Es war eine Sportmeldung des heutigen Tages, bei der man zumindest mal kurz innerlich zusammenzuckte. Sebastian Vettel wird seine Formel 1-Karrie am Ende der laufenden Saison nach dann 15 Jahren beenden. Der eine oder andere unserer Leser wird sich da gefragt haben, ob Vettel denn tatsächlich aktuell noch aktiv ist.
Soviel sei verraten: Er ist es! Seine große Zeit liegt inzwischen allerdings schon gefühlte Ewigkeiten zurück. Die Älteren unter unseren Lesern werden sich aber bestimmt erinnern, zwischen 2010 und 2013 gewann der heute 35-Jährige immerhin vier Mal die Weltmeisterschaft und schickte sich damals an, sich einen Status, der mit dem der Legende Michael Schumacher (der sich im Laufe seine Karriere sieben WM-Titel in der Formel 1 sichern konnte) zu vergleichen gewesen wäre, zu erarbeiten.
Daraus wurde für dann leider doch nichts. Vettel konnte das Niveau von einst nicht halten, sorgte zuletzt mehr mit Schlagzeilen abseits der Strecken für Aufsehen als durch seine Fahrkünste. Er wird somit in ein paar Monaten in die Sportgeschichte wohl als einer derjenigen eingehen, die den richtigen Zeitpunkt für ein Karriereende rückblickend klar verpasst haben.
Sebastian Vettel galt einst als großer, junger Strahlemann des Motorsports. Im Gegensatz zu dem häufig etwas unnahbar wirkenden Michael Schumacher, war Vettel als herausragendes Formel 1-Talent deutlich eloquenter und zugänglicher.
Er hatte schnell großen Erfolg und kam der Formel 1 nach den glanzvollen Tagen eines Dominators Schumacher damals gerade recht. Die Einschaltquoten des Motorsports sanken nach der Ära ‚Schumi‘ und Heinz-Harald Frentzen zu Beginn des Jahrtausends langsam aber stetig ab. Eine neue Generation deutscher Fahrer sorgte rund um das Jahr 2010 herum für Aufsehen und neue Fans.
Mit Vettel an der Spitze sorgten vor 12 Jahren Nico Rosberg, Nico Hülkenberg, Timo Glock, Adrian Sutil, Nick Heidfeld, und dem nach Rückzug kurzzeitig noch einmal zurückgekehrten Michael Schumacher dann sogar bis zu sieben Deutsche gleichzeitig für Furore in der Königsklasse des Motorsports. Der zu dieser Zeit dominierende Vettel schickte sich an ein neuer Nationalheld zu werden.
Doch es kam anders. Nach 2013 entwickelte sich der Heppenheimer nicht mehr so recht weiter. Lewis Hamilton, der seit 2007 in der Formel 1 fuhr, entwickelte sich zum Seriensieger. Junge Fahrer eroberten nach und nach die Cockpits und verbannte große Teile der Vorgängergeneration auf die hinteren Plätze und in die schlechteren Cockpits. Davon war nach einiger Zeit dann auch Vettel zunehmend betroffen. Kritiker warfen diesem häufig mangelnden Biss und unklige Fahrmannöver vor.
Doch statt die Konsequenzen zu ziehen, und aufzuhören, fuhr Vettel immer weiter. Das tat seiner Reputation in diesem Lande nicht gut. Inzwischen führt er nur noch ein Schattendasein unter den aktiven Spitzensportlern der Nation. Dass es nur seinen Rückzug vom aktiven Sport verkündet hat, kam aus der Sicht vieler um Jahre zu spät. Zuletzt stand selbst der unerwartet erfolglos in seine Formel 1- Karriere gestartete Sohn von Michael Schumacher, Nick, häufig mehr im Rampenlicht der Öffentlichkeit als der vierfache Weltmeister Vettel. Und das, obwohl Mick Schumacher in dieser Klasse des Motorsports bisher noch fast gar nichts gerissen hat, sportlich lediglich vom immensen Namensbonus seines Vaters zu leben scheint.
Natürlich muss einem ein Sebastian Vettel deshalb nicht leidtun. Er hat wirtschaftlich ausgesorgt, konnte bisher stets tun, was für andere ein teures Hobby ist. Doch gemessen an dem was ihm einst möglich erschien, reiht sich Vettel leider in die traurige Reihe der Sportler ein, die aus ihrer Karriere wesentlich weniger gemacht haben, als man ihnen einst zugetraut hatte. Schon irgendwie schade….
„Er wird somit in ein paar Monaten in die Sportgeschichte wohl als einer derjenigen eingehen, die den richtigen Zeitpunkt für ein Karriereende rückblickend klar verpasst haben.“
Sein Kontostand wird anderer Meinung sein.
Sebastian Vettel wird als vierfacher Weltmeister in die Geschichte der Formel 1 eingehen.
Das können wenige von sich selbst sagen.
Einer der ganz Großen hat beschlossen, zu gehen.
Ich wünsche ihm alles Gute.
@Harald: In Anbetracht seines Raketenstarts in die F1-Karriere verlief die zweite Hälfte seiner Laufbahn aber doch arg bescheiden. Vettel stand in den vergangenen Jahren offenbar mehrfach kurz davor sein Cockpit in der Königsklasse unfreiwillig zu verlieren und geht jetzt als wenig beachteter Hinterbänkler. Er hat die große Chance verpasst zu einer Legende wie ‚Schumi‘ zu werden. Das ist schon bitter, wenn man bedenkt, was hätte aus ihm werden können, hätte sich seine Karriere auch nur ansatzweise so fortgesetzt hätte, wie sie einst begann.
[…] auch Ex-Weltmeister Sebastian Vettel nach Saisonende ein eher trauriges Aus in der Formel 1 erleben wird, erreicht die Strahlkraft der einst so beliebten Rennserie in Deutschland damit ein […]