Das Ruhrgebiet möchte zu grünsten Industrieregion der Welt werden. Um das zu schaffen, müsste es erst einmal wieder eine Industrieregion werden.
Die „Metropole Ruhr“, wie das Ruhrgebiet Fremdscham erzeugenderweise gerne offiziell genannt werden möchte, sei auf dem „Weg zu grünsten Industrieregion der Welt“. Ein Spruch, wie er Werbern einfällt, denen entweder die intellektuelle Schlichtheit ihres Kunden, in diesem Fall des Regionalverbandes Ruhr, klar ist oder die ohne jede Kenntnis der Lage einfach mal einen netten Slogan raushauen:
Auf so einen Stuss kommt man natürlich nur, wenn man weder an den Menschen im Ruhrgebiet noch an ihrer wirtschaftlichen Lage das geringste Interesse hat, sondern einfach nur Staatsknete in Brüssel, Berlin und Düsseldorf abgreifen will. Der größte Unterschied zwischen in der Fußgängerzone schnorrenden Punkern und den Politikern im Ruhrgebiet ist, dass Erstere einen besseren Musikgeschmack haben.
Denn das Ruhrgebiet ist schon lange kein Industriegebiet mehr. In Nordrhein-Westfalen spielt die Industrie natürlich eine große Rolle, aber wenn das Land behauptet, das Ruhrgebiet sei seine industrielle Kernregion, ist das schlicht eine Lüge: Nur in Düsseldorf und Köln ist der Industrieanteil noch geringer als im Revier. Schauen wir uns doch einmal die Zahlen der NRW-Bank aus einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2021 an:
Um zur grünsten Industrieregion der Welt zu werden, fehlt dem Revier schlicht Industrie. Die sitzt längst in Westfalen. Und daran, dass sich die in größerem Maße hier wieder ansiedelt kann niemand ernsthaft glauben, der den Tag nicht mit einer Flasche Frühstückskorn beginnt. Im Gegenteil: Nach 50 Jahren Technologiefeindlichkeit und grüner Ideologie ist Deutschland dabei, der einstmals wohlhabenden Region zwischen Duisburg und Hamm auf dem Weg der Industrialisierung zu folgen. Man könnte viel Geld sparen, wenn man ChatGPT statt einer Werbeagentur den Auftrag gäbe, einen Slogan für das Ruhrgebiet zu finden. Ich habe das gerade gemacht. Das Ergebnis: „Ruhrgebiet: Wo Geschichte auf Innovation trifft!“ Ist zwar auch Unsinn, hat aber kein Geld gekostet.
