Über die Pfingsttage habe ich einmal wieder etwas ausführlicher bei den Kollegen der WAZ mitgelesen. Und tatsächlich hat es sich diesmal auch gelohnt. Etwas außerhalb meiner sonst inzwischen fest etablierten ‚Filterblase‘ stolperte ich dort nämlich über einen Artikel, der sich mit dem Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck beschäftigte.
Sonst eigentlich nicht unbedingt meine ‚Baustelle‘, da ich seit 1997 nicht mehr Mitglied in der Kirche bin. Was der Bischof so sagt, das ist mir daher eigentlich zunächst einmal ziemlich egal.
Doch diesmal fanden die von ihm dort kolportierten Aussagen tatsächlich mein Interesse. Denn Overbeck plädierte bei den Kollegen aus Essen für eine „Kultur der Stille“. Grundsätzlich ist da ja überhaupt nichts gegen zu sagen, denn tatsächlich empfinde auch ich unseren Alltag inzwischen als häufig ziemlich überladen und insgesamt mit recht viel unnötiger Hektik ausgestattet.
Daher habe ich den besagten Artikel tatsächlich komplett durchgelesen. Dort hieß es: „Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck ist „unzufrieden“ über die Verdopplung von vier auf acht verkaufsoffene Sonntage durch die neue Landesregierung…“
Und spätestens hier war es dann mit der inhaltlichen Übereinstimmung mit dem Anliegen des Kirchenoberen bei mir dann auch schon wieder vorbei. Denn es ist schlicht völlig weltfremd, wenn man sich in Zeiten des Internets überhaupt noch für irgendwelche Beschränkungen bei den Öffnungszeiten der Geschäfte stark macht.
Die Leute lassen sich im Jahre 2018 längst nicht mehr vorschreiben wann und wo sie einkaufen können. Ein paar Tage mehr oder weniger sind da völlig egal. Inzwischen ist doch ohnehin längst jeder Tag auch ein ‚Shopping-Tag‘.
Nahezu jeder, der mitten im Leben steht, der kauft inzwischen quasi rund um die Uhr, womöglich zudem sieben Tage in der Woche im Netz ein. Bei Lieferzeiten, die sich im Laufe der Jahre immer mehr verkürzt haben und es auch weiterhin tun werden, dürfte die Benachteiligung des örtlichen Handels durch irgendwelche Öffnungszeiten eigentlich gar nicht mehr länger vorhanden sein.
Soll doch jeder Geschäftsmann bzw. -frau selber entscheiden dürfen ob und wann er sein Geschäft öffnet! Was spricht eigentlich dagegen?
Es dürften sich jederzeit ausreichend Mitarbeiter finden, die gerne bereit sind zu jeder ihnen vorgegebenen Zeit zu arbeiten, wenn denn die Arbeitsbedingungen stimmen. Das erscheint dabei doch viel entscheidender zu sein als die Uhrzeit oder gar der Wochentag.
Längst vorbei sind doch ohnehin die Zeiten, wo ein Arbeitnehmer um 16 Uhr regelmäßig den Stift fallen lassen konnte, der Papi am Samstag stets der Familie gehörte und der Sonntag von der Familie geschlossen in der Kirche verbracht wurde, so wie es sich Herr Overbeck sich das wohl noch immer erträumt.
Zudem sind wohl auch all dies nicht die wirklich entscheidenden Gründe für die jüngst zu beobachtende Beschleunigung unseres Alltages. Diese folgt eher aus anderen Dingen, wie der inzwischen fest etablierten ständigen Erreichbarkeit durch Smartphones und der jüngst entstandenen Erwartungshaltung der Arbeitgeber, die eine klare Unterscheidung in Arbeitszeit und Freizeit häufig gar nicht mehr zulässt.
Wann diese unbestritten wünschenswerte und wichtige Freizeit bzw. Ruhezeit dann beim Einzelnen ganz konkret liegt, das ist schließlich in erster Linie keine Frage des Wochentags. Die Öffnungszeiten der Geschäfte vor Ort sind also keinesfalls der entscheidende Faktor dabei.
Es sind die grundsätzlichen Rahmenbedingungen der Gesellschaft, die sich in diesen Tagen massiv verändern. Das wird auch der ein oder andere verkaufsoffene Sonntag mehr oder weniger nicht aufhalten können. Schon gar nicht in Zeiten in denen immer mehr Leute ihr Einkaufsverhalten ohnehin schon in Richtung Internet verlagert haben, wo es längst keine Öffnungszeiten mehr gibt und die Auswahl unendlich viel größer ist als beim sterbenden Kaufhaus um die Ecke.
Also, Öffnungszeiten der Geschäfte vor Ort besser grundsätzlich freigeben. Deren Arbeitnehmer stattdessen zukünftig fair entlohnen und deren Freizeit, ob an einem Montag oder Sonntag, deutlich stärker respektieren. Dann wären wir schon einen entscheidenden Schritt weiter in der Diskussion.
Länger an der unwiederbringlichen Vergangenheit zu kleben ist hier jedenfalls garantiert keine Lösung!
Robin, online einzukaufen ist zwar modern, aber du kriegst die Ware am Wochenende nicht. Insofern wird dabei nicht nur die Sonntagsruhe beim Onlinehandel eingehalten, sondern sogar die Samstagnachmittagsruhe. Das ist so, als würdest du bei dem Händler auf deiner Straße Sonntags anrufen und ihm sagen, was du am nächsten Tag holen willst. So etwa jedenfalls.
Ich sehe vor meinem inneren Auge schon ganz deutlich die Amazon-Drohnen im Anflug am Horizont, Helmut 🙂
Was Du da forderst,@Robin, ist das eierlegende Milchwolleschwein. Das Verkaufsgewerbe war und ist nicht für Spitzen-, oft nicht mal für ausreichende Löhne bekannt. Das Internet macht die Lohn-und Arbeitssituation der Beschäftigten im Einzelhandel nun ebenfalls nicht besser, selbst wenn die Öffnungszeiten totalfrei gegeben werden. Der Supermarkt auf der grünen Wiese mag davon profitieren, das Spezialgeschäft für was auch immer in der Kleinstadt, in Halle/W bspw eher nicht. Die Leerstände nehmen zu.
Und eingeschränkte Öffnungszeiten beschleunigen den Niedergang der Geschäfte in den Innenstädten noch zusätzlich, Thomas. Warum den Handel also einschränken? Lass doch jeden anbieten wann er mag. Ist in den USA auch möglich. Da regelt das der Markt. Warum also nicht bei uns?
Sonntagsflugverbot für Amazon-Drohnen!
Nix da, denn die haben keine Gewerkschaft, Helmut! 😉 😀
amazon ist keine Religion, also keine Ausnahme. Sonntagsflugverbot! Basta.
Du wirst es nicht glauben, aber Amazon steht mir vermutlich wesentlich näher als Herr Overbeck und seine Leute 😉 Aber lassen wir das. Das Thema ist zu ernst….
@Robin
Widerspruch, Amazon oder wer auch immer wird nie dort mit Drohnen ausliefern wo viele Menschen auf einem Haufen, also den Mehrfamilienhäusern, wohnen, technisch nicht machbar.
Und dem Onlinehandel immer die Schuld in die Schuhe zu schieben, er sei für das Sterben des Einzelhandels verantwortlich halte ich auch immer für etwas billig. Es mag sein, dass viele die genervten, schlecht bezahlten Shopassits satt haben, aber mal ehrlich, wenn die Kollegin gelernte Verkäuferin ist und eben 20-30% mehr bekommt, dann hätte ich auch keine Lust und schon gar nicht Sonntags. Ein wesentlicher Grund für den Einbruch im Einzelhandel ist die Tatsache, dass es mittlerweile zu viele Leute gibt, die zu wenig verdienen, die vielleicht gerne in die Stadt gehen würden, dort auch den einen oder anderen € lassen würden, das aber nicht mehr können, daran ändert auch eine Aufhebung der Sonntagsöffnung nichts.
Nee, Robin, bei uns in H/W haben die kleinen Geschäfte die verlängerten Öffnungszeiten nicht lange durchgehalten, sind zu den ehemals üblichen zurückgekehrt. Einige gibt`s nicht mehr, bspw das Schreibwarengeschäft meiner Wahl, Buchhandlung zu. Sonntagsöffnungszeiten lohnen sich hier nur, wenn sie mit einem Fest/Event verbunden sind. Das ist sicherlich kein Alleinstellungsmerkmal von H/W.
@Aquii: Bei mir gibt es aktuell auch keinen Unterschied zwischen Werktagen und Wochenenden. Macht mir auch nicht viel aus, ehrlich gesagt. Und ich bekomme gar keinen Zuschlag. Alles eine Frage der Gewohnheit und der Einstellung. Ich kann genau so gut Montags oder Dienstag meinen freien Tag haben. Macht mir echt gar nichts aus. Hat alles Vor- und Nachteile.
@10: Sag ich doch, Thomas. Der Markt regelt das. So kenne ich das auch aus den USA. Da wo es sich lohnt, da ist der Laden auf. Da wo nicht, da macht er eben zu. Kein großes Drama.
@Robin
wir reden da aneinander vorbei. Es geht mir nicht um Sonntags-, Feiertags-, oder Spätzuschläge.
Beispiel: es wurden ca. vor 12 Jahren unheimlich viele "Brotberater" in Hamburg von großen Bäckereiketten gesucht. Nicht das Du jetzt denkst, die Tätigkeit eines "Beraters" sie von der Entlohnung höher angesiedelt, nein das Gegenteil war der Fall, das Gehalt lag mehr als 20% unter dem Tariflohn einer(s) VerkäuferInnen. Genau dieses Lohndumping sehe ich als gleichberechtigte Ursache zum Sterben der des Einzelhandels, neben dem Onlinhandel. Du kannst auch 52 Sonntage im Jahr öffnen, wenn sich die Geldmenge sich nicht erhöht, dann verteilt sich nur der Umsatz von sechs auf sieben Tage.
Ohne Lohndumping und mit fairen Zuschlägen für Nacht- und Wochenendarbeitet Ok.
Dann aber bitte auch die Sperrstunden in der Gastronomie abschaffen (nach Berliner Modell). Was nützen geöffnete Läden in der City ohne Bars, Kneipen und Cafés ?
Robin,
für einen kath. Christen wie mich ist der Sonntag nicht irgend ein beliebiger Wochentag, also ein Werktag wie jeder andere auch.
Wenn andere Menschen das für sich anders sehen, dann akzeptiere ich das.
Für mich ist ein Tage ohne die alltägliche Hetze, ein Tag, der nicht Arbeitsalltag ist, als Tag der Ruhe und Entspannung persönlich sehr wichtig, auch deshalb ist mir daran gelegen, das auch in meinem Umfeld Hetze und Arbeitsalltag nicht "das Bild" oder die "Sicht auf ein "beruhigendes, alltagsfreies Bild" nicht verstellen.
Aber auch hier gilt es für mich zu akzeptieren, wenn Andere das anders sehen und mir in meinem Bemühen um "alltagsfreie" Gelassenheit im Wege stehen könnten.
Wenn der Staat aus welchen Gründen auch immer meint, eine grundsätzliche Freigabe des Verkaufes an Sonntagen oder zumindest eine weitgehende Öffnung dieses Verkaufes verfügen zu sollen, dann steht ihm das im Rahmen eines demokratischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozesses frei.
Und ich werde das jeweilige Ergebnis zur Kenntnis nehmen; relativ gelassen.
Ob und inwieweit mit einer völligen Freigabe des Verkaufes an Sonntagen zugunsten des Einzelhandels bzw. zumindest mit einer deutlich erweiterten Sonntagsöffnung für ihn im Vergleich zu derzeitigen Zustand, der "Niedergang des innerstädtichen Einzelhandels" gebremst oder gar gänzlich verhindert werden kann, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich bin allerdings diesbezüglich mit Blick auf die Zukunft des Einzelhandel ehe skeptisch.
Die Frage, ob und inwieweit im Falle eines Falles, dh., wenn die Arbeitnehmer im Einzelhandel grundsätzlich auch sonntags zu arbeiten hätten, die Sozialpflichtigkeit "unseres Staates" in Frage gestellt würde, verdient zumindest der Erwähnung. Als "Sozi" würde ich mich jedenfalls intensiv damit befassen, wie die Arbeitnehmer im Einzelhandel reagieren -direkt oder indirekt über ihre Gewerkschaften/Betriebsräte.
"Mitwirken, mitbestimmen" -das sollte auch in dieser Frage gelten.
PS
Hinweis:
"Wir" in NRW können in der Diskussion nicht den Inhalt des Art. 25 der Landesverfassung außer Acht lassen.
Sein Inhalt mag als Relikt aus längst vergangen Zeiten verstanden werden; insbesondere ob seiner Formulierungen. Formell aufgehoben bzw. gänzlich oder teilweise außer Kraft gesetzt wurde er jedenfalls bis heute nicht.
Ich erwähne diesen Artikel nicht wegen seiner verfassungsrechtlichen Existenz und seiner verfassungsrechtlichen Bedeutung, wie "man" hier wie so oft bei ähnlichen Gelegenheiten geschehen vorhalten könnte, sondern deshalb, um daran zu erinnern, wie seinerzeit -195o- sowohl das christliche Verständnis von "Sinn und Zweck" des arbeitsfreien Sonntags als auch das sozialdemokratische Verständnis von einem freien Arbeitstag für alle Arbeitnehmer die Gesellschaft geprägt und demokratische Mehrheitsentscheidungen bestimmt haben.
Also , wenn die völlige Freigabe des Verkaufes an Sonntagen oder zumindest eine substantielle Veränderung des jetzigen Zustandes zu Gunsten des Einzelhandels in NRW staatlicherseits verfügt werden sollte,könnte das ja dazu führen, sich auf der Grundlage des Art. 25 der Landesverfassung
in der Gesellschaft, in Parteien, in Kirchen, in Verbänden gedanklich mehr als das gemeinhin der Fall zu sein scheint, sich mit den gravierenden Veränderung in der Gesellschaft seit Ende der 194o er/seit Anfang der 1950er Jahren auseinanderzusetzen, u.a. mit der gesellschaftspolitischen Wirkungskraft des christlichen Glaubens bzw. mit der Wirkmacht der christlichen Kirchen und mit der Wirkungskraft einer Ideologie, in deren Mittelpunkt die "Verbesserung der Lebensgrundlagen" der arbeitenden Menschen steht – damals und heute-. Könnte interessant sein.
Einerseits finde ich es super, wenn die meisten Menschen an einem oder 2 Tage frei haben. Man kann gemeinsam etwas unternehmen.
Ein Vereinsleben kann stattfinden. In der chaotischen Welt wird das immer schwieriger.
Andererseits soll jeder doch arbeiten und verkaufen, wann er will. Würde dies nur für Geschäfte sein oder auch für alle Arbeitenden? Dann stellt sich natürlich schnell die Frage, warum es Steuerfreibeträge etc. noch geben soll.
Insgesamt überwiegen für mich die Vorteile von relativ stillen und ein paar ganz stillen Tagen. Irgendwie müssen sich die alten Gesellschaften etwas dabei gedacht haben, als sie dem Mensch auch etwas Pause gönnten.
@ Robin Im Osten haben wir das schon beobachten können: erst gehen die Läden und Betriebe, dann die Menschen. Und zwar in oder an die Großstadt, weil`s der Markt geregelt hat. Nein danke.
Ich nehme mich da gar nicht aus, Thomas. Habe früher jede Woche Recklinghausen und Dortmund für Einkäufe besucht. Jetzt schon lange nicht mehr.
Von 2013: https://www.ruhrbarone.de/auch-ich-bin-ein-totengraeber-der-hiesigen-innenstaedte/56555
Ehrlich gesagt finde ich die Vision eines 24/7 gleichen Lebens ziemlich erschreckend. Mag ja sein, dass es einzelnen egal ist, ob sie Montag, Dienstag, Samstag oder Sonntag frei machen. Das kann aber z.B. nur jemand ohne familiäre Verpflichtungen. Für alle mit kleinen oder schulpflichtigen Kindern macht ein normaler Rhythmus der Woche schon verdammt viel Sinn. Diejenigen, die – aus welchen (guten) Gründen auch immer – heute schon am Wochenende arbeiten müssen, werden das bestätigen können.
Außerdem ist es auch für viele andere Freizeitaktivitäten durchaus sinnvoll, wenn ein Großteil der Leute eine halbwegs gleich getaktete Freizeit haben.
Für fast den kompletten Einzelhandel würde eine Freigabe übrigens sowieso nichts bringen. Selbst in sehr großen Städten und den bekannten großen Malls werden heute schon die zulässigen Öffnungszeiten oft nicht ausgenutzt. Für die kleineren Innenstädte und den schwindenden inhabergeführten Einzelhandel wäre eine Totalfreigabe vermutlich nur ein weiterer Sargnagel. Klingt vielleicht erstmal widersinnig, dürfte aber so sein, da sie das wettrüsten nicht mithalten können und die möglichen Erträge an normalen Sonntagen gar nicht ausreichend hoch für eine Öffnung sind.
Übrigens zum Internethandel: Da ich nicht den ganzen Tag zu Hause bin, sondern einem normalen auswärtigen Job nachgehe, habe ich bei Internetbestellungen auch schon oft blöde Überraschungen erlebt, wenn die Pakete auf einmal in irgendwelchen Filialen, Pick-Up-Stores oder sonstwo landen, wo man sie dann abholen darf. Da ist der vermeintliche Bequemlichkeitsvorteil schnell weg. Und wirklich billiger ist es im Internet oft auch nicht.
@Volker: Das Wochenende erkenne ich immer an der Bundesliga. Ist kein Problem 😉
Nicht nur in den USA, sondern in vielen anderen Ländern dürfte man sich schwer wundern über das Gehampel mit den Ladenöffnungszeiten in Deutschland. Und es sind ja nicht die Kirchen die größten Bremser (dafür ist der Einfluss der Kirche zu gering), sondern die Gewerkschaften – konnte man letztes Weihnachten wieder aufs Schönste sehen.
Besonders ärgerlich finde ich dabei, dass sich die Gewerkschaft dabei auch noch als Bewahrer der Frauenrechte aufspielt, weil "Verkäufer/in" eben ein typischer Frauenberuf sei. Ja, das stimmt, vor allem weil er so mies bezahlt wird. Auf die Idee, daran mal zu arbeiten hat für die Gewerkschaft anscheinend keine Priorität. Da wurde zum Boykott aufgerufen, damit "die Familie nicht leidet". Soso. Das könnte darauf hinweisen, dass bei der Gewerkschaft ein eigentümliches Frauenbild vorherrscht: Mami darf gerne "dazuverdienen", z. B. als Verkäuferin, aber die Hauptsache ist, dass sie rechtzeitig den Baum schmücken und den Festtagsbraten auf den Tisch bringt. In die gleiche Richtung zielt auch die Behauptung, dass es ja wohl jeder schaffen kann, seine Besorgungen innerhalb der Öffnungszeiten zu erledigen. Das klappt hervorragend, solange die "Hausfrau" hübsch zu Hause bleibt und keine andere Aufgabe hat als für das Wohl der Family zu sorgen, die Zeiten sind ja wohl auch vorbei.
Statt dessen wird von der Gewerkschaft jeder, der die Öffnungszeiten frei geben will, als Hedonist diffamiert, der nix als Shoppen im Kopf hat.
Das überlagerte Problem ist meiner Meinung nach der Zustand in den meisten Mittelzentren des Ruhrpotts. Und auch mancher Innenstädte. Da ist nämlich in den zu großen Fußgängerzonen auch schon an regulären Öffnungstagen nichts los. Die Ergebnisse der sog. Sanierungen der 50er bis 80er wären ein lohnendes Thema. Wir haben eigentlich zuerst eine Strukturdebatte zu führen.