutes Gelingen und natürlich viel Gesundheit für die Zukunft!