Die Ruhrbahn organisiert den Nahverkehr in Essen und Mülheim an der Ruhr. Statt von zwei könnte sie künftig von nur noch einem Geschäftsführer geleitet werden.
Schon vor Corona hatten die Nahverkehrsunternehmen im Revier Speck angesetzt: Nirgendwo in Deutschland tummeln sich so viele Verkehrsunternehmen mit teuren Vorständen und Geschäftsführern wie im Ruhrgebiet. Zumindest die Ruhrbahn könnte bald schlanker werden: Die Fraktion Mülheimer Bürgerinitiativen (MIB) hat beantragt, die freiwerdende Stelle von Uwe Bonan, einem der beiden Geschäftsführer des gemeinsamen Unternehmens der Städte Essen und Mülheim, nicht erneut zu besetzen. Nachdem Bonan in einer WhatsApp-Gruppe „anstößige“ Bilder gepostet hatte, legt er sein Amt zum 15. Juni nieder. Sein Vertrag als Ruhrbahn-Geschäftsführer war erst im April um drei Jahre verlängert worden. Normal ist bei solchen Posten eine Vertragsverlängerung von fünf Jahren. Das Vertrauensverhältnis zwischen Ruhrbahn-Aufsichtsrat und Geschäftsführer war also schon vor der Bildchen-Affäre belastet.
Die MIB, sagt ihr Sprecher Lothar Reinhard, will nicht nur das Zusammenwachsen der Ruhrbahn beschleunigen, indem Mülheim jetzt auf den ihm zustehenden Geschäftsführer verzichtet, sondern auch ein Zeichen setzen: „Der Nahverkehr im Ruhrgebiet wird durch Kirchturmsdenken geprägt. Wir müssen jetzt schrittweise den deutlich zu üppigen Überbau in den Betrieben abbauen und dahin kommen, dass die Nahverkehrsunternehmen sich endlich zusammenschließen.“
Das sieht Fabian Schrumpf, der Fraktionsvorsitzende der CDU im Rat der Stadt Essen ähnlich. Auch er will, dass sich die Nahverkehrsunternehmen im Ruhrgebiet zusammentun. Bedarf für einen Ersatz für Bonan sieht er nicht: „Seine Aufgaben werden jetzt im Unternehmen neu verteilt. Wir sind offen dafür, die Stelle des zweiten Geschäftsführer abzuschaffen.“ Er wünscht sich auch, dass weitere Nahverkehrsunternehmen der Ruhrbahn beitreten.
Wie in Essen besteht auch in Mülheim ein grün-schwarzes Bündnis im Rat. Die Grünen wollen zwar dem MBI-Antrag auf der Ratssitzung am 1. Juli noch nicht zustimmen, weil sie vorher mit den Arbeitnehmervertretern sprechen wollen, sehen es aber wie die MBI: „Die Grüne Fraktion in Mülheim“, teilt ihr Ratsmitglied Timo Spors auf Anfrage mit, „vertrat stets grundsätzlich die Position, dass eine Verschlankung der Führungsebene der Ruhrbahn unbedingt notwendig ist.“
Zögerlicher äußert sich die Union in Mülheim. Sie will wie die Grünen erst mit den Arbeitnehmervertretern sprechen und dann die Situation beurteilen.
Auch wenn der Antrag der MBI noch keine Mehrheit hat, zeichnet sich ab, dass die Ruhrbahn bald ein schlankes Unternehmen ohne teuren Wasserkopf werden könnte.
Der Artikel erschien in einer ähnlichen Version bereits in der Welt am Sonntag