Ruhrgebiet: Nach der Klage des BUND gegen Newpark  erinnert die IHK Nord Westfalen an die Grundidee und Intention des Industrieparks

Dr. Fritz Jaeckel Foto: IHK Nord Westfalen Lizenz: Copyright


Unser Gastautor Fritz Jaeckel ist Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen und spricht sich  für das geplante Gewerbegebiet Newpark in Datteln aus.

Die Newpark -Idee wurde vor über 25 Jahren entwickelt mit dem Ziel, dem Strukturwandel im nördlichen Ruhrgebiet einen positiven Impuls zu geben. Angesichts beständig hoher Arbeitslosenzahlen in der Region, die sich in der Vergangenheit als „verlängerte Werkbank“ (Chemie, Stahl, Textil) in NRW durchaus einen Namen gemacht hatte, sollte das Projekt Newpark  primär internationale Unternehmen anlocken. Newpark  sollte und durfte deshalb kein normales Gewerbe- und Industriegebiet werden. Vielmehr sollte es organisiert werden wie ein modernes Einkaufszentrum mit einer zentralen Betreibergesellschaft, innovativen Flächennutzungsmodellen und speziellen Angeboten für Unternehmen, die sich Standorte weltweit aussuchen können. Newpark  sollte für NRW, ja sogar für Deutschland, Alleinstellungsmerkmale bekommen.

Die IHK hatte die Idee zu Newpark . Sie hat in einem ebenso aufwändigen wie innovativen Prozess ein Handbuch erarbeitet, in dem das Konzept für einen modernen Industriepark niedergeschrieben wurde. Da in Deutschland eine IHK keine Flächenentwicklung betreiben darf, wurde das Projekt an die Region unter Führung des Kreises Recklinghausen und der Städte Datteln und Waltrop übergeben.

Die Region hat in den vergangenen Jahren versucht, die Planungen für die Fläche gegen vielfältige Widerstände voranzubringen. Aber es hat nun über zwei Jahrzehnte gedauert, bis endlich ein Bebauungsplan vorliegt. In dieser Zeit geriet die eigentliche Newpark -Idee in Vergessenheit. Einige der im Newpark -Konzept von 2001 noch innovativen Ideen, die damals Widerstand hervorriefen, sind im Übrigen heute Alltag geworden. Zum Beispiel die Arbeitnehmerüberlassung (Zeitarbeit), der ausländischen Investoren die Ansiedlungsentscheidung erleichtern sollte. Außerdem wurde das ursprüngliche Flächenkonzept noch einmal überarbeitet. Faktisch war diese Überarbeitung wie so viele andere eine Verzögerung, die die Entstehung von Newpark  behinderte.

Heute steht Newpark  vor neuen Herausforderungen. Einerseits hat die Landesregierung aufgrund des Kohleausstiegs (Stilllegungen des Tagebaus und der Braunkohlenkraftwerke) den Fokus auf das Braunkohlenrevier. Bundes- und Landesmittel sind dem Revier versprochen, dass den Arbeitsplatzabbau kompensieren muss. Schon allein deshalb muss Newpark  ebenfalls Priorität in Düsseldorf genießen. Zudem ist die Newpark -Fläche die einzige Fläche mit landesweiter Bedeutung, die in NRW aktuell kurzfristig für Ansiedlungen zur Verfügung steht. Dementsprechend müsste auch die Landesregierung mindestens über die landeseigene Wirtschaftsförderung „NRW.Global Business“ ihren Blick Richtung Datteln lenken.

Ein wichtiger Aspekt ist und bleibt dabei die Frage, wer sich auf der Newpark -Fläche ansiedeln soll. Grundsätzlich wäre es für NRW und auch das Newpark -Umfeld schädlich, wenn es zu bloßen Unternehmensverlagerungen in den Newpark  kommt. Diese Befürchtung steht seit Beginn des Projektes im Raum und hat im Ruhrgebiet immer wieder zu Auseinandersetzungen geführt. Dies vor allem auch deshalb, weil es viele Brachflächen gab (Bergbauflächen, Opel-Fläche in Bochum usw.) für die Newpark  ein übermächtiger Konkurrent geworden wäre.

Die Widerstände des BUND waren von Anfang an groß. Dass er nun gegen den Bebauungsplan klagt, war zu erwarten. Dennoch muss auch der BUND anerkennen, dass für die bevorstehenden Aufgaben der Transformation Flächen für Produktionsunternehmen gebraucht werden. Ansiedlungen ausländischer Unternehmen in Deutschland wie die von Tesla oder für die Batterieproduktion machen dies deutlich.

Newpark  kann ein Standort für neue Technologien werden, die weltweit im Hinblick auf die Transformationserfordernisse dringend erforderlich sind. Diese Ansiedlungen zu verhindern, kommt einer Kapitulation vor den großen Herausforderungen unserer Zeit gleich. Schon deshalb muss sich das Land NRW jetzt trotz der Klage des BUND hinter Newpark  stellen und alles dafür tun, dass nach dem Richterspruch nicht wieder eine Verzögerung eintritt. Spätestens bei einer konkreten Ansiedlungsanfrage eines internationalen Unternehmens, das Flächen der Größenordnung von Newpark  braucht, sollte das Land alles in seiner Macht Stehende getan haben, damit diese Investition auch in der Emscher-Lippe-Region realisiert werden kann. Mehr noch: Newpark  sollte angesichts der gesunkenen Standortattraktivität Deutschlands zum Reallabor werden. Hier könnten Wege entwickelt und ausprobiert werden, wie Unternehmensansiedlungen schneller als bisher realisiert werden können und dabei auch Prinzipien nachhaltiger Entwicklung berücksichtigt werden. Das wäre gerade für Investoren aus dem Ausland ein wichtiges Signal.

Keinesfalls sollte, wie unter anderem vom BUND vorgeschlagen, die Newpark -Fläche für die Erzeugung regenerativer Energie genutzt werden. Alle Bekenntnisse zur Zukunft des Industriestandorts würden ansonsten wie Lippenbekenntnisse klingen. Und alle Bemühungen der landeseigenen Wirtschaftsförderung, internationale Ansiedlungsvorhaben nach Nordrhein-Westfalen zu holen, sollten dann ehrlicherweise eingestellt werden. Newpark  ist im Landesentwicklungsplan reserviert für flächenintensive Großvorhaben mit besonderer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes, „die industriell geprägt sind“. Und bei dieser über viele Jahre erarbeiteten Zielsetzung und Zweckbindung sollte es auch bleiben.

Mehr zu dem Thema:

Newpark: Uweltorganisation BUND hat 3000 neuen Jobs im Ruhrgebiet den Kampf angesagt

 

 

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