Heute hat Garrelt Duin (SPD) seinen ersten Arbeitstag als Regionaldirektor des Regionalverbands Ruhr (RVR). Ein sperriger Titel, ein sperriger Name. Duin ist ab jetzt der Chef der einzigen Organisation, die das Ruhrgebiet als Ganzes vertritt. Er ist nicht nur für die Revierparks und Schwimmbäder zuständig, sondern auch für die Regionalplanung, die festlegt, wo im Ruhrgebiet Wohnungen gebaut und Unternehmen angesiedelt werden und für das Bild des Ruhrgebiets innerhalb und außerhalb der Region.
In den beiden letzteren Bereich haperte es in den langen Jahren, in denen der RVR von Duins Vorgängerin Karola Geiß-Netthöfel (SPD) geführt wurde: Die Aufstellung des ersten Regionalplans seit den 60ert Jahren zog sich weit mehr als ein Jahrzehnt hin und war eine Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen. Eine Region, die immer noch von Arbeitslosigkeit geprägt ist und in der Wohnungsnot wieder zu einem Problem wird, kann sich solche Hängepartien nicht erlauben.
In der Öffentlichkeit spielt das Ruhrgebiet als Region im Revier selbst und bundesweit kaum eine Rolle. Das Wort „International“ mag man in diesem Zusammenhang kaum in den Mund nehmen. Eine von Beliebigkeit geprägte Kampagne wirbt mit kitschigen Adlern und lächerlichen Metropolensprüchen um Aufmerksamkeit. Das Wir-Gefühl, das eine Zeit lang die Menschen begeisterte, hat längst seinen Platz in den Geschichtsbüchern gefunden. Wer kann zieht oft weg, wer es nicht kann, träumt häufig davon.
An Duin liegt es nun, die in einer merkelschen Dimension liegengebliebenen Aufgaben anzugehen: Das Ruhrgebiet braucht mehr Wohnraum. Der Bestand muss aufgewertet werden, es müssen preiswerte Wohnungen gebaut werden und es braucht zugleich attraktive Angebote, um Menschen davon zu überzeugen, ins Ruhrgebiet zu ziehen. Duin muss die Ära der grünen Träumereien beenden und die Rahmenbedingungen für Wachstum in allen Bereichen schaffen.
Das Ruhrgebiet hat kein Gesicht. Es gibt niemanden, der für seine fünf Millionen Einwohner in der Öffentlichkeit das Wort ergreift, ihre Interessen vertritt und Probleme benennt, aber auch das Interesse von Investoren weckt. Duin muss diese Position annehmen, auch wenn er damit den Neid der Oberbürgermeister wecken könnte.
Es wartet also eine Menge Arbeit auf den neuen Regionaldirektor. Wünschen wir ihm gutes Gelingen.
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