Ruhrgebiet muss Werbekampagne neu ausschreiben

Seeadler in Angst Foto: Screenshot


Seit Jahren wirbt das Ruhrgebiet für sich mit der Imagekampagne „Metropole Ruhr – Stadt der Städte“. Nach einem Fehler musste nun die Neuausschreibung gestoppt werden.

Mal fliegt ein trauriger Seeadler durch triste Industrielandschaften, um endlich im grünen Ruhrgebiet das Weibchen zu finden, mit dem er kleine Seeadler machen kann, dann wieder wird das Revier zwischen Hamm und Duisburg als kommende Hip-Region dargestellt, die kein Unternehmen ignorieren darf. Seit 2017 wirbt die Hamburger Agentur Scholz & Friends im Auftrag des Regionalverbandes Ruhr (RVR), dem Zusammenschluss der Ruhrstädte, für den Pott. Da sollen Studenten in Berlin mit dem Spruch „Schwaben rein“ auf Plakaten dazu gebracht werden, wegen der günstigen Mieten ins Ruhrgebiet zu ziehen, präsentiert sich die Region als soziales „Wirgebiet“ oder gibt sich mit dem Slogan „The Right Place, The Right Time“ international. Die Kampagne war eine Idee der CDU, die seit 2017 im RVR mitbestimmt und eigentlich nur um Investoren werden wollte. Damit konnte sie sich nicht durchsetzen. Nun kreisen die melancholischen Adler. Ob sie es auch in Zukunft tun werden, ist allerdings offen. Der RVR muss seine Werbekampagne neu ausschreiben und dem er Antikorruptionsbeauftragten des Verbandes liegt eine Anzeige vor.  Alle drei Jahre muss die Kampagne europaweit neu ausgeschrieben werden. Nachdem das vor ein paar Wochen erneut geschah, bewarben sich neben Scholz & Friends auch deren ebenfalls in Hamburg ansässige Konkurrenz von KNSK. Doch bei dem Ausschreibungsverfahren kam es zu einem peinlichen Fehler: In der Fachjury, die sich aus Vertretern der Verbandsversammlung des RVR und aus Fachleuten aus der Wirtschaft und der Wissenschaft zusammensetzt und über die Vergabe entscheidet, saß auch Stefan Lennardt. Der ist heute Professor an der University of Applied Sciences Europe in Iserlohn, war früher einmal Mitarbeiter des WDR, Pressesprecher der SPD in NRW und Geschäftsführer der Düsseldorfer Niederlassung von Scholz & Friends. 2011 verließ er die Werbeagentur. Auf Anfrage dieser Zeitung bestreitet der RVR, dass Lennardt bis vor Kurzem immer mal wieder von Scholz & Friends Aufträge erhielt, die Agentur wollte sich dazu nicht äußern. Trotzdem, die Nähe ist zu groß. Die Kampagne muss neu ausgeschrieben werden. Mit der Arbeit von Scholz & Friends ist man beim RVR indes zufrieden, teilt der Verband  mit: „Die aktuelle Standortmarketingkampagne „Metropole Ruhr – Stadt der Städte“ ist die erfolgreichste Kampagne des RVR in der jüngeren Vergangenheit.“ Allerdings gab es in der jüngeren Vergangenheit auch keine andere Kampagne. Nach „Der Pott kocht“ in den 90er Jahren setzte man im Ruhrgebiet lange darauf, mit Großveranstaltungen wie der Kulturhauptstadt Europas Aufmerksamkeit zu erzielen.

 

 

 

 

 

 

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Werbung