UPDATE: Rücktritte nach Rechten Facebook-Posts: Präsidium des Radsportverbandes BDR zieht personelle Konsequenzen

Screenshot Facebook-Seite von Peter Streng
Screenshot Facebook-Seite von Peter Streng

Soeben erreichte die Ruhrbarone die offizielle Stellungnahme des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und eine Statement von BDR-Präsident Rudolf Scharping zu den Rücktritten in den eigenen Reihen des Präsidiums, die wir gerne hier veröffentlichen:

BDR – Personalien
Der Bund Deutscher Radfahrer teilt mit, dass heute der Stellvertretende Präsident Peter Streng und der Vizepräsident Kommunikation, Dr. Manfred Schwarz, zurückgetreten sind. Streng zog die Konsequenzen aus Veröffentlichungen auf seiner privaten Facebook-Seite, für die er sich öffentlich entschuldigte. Schwarz war wegen politischer Meldungen in Kritik geraten, die er zwar von seiner privaten Mailadresse verschickte, die aber auch an Empfänger aus dem Umfeld seiner Verbandsarbeit gerichtet war. „Im Sport hat der politische Meinungskampf nichts zu suchen. Sport steht für Fairness, für gemeinsame Regeln, für Respekt, für Inklusion. Sport steht gegen Fremdenfeindlichkeit. Unsere Satzung ist da ganz eindeutig. Es darf keine Verquickung von einem Amt im Sport mit politischem Meinungskampf geben,“ erklärte BDR-Präsident Rudolf Scharping. (Ende der Ergänzung)

Im Oktober berichteten die Ruhrbarone über die rechten Posts des Vizepräsidenten des Bundes Deutscher Radfahrer e.V. und Stellvertreter des Präsidenten Rudolf Scharping, Peter Streng, die er auf Facebook veröffentlichte. Das renommierte Radsport-Magazin „Tour“ veröffentlichte heute, dass  Peter Streng, gemeinsam mit Vizepräsident Manfred Schwarz, nach längeren internen Querelen zurückgetreten ist. Grund für die persönlichen Konsequenzen sei die Verbreitung der rechten Inhalte auf facebook und in einem internen Mailverteiler des BDR. Die Rücktritte wären ein Erfolg der Mitglieder, die mit ihren Recherchen die fragwürdige Gesinnung des (ehemaligen) stellv. BDR-Vertreters Peter Streng ans Tageslicht brachten und mit nachdringlichen Rücktrittsforderungen und hartnäckiger öffentlicher Kritik den Druck auf den BDR erhöhten. Dazu kann man Ihnen nur gratulieren.

Sobald die vom BDR angekündigte offizielle Stellungnahme und/oder eine Antwort des Präsidenten erfolgt, veröffentlichen wir diese selbstverständlich hier.

Auf die erste Kritik von Vereinsmitgliedern aus dem Ruhrgebiet, den Hinweisen an den BDR auf die hetzerischen Posts durch das langjährigen BDR-Mitglied Paul Baluch und die öffentlichen Forderung des FC St. Pauli unter dem Motto „Rassist in Führungsposition“ erfolgte erst einmal nicht allzu viel. Erst nachdem auch die Medien über die rechten Umtriebe des Stellvertreters von Rudolf Scharping berichtetet hatten, kam die „Causa Streng“ ins Rollen. Nach den Medienberichten gab es zwar keine in solchen Fällen übliche Pressemitteilung, sondern nur eine Erklärung auf facebook, die viele der protestierenden Mitglieder als halbherzig empfanden.

Peter Streng selbst gab sich reumütig, wollte aber alles beim Alten belassen und trat nicht zurück: „Ich habe aus diesem Vorgang schmerzhaft Lehren gezogen, werde aber auch unter Berücksichtigung dieser Erfahrung bei meinem Engagement in dem von mir geliebten Radsport im Sinne der verbindenden und integrierenden Aufgabe des BDR mit besonderer Aufmerksamkeit handeln.“

Das Präsidium unter Vorstand von Rudolf Scharping reagierte ebenfalls auf Facebook: „Das BDR-Präsidium hat sich lange beraten und unter Berücksichtigung des vielfältigen sozialen Engagements von Peter Streng (unten aufgeführt) seine Entschuldigung angenommen. Wir fühlen uns im Präsidium dem in der Bundesrepublik Deutschland gelebten Grundsatz verpflichtet, Menschen eine zweite Chance zu geben. Aus diesem Grund und unter der Berücksichtigung, dass Peter Streng in seiner Arbeit für den Radsport und unseren Verband bisher niemals durch politische Äußerungen aufgefallen ist, wird seine öffentliche Entschuldigung akzeptiert und eine weitere Zusammenarbeit ermöglicht.“ Als Konsequenz kündigte der Sportverband an, dass Peter Streng die Ämter lediglich ruhen lassen werde.

Nach dieser missglückten Stellungnahme der Vereinsspitze auf Facebook, verstummten die Proteste der Vereinsmitglieder nicht. Die Kommentare auf facebook waren kritisch und heftig. Ralf Sigmund schrieb zum Beispiel: „Peter Streng hat unbestritten rechte Inhalte verbreitet. In seiner Position ist das eine Beleidigung für jeden ehrenamtlich im Radsport tätigen Menschen. Ich schäme mich zutiefst dafür, dass Herr Streng als Vorstandsmitglied des BDR über Monate hinweg Inhalte verbreitete, die Menschen diffamieren, bewusst an den Faschismus anspielen und so solches Gedankengut wieder salonfähig machen.
Mit der oben stehenden Stellungnahme fühle ich mich vollends beleidigt und verhöhnt.
Kann man tatsächlich das Vertreten rechten, ausländerfeindlichen und faschistischen Gedankengutes irgendwie wieder gut machen??? Darf man unsere gesellschaftlichen Werte mit Füßen treten, wenn man vorher mal anderen Menschen geholfen hat??? Lieber BDR, wie erkläre ich das als Jugendwart einem syrischen Flüchtlingskind, dass der Herr Streng zwar monatelang seine Ausgrenzung und Diffamierung betreibt, aber trotzdem weiterhin im Vorstand des BDR am richtigen Platz sei.“

Protest auf der Facebook-Seite des BDR, Screenshot
Protest auf der Facebook-Seite des BDR, Screenshot

Das nun nach Informationen von „Tour“ eine Entscheidung gefallen ist, freut Paul Baluch von Fixed Pott, der monatelange die Facebook-Seite beobachtet hatte: „Uns Protestierenden ging es nicht darum, Herrn Streng mit der Mistgabel durchs Dorf zu jagen! Wir wollten aber nachdringlich darauf hinzuweisen, dass der BDR so etwas nicht wortlos dulden darf. Daher haben wir bereits vor 1,5 Jahren auf die Entgleisungen von Peter Streng hingewiesen, ohne das etwas geschah. Die Rücktritte sind meiner Meinung nach die einzig richtige Reaktion. Nun wurde, wie wir dem Tour-Bericht entnommen haben, dieser Schritt getan. Das ist wichtig, denn jeder sollte die Möglichkeit haben, friedlich seinem Sport nach zu gehen und einen Vertreter seiner Interessen zu haben, der den Sport über seine persönlichen politischen Ansichten stellt. Welches Signal hätte der BDR allen Mitgliedern mit Migrationshintergrund denn gesendet, wenn er keine Konsequenzen gezogen hätte? Ich bin als Radsportler unglaublich froh und erleichtert über diese Entscheidung.“

Höchste Zeit wäre es, dass nach der langen Hängepartie nun endlich die Chance vom Präsidium ergriffen wird, öffentlich und konsequent zu zeigen, dass die Verbreitung von rechtem Gedankengut und von Hate-Post nicht als Kavaliersdelikt angesehen wird und im Radsport unerwünscht ist. Wenn der BDR  seine Verantwortung wahrgenommen hat, und zeigt, dass er den verbindenden Geist des Sports genauso ernst nimmt, wie die eigene Vereinssatzung, die „rassistische Bestrebungen“ ausdrücklich ausschliesst, ist das ein wichtiges Signal. Bliebe dann nur noch zu hoffen, dass der Imageschaden, den die beiden Spitzenmänner dem Radsport zugefügt haben, nicht von Dauer sein wird.

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A. Gutmann
A. Gutmann
8 Jahre zuvor

Soll der alberne Screenshot den "Rechten Facebookpost" darstellen, oder gibt es auch da noch mehr?
Deutschland kommt mir vor wie ein Irrenhaus!

Jens
Jens
8 Jahre zuvor

Ich denke, bei Facebook fehlt einfach Manpower, um man den ganzen Quatsch zu prüfen, der da täglich gepostet wird. Und ich habe dort wahrlich schon rechtere Sachen gesehen, als diesen Screenshot. Wie A. Gutmann schon meint: Das ist eher albern als rechts… genauso, wie Ostfriesenwitze die politisch nicht korrekt sein sollen… da stehen die Ostfriesen doch drüber. 😉

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