Ruhrgebiet: Industrie im Krisenmodus

Industrieruine im Ruhrgebiet Foto: Laurin

Der zu Jahresanfang „übliche“ Optimismus fällt – bezogen auf die Konjunk­turaussichten der regionalen Wirtschaft im Mittleren Ruhrgebiet und in West­falen – für das Jahr 2024 weitgehend aus. Das ist das Ergebnis der aktuellen branchenübergreifenden Konjunkturumfrage der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen unter deren rund 425 Mitgliedsunternehmen. Statt Aufschwungssignale senden die Unternehmen nämlich Anzeichen anhaltender Konjunkturschwäche, zum Teil sogar echte Krisensignale.

Bei den wichtigsten Konjunkturparametern bleibt der Anteil Positivmeldun­gen branchenübergreifend unterhalb der 50 %-Schwelle. So bei den Ge­schäftserwartungen und den Aufträgen (jeweils 47 %) sowie den Umsätzen und den Inlandsinvestitionen (jeweils 43 %). Besonders schwach (nur 34 % Positivmeldungen) sind die Ertragsprognosen, nur unwesentlich oberhalb des Durchschnitts liegen die prognostizierten Auslandsinvestitionen (52 % Positivmeldungen). Schaut man auf die Prognosen der Vorjahre, lässt sich daraus ein zunehmender Pessimismus der Unternehmen ableiten: Lagen die Geschäftserwartungen für 2021 noch bei 63 % und für 2022 bei 67 % Positivmeldungen, gingen sie mittlerweile auf 43 % (für 2023) bzw. auf 46 % (für 2024) zurück.

„Die regionale Industrie im Mittleren Ruhrgebiet und in Westfalen wird wohl auch in 2024 nicht aus der Konjunkturschwäche herauskommen, die mittlerweile schon das zweite Jahr hintereinander anhält,“ so AGV-Hauptgeschäftsführer Dirk W. Erlhöfer am Freitag zu den Umfrageergebnissen.

Besonders gebeutelt bleiben nach den Umfrageergebnissen auch weiterhin die Branchen Chemie/Pharma und Papierverarbeitung: Die Geschäftserwartungen für 2024 liegen dort mit gerade einmal 36 % bzw. 31 % Positivmeldungen im Krisenmodus. Bei den Ertragsprognosen wird die 30 %-Schwelle sogar noch unterschritten. Aber auch bei der in der Region führenden Metall- und Elektroindustrie sieht es für 2024 nicht rosig aus: Zwar überwiegen bei den Geschäftserwartungen leicht die Positivmeldungen (54 %), jedoch liegen diese bei den relevanten Einzelparametern mit durchweg 48 % unterhalb dieser Schwelle und damit weit weg von Aufschwung-Szenarien.

„Was mittlerweile für den Industriestandort Deutschland gilt, ist leider auch in unserer Region angekommen,“ analysiert Erlhöfer die möglichen Ursachen. „Die Unternehmen leiden natürlich ganz allgemein unter der weltweiten Wachstumsschwäche. Im Besonderen aber unter den nicht wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen in Deutschland. Das fängt bei der überbordenden Bürokratie und den zu langen Genehmigungsverfahren an und setzt sich über marode Infrastruktur und zu hohe Steuern und Abgaben bis hin zu nicht wettbewerbsfähigen Energiekosten fort,“ so Erlhöfer weiter, dessen Fazit ernüchtert klingt. „Wir befinden uns in einer fortschreitenden Phase der De-Industrialisierung, die zum einen kostengetrieben ist, zum anderen mit schwindendem Vertrauen in den Standort DE einhergeht. Beides ist fatal und ein großes Alarmsignal an die Politik, die nun endlich umsteuern und dringend einen industriefreundlicheren Kurs verfolgen muss.“

Mittlerweile ist die anhaltende Konjunkturschwäche auch auf dem regionalen Arbeitsmarkt angekommen, verschont jedoch bislang den Ausbildungsmarkt: So ist der „Beschäftigungssaldo“, gebildet als Trendzahl aus den Rückmeldungen über geplanten Personalaufbau bzw. ‑abbau, auf -17 abgesackt, er lag vor einem Jahr auch schon bei -12. Ein Lichtblick ist die Prognose für den Ausbildungsmarkt: Dort liegt der Trendsaldo bei +12 und hat sich im Vorjahresvergleich (Saldo +10) sogar leicht verbessert.

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