Rotes Kreuz: Ein Comic erhitzt die Gemüter

drkIm Netz wird gerade eine Broschüre des Roten Kreuzes Nürnberg (DRK) diskutiert. Sie enthält einen Comic, der Kinder auf die „Rückkehr“ in ihr „Heimatland“ vorbereiten soll. Pro Asyl ist „fassungslos“.

Dreizehn Comicbilder erhitzen derzeit die Gemüter. Unter dem Titel „Rückkehr“ sollen Kinder auf die Zukunft im Herkunftsland ihrer Eltern vorbereitet werden. Es geht hier nicht direkt um Abschiebung, sondern um die sogenannte „freiwillige Rückkehr“. „Papa erzählt mir von dem Land, aus dem wir kommen. Dorthin werden wir bald zurückkehren.“, erzählt der Text in deutsch, russisch, englisch und arabisch. Dargestellt wird die Abreise aus Deutschland und die Ankunft in einem für die Kinder unbekannten Land. „Auch ich soll mein Spielzeug in meinen roten Rucksack packen. Was nicht hineinpasst, schenke ich meinen Freunden in Deutschland.“ Und: „Obwohl es hier schön ist, habe ich manchmal Sehnsucht nach Deutschland. Dann bin ich ganz traurig.“ Am Ende gibt’s es eine Art Happy End, das Kind hat neue Freunde gefunden.

Schlechte Chancen für Kinder

„Die Bilderbücher für Flüchtlingskinder, denen die deutschen Behörden kein Asyl gewähren und deren Ausreise erzwungen werden soll, machen uns fassungslos“, schreibt Pro Asyl auf seiner Facebook-Seite. Das sehen Viele so. Seit gestern macht sich Unmut breit, der Comic verschwand von der Seite des DRK Nürnberg. „Diese Rückkehrberatungen haben etwas Legitimierendes“ sagt Bernd Mesovic, stellvertretender Geschäftsführer von Pro Asyl, den Ruhrbaronen. Da werde so getan, als würden die Kinder gute Chancen kriegen, sich in das neue „alte“ Heimatland, das in Wirklichkeit eine fremde Umgebung ist, einzufügen. Dies stehe im „scharfen Kontrast“ zu den Erfahrungen von Pro Asyl. „Oft gibt es keine positive Perspektive für die Menschen.“ Zudem gäbe es im Rahmen der sogenannten „freiwilligen Rückkehr“ viele Zwänge, die diese Bezeichnung ad absurdum führten.

DRK setzt auf „gute Vorbereitung“

Das DRK Nürnberg ist telefonisch derzeit nicht zu erreichen. In einem Text auf der Homepage zu dem Thema heißt es aber: „Für viele dieser jungen Menschen ist es bereits das zweite Mal, dass sie aus ihrer vertrauten Umgebung herausgerissen werden und noch einmal ganz von vorne beginnen müssen. Auf diesem Weg begegnen sie komplexen Herausforderungen, die sie ohne Hilfe nur schlecht bewältigen können. (…) Mit unserem Konzept legen wir besonderes Augenmerk auf eine gute Vorbereitung der Kinder für die Rückkehr.“

Warum ist so etwas schlecht? Das DRK ist immerhin nicht verantwortlich für die deutsche Asylpolitik. „Sie haben recht, das DRK macht die Asylpolitik nicht“, räumt Bernd Mesovic ein. Jede Rückkehrberatung käme in Widersprüche, da es wenig Freiwilligkeit und viel Zwang gebe. Er sei nicht generell gegen Rückkehrberatung, „aber dieser pädagogische Ansatz ist verfehlt.“ Der Comic wirke „bagatellisierend“. Auf die Frage, welche Alternative es zu Beratungsformen wie dem Comic gäbe, fällt Mesovic nicht viel ein, außer: „Es gibt keine adäquate Beratung.“

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Jan W.
Jan W.
10 Jahre zuvor

„Der Comic wirke „bagatellisierend“.“
Der Comic richtet sich auch an Kinder, er muss nicht alle politischen Fragen erörtern, er verengt sich nicht einmal auf das Thema der Ausreise nach einem abgelehnten Asylantrag – er passt zu nahezu allen Ausreiseanlässen.

Nobil
Nobil
10 Jahre zuvor

Unterstützung für Rückkehrwillige ist doch völlig in Ordnung.

Pro-Asyl könnte doch mal Alternativvorschläge machen, wenn ihnen das nicht gefällt.

Thomas Auer
Thomas Auer
10 Jahre zuvor

Frage ist doch wohl eher, ob es die Aufgabe des DRK-Kreisverbandes Nürnberg-Stadt ist, ein so „tolles“ Comic anzufertigen?
Wieso, weshalb, warum?
Mit dem/einem DRK verbinde – zumindest ich – andere Aufgaben.

Oma Schmitz
Oma Schmitz
10 Jahre zuvor

„Es gibt keine adäquate Beratung.“? Abschiebung ist ohne Zweifel traumatisch für die Betroffenen. Unabhängig von der moralischen und rechtlichen Frage des Umgangs mit Asylbewerbern kann doch für die betroffenen Kinder jede Hilfe und jedes Mut-Machen nur gut sein?
Wer mit seinen Kindern schon mal ganz banal aus beruflichen Gründen umgezogen ist, weiss, wie schwierig das für Kinder in jedem Alter ist. Da muss viel erklärt, vorbereitet und begleitet werden.
Ich kann aus den drei Bildchen nicht sehen, wie schönfärberisch dieser Comic ist, aber Pro Asyl hat bei mir gerade viele Minuspunkte gemacht mit ihrer Prinzipienreiterei.

Nansy
Nansy
10 Jahre zuvor

@Thomas Auer:
Auch ich verbinde mit dem DRK meistens andere Aufgaben – zum Beispiel Geschäfte mit Blutspenden, Geschäfte mit Kleidersammlungen…
Viele Menschen sehen das DRK immer noch im positiven Licht der Vergangenheit und nehmen nicht wahr, dass sich hier eine ähnliche Entwicklung wie beim ADAC vollzogen hat..
Wenn das DRK bei mir sammeln kommt, dürfen sie gleich wieder gehen!

keineEigenverantwortung
keineEigenverantwortung
10 Jahre zuvor

Es ist positiv, dass es solche Hilfen für die kindgerechte Aufbereitung von komplexen Zusammenhängen gibt. Es bleibt ja immer noch den Eltern überlassen, wie sie die Situation den Kindern vermitteln.

Warum sollen Kinder, die in andere Länder reisen, keine Chancen haben?
Gibt es nur in Deutschland Chancen?
Was ist Lebensglück? Ist das H4 in D, der Job beim „Kistenschleppen“, der Job als Ingenieur oder Ärztin? So glücklich sehen wir in D wirklich nicht aus. Insbesondere nicht morgens um 4 in den Pendlerzügen.

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