Ruhr Reggae Summer: Alle Open-Air Festivals haben einen natürlichen Feind: Das Wetter.

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Das Programm kann noch so grandios sein, entweder bleibt in der Erinnerung das Bild einer sonnendurchflutenden Party oder einer kalt-nassen Depression. Gemessen daran war der Ruhr Reggae Summer im Revierpark Wischlingen durchwachsen. Zwar blieben fette dauerhafte Regengüssen aus aber für eine Reggae Party war es doch zu kalt und sporadisch zu feucht. Von unserem Gastautor Thorsten Stumm. 

Dafür bot das Programm echte Topacts. Am ersten Tag des Liveprogramms waren WARD21 als Einheitzer am Start die sämtliche ihrer Standards spielten und die noch etwas spärliche Menge zum hüpfen brachte.

Danach lernte ich, dass man auch in Portugal guten Reggae machen kann. Richie Cambell überzeugte stimmlich und mit seiner mitreißenden Performance.

Am Abend in der Dämmerung war mit Tommy Lee Sparta ein Vertreter des druckvollen und ausdruckstarken Single-Man-Reggaes an der Reihe. Als Mitglied der kürzlich aufgelösten Dancehall-Allianz GAZA spielt Tommy Lee einen Genremix aus Dancehall, Reggae und Hiphop-Anleihen. Einige Leute beschreiben dies als „ Gothic Dancehall“. Was ich nicht so ganz verstehe. Tommy Lee lieferte als menschlicher Gummiball der praktisch nie still stand den Beweis, dass Reggae etwas sehr physisches ist. Und ordentlich Kalorien verbrennt.

Star des Abends war aber Shaggy, bei dem sich die Zuschauermenge deutlich verdichtete. Gemessen am Starwert von Shaggy war es aber ein fast intimes Konzert. Shaggy machte eine Mördershow mit allen seine Hits und er hatte deutlich selber Spaß daran. Mit “ Feel the rush“  entließ er die Party in die DJ Area.

Die DJ Area war ein durchaus ein Place-to-be und versammelte in der Szene bekannte Hochkaräter. Am Samstag war dort auch David Rodigan, der mich an selige Planetzeiten erinnerte. Und daran das ich BFBS mit meinen Autoradio nicht mehr finde.

Der Samstag war von der Papierform des Line-ups eher Durchschnitt. Ich war aber positiv überrascht. Mein erster Act war der Rapper Curse der sich irgendwie hierhin verirrte hatte, erst hielt ich das für eine gute Idee, immerhin Echo-Preisträger und bekannt auf einsLive. Dann verstieg sich Curse aber immer mehr in Jammerlappen-Hip-Hop (Tenor: Warum hast du mich verlassen, hab dich doch so geliebt).

Bevor es zum Massenselbstmord kam sorgte die kalifornische Band Groundation für Aufhellung. Mit handgespielten Instrumenten sogar inkl. Bläser meine Entdeckung des Festivals. Ihr Fusion-Reggae aus Elementen des Jazz, Dub und Funk war gerade durch das handwerkliche Können der Musiker ein echter Hörgenuss Die Formation sorgte für einen schönen Kontrast zur, um meine Freundin Katja zu zitieren, „One-man-Brüllmusik“ a la Tommy Lee.

Den Abschluss des Samstages  mit Patrice, der bekannteste Vertreter der deutschen Reggae Musiker, war mir ein bisschen zu experimentierfreudig und für einen Samstagabend zu wenig auf Party gebürstet.

Mein Einstieg am Sonntag war der Rastafari-Reggae-Veteran Capleton. Der trotz seines fortgeschritten Alters immer noch ein heftiges Tempo in seiner Show geht.

Für echte Fans ein Must und Gänsehaut pur. Wenn Reggaemusik Ausdruck einer unbändigen Lebensfreude ist, dann ist Capleton ihr Prophet.

Das Festival endete am Sonntag mit dem Topact Alpha Blondy. Sein Auftritt war mehr eine Best-Off-Show. Kein Standard und Hit wurde ausgelassen und dazu gaben begnadete Musiker und Sängerinnen ihr bestes. Der Ruf nach einer Zugabe des doch etwas spärlichen Publikums blieb ungehört. Denn um 22.00 Uhr war Schluss mit dem Festival.

Das zu kühle Wetter verhinderte sicher mehr Besucher. Aber die die kamen konnten echte Superstars des Reggaes in intimer Atmosphäre genießen.

Nächster Termin für Reggaefans im Revier ist die Fortsetzung vom 19-21 Juli in Mühlheim an der Ruhr.

 Mehr Infos: Ruhr Reggae Summer

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