Manchmal wundert man sich ja über die Sensibilität von Leuten, die eigentlich schon länger in der Öffentlichkeit stehen, und daher Widerspruch (auch in einem manchmal sehr rauen Ton) eigentlich gewohnt sein müssten. Als ich zwischen 2010 und 2012 noch in der Lokalpolitik unterwegs war, da stand unser damaliger Ortsverbandschef bei den Grünen häufig im Kreuzfeuer der Kritik. Sowohl lokal, als auch auf Landesebene. Als ich ihn einmal darauf ansprach, wie er das aushalten könne, da meinte er zu mir nur lapidar ‚Wer seinen Kopf aus dem Fenster hält, der muss mit Wind rechnen“.
Warum ich das heute hier erwähne? Weil ich seit dieser Aussage von vor gut zehn Jahren schon häufig daran zurückdenken musste. Erst heute wieder wurde ich mit einer aus meiner Sicht erstaunlichen Sensibilität von Medienschaffenden konfrontiert, die mich doch sehr verwundert.
Wer seine Meinung in die Öffentlichkeit trägt, der erntet häufig Widerspruch. Das liegt in der Natur der Sache. Als Blogger der Ruhrbarone weiß man das. 😉 Trifft man einen besonderen Nerv, artet dies auch schon mal aus. Nicht immer macht es dann Spaß mit so viel Gegenmeinung konfrontiert zu werden. Das wissen wir hier alle. Immer wieder kommt es vor, dass ein ‚Shitstorm‘ über einen hinwegzieht. Aber seien wir mal ehrlich, das gehört nicht nur irgendwie mit dazu, das kann ja auch ein wenig Spaß machen, wenn man merkt, dass man da offenkundig einen kritischen Punkt in der Debatte getroffen hat.
Natürlich ist da jeder unterschiedlich belastbar bzw. empfindlich. Und jeder hat das Recht sich diesem Widerspruch auszusetzen, oder eben auch nicht. Zumindest kann man den Grad der Belastung für einen selber meiner Erfahrung nach recht gut steuern. Mischt man sich nicht weiter ein, ebbt ein solcher Sturm häufig dann auch recht schnell wieder ab. Mischt man sich hingegen weiter ein, befeuert man den Streit weiter, eskaliert es schnell einmal.
Man teilt der Welt seine Meinung hier ja mehr oder weniger freiwillig mit, will dadurch etwas bewirken oder zumindest informieren, eventuell eine Debatte anstoßen oder befördern usw.. Das galt damals genauso für meinen deutlich erfahreneren Kollegen in der Lokalpolitik und das gilt erst Recht für jeden Journalisten und/oder Blogger.
Und wie sagte schon der damals recht prominente Technik-Blogger Sacha Pallenberg zu mir, als ich ihn 2015 für die Ruhrbarone interviewte „Als Blogger musst Du ab und zu einfach mal so richtig auf die Kacke hauen!“. Diese Maxime machte Sascha als Blogger damals sehr erfolgreich. Und auch wir hier bei den Ruhrbaronen folgen diesem Leitspruch hin und wieder, wie regelmäßige Leser natürlich längst wissen. 😉 Ein Teil der Leute schätzt das, andere regt das auf. So ist das eben in diesem Metier.
Und genau deshalb wundere ich mich immer wieder darüber, wie empfindsam andere Medienschaffende in diesem Punkt doch offenkundig (noch immer) sind. Auf Twitter haben sich aktuell die im Regelfall von einer großen Anzahl von Fußballfreunden quer durch die Republik sehr geschätzten Schiedsrichterexperten von “Collinas Erben” zurückgezogen.
Bei strittigen Schiedsrichterentscheidungen in der Bundesliga gab das Team um Alex Feuerherdt gerne und regelmäßig seinen ‚Senf‘ dazu, versuchte aus seine Sicht für Aufklärung in unterschiedlichen Streitpunkten zu sorgen. Und das stets bemüht sachlich und verständlich.
Doch an diesem Wochenende eskalierte es dort offenbar auf Twitter. Ein Shitstorm hat die Schiedsrichterexperten dem Vernehmen nach erfasst und zur Aufgabe verleitet. Und wie in solchen Fällen häufig der Fall, wurde offenkundig seitens der Leserschaft beleidigt und geschimpft. So lange, bis die Macher irgendwann genug davon hatten und sich (zumindest vorerst) zurückzogen, weil ihre Analyse in einem konkreten Fall nicht mit der Meinung einiger Leser übereinstimmte und diese ausfallend werden ließ.
Natürlich entscheiden Alex Feuerherdt und seine Mitstreiter von Collinas Erben ganz alleine, wann es ihnen mit der Feindseligkeit reicht und was sie gerade noch so akzeptieren mögen und was eben nicht. Aber mich wundert grundsätzlich schon, wie schnell manche Leute das Handtuch werfen.
Im Vorjahr hatte ich mit dem Kollegen Peter Hesse hier im Blog noch über einen ähnlichen Fall gesprochen. Der aus dem Fernsehen bekannte Stadionsprecher von Werder Bremen, Arnd Zeigler, in TV und Internet sonst eigentlich um keinen Spruch verlegen, wollte sich damals ebenfalls aus den sozialen Netzwerken (Facebook) zurückziehen, als er dort stark kritisiert und wohl sogar bedroht wurde.
Mich erstaunt sowas dann immer wieder, auch weil ich schon von meinen ersten Tagen als Blogger und Lokalpolitiker an von erfahrenen Kollegen mitgeteilt bekam, dass das einfach auch mit dazu gehören würde, wenn man seine Meinung nach außen trägt.
Auch ich musste mich einst erst eine Zeit lang schrittweise daran gewöhnen, aber inzwischen macht es mir häufig sogar Spaß mit heftigen Gegenmeinungen konfrontiert zu werden. Von Facebook oder Twitter abmelden, aufhören zu bloggen o.ä.? Das kam mir deshalb noch nicht in den Sinn, auch wenn es mal beleidigend wurde. Reichte es mir, zog ich mich zurück, bis es sich wieder beruhigt hatte. Aber da ist jeder anders, das will ich an dieser Stelle gerne noch einmal unterstreichen….
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