Die Wirtschaftsförderung des Ruhrgebiets arbeitet als einzige regionale Wirtschaftsförderung Deutschlands mit der Deutsch-Israelischen Handelskammer in Tel Aviv zusammen. Israelische Startups sollen im Revier für neues Wachstum sorgen.
Ende des Jahres ist soweit: Wenn mit Prosper-Haniel in Bottrop die letzte Zeche schließt, ist die Bergbau-Ära im Ruhrgebiet nach Jahrhunderten vorbei. In den vergangenen 50 Jahren hat der Bergbau nach und nach an Bedeutung verloren. Immer weniger Menschen arbeiteten unter Tage und bauten Kohle ab und auch in den Stahlwerken, die es immer noch gibt, ist die Zahl der Beschäftigten geringer geworden.
Zahlreiche neue Unternehmen siedelten sich seitdem im Ruhrgebiet an oder wurden hier sogar gegründet. Doch noch immer ist die Arbeitslosigkeit im Revier mit fast zehn Prozent deutlich höher als im Bundesdurchschnitt, wo nur noch jeder zwanzigste ohne Arbeit ist.
Das zu ändern ist die Aufgabe der regionalen Wirtschaftsförderung Business Metropole Ruhr (BMR), die von den über 50 Städten und Kreisen der Region getragen wird und Unternehmer und Gründer für das Ruhrgebiet begeistern soll. Und das macht die BMR auch gemeinsam mit der Deutsch-Israelischen Handelskammer in Tel Aviv (AHK). Rasmus Beck, der Chef der BMR, suchte von sich aus den Kontakt zur Kammer: „Ich habe mich viel mit Israel beschäftigt und mich hat auch sehr fasziniert, wie sich das Land in den vergangenen Jahren wirtschaftlich verändert hat.“ Als Beck Grisha Alroi-Arlose, den Vorsitzenden der Kammer traf, spürte er, dass man auf einer Wellenlänge lag. Die beiden beschlossen, künftig enger zusammen zu arbeiten.
Und bei dieser Zusammenarbeit spielt Charme Rykower eine wichtige Rolle. Rykower ist Senior Executive Innovations- & Kooperationsscout. „Ich suche im Auftrag von Unternehmen, über die der Kontakt von der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr vermittelt wurde, nach passenden Startups.“ Gemessen an seiner Größe ist Israel das weltweite Startup-Land Nummer eins: 6500 Startups kommen auf die 8,5 Millionen Einwohner Israels. Und pro Einwohner stehen 548 Dollar Risikokapital zur Verfügung, in den USA sind es nur 230 Dollar pro Person. In Deutschland ist die Summe so gering, dass sie in den gängigen Statistiken nicht aufgeführt wird.
Rykower sucht im Auftrag von Unternehmen wie Rhenus,, Signal Iduna und ThyssenKrupp nach jungen, israelischen Unternehmen aus der Digitalbranche. Passt es, investieren die Unternehmen in die Ideen aus Israel und nutzen sie, um sich im digitalen Bereich weiter zu entwickeln.
Eine Delegation von Unternehmervertretern und Wirtschaftsförderern aus dem Ruhrgebiet ist im Juni nach Tel Aviv geflogen. Dort haben sich das Ruhrgebiet und die Unternehmen aus der Region interessierten israelischen Startups vorstellen und für die Zusammenarbeit werben.
Aber Beck will mehr, als eine reine wirtschaftliche Kooperation: „Mit über 280.000 Studenten an unseren 22 Hochschulen sind wir auch ein attraktiver Bildungsstandort. Ich würde mir wünschen, junge Israelis dafür zu interessieren, im Ruhrgebiet zu studieren.“ Beck weiß, dass Berlin bei jungen Israelis sehr angesagt ist, aber er hält das Ruhrgebiet im Wettbewerb der Talente nicht für chancenlos: „Wir haben nicht nur viele Unis, wir haben auch ein spannendes Nachtleben, hier treten viele Bands auf, wir haben gute Clubs und im Gegensatz zu Berlin ist es im Ruhrgebiet kein großes Problem, eine preiswerte Wohnung zu finden.“
Die BMR plant,Kontakte zu den Gemeinden im Revier aufzunehmen und will mit ihnen zusammen überlegen, wie man Israelis die ins Ruhrgebiet ziehen gerade am Anfang betreuen kann. „Wir haben im Ruhrgebiet nicht so eine dichte Infrastruktur an koscheren Läden und Restaurants wie in Berlin oder Frankfurt, da ist es bestimmt gut, wenn man jemanden hat, der einem das jüdischen Leben im Revier näher bringt und dabei helfen kann, Kontakte zu anderen jungen Juden aufzubauen.“
Der Artikel erschien bereits in der Jüdischen Allgemeinen
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Eine interessante Initiative,, vor allem, weil "man" sich hier auf einen neuen, einen ungewöhnlichen Weg begibt, um etwas für den Wirtschaftsstandort Ruhrgebiet zu tun.
Ich denke, daß "wir im Revier" fähig und willens sind, u.a. den jüngeren Menschen aus Israel ein Lebensumfeld -nicht nur ein Arbeitsumfeld- anzubieten, daß ihnen gefallen dürfte; auch wenn dieserhalb Berlin als Konkurrent "übermächtig" zu sein scheint.
Anmerkungen:
1.
Hoffentlich springen jetzt nicht als Erste die Bedenkenträger im Revier aus ihrer Kiste.
2.
Vor allem hoffe ich, daß es den notorischen Fremdenfeinde und konkret den Antisemiten unter uns nicht gelingt, ihrerseits den Prozess der Realisierung dieser neuen Idee durch ihre Ressentiments gegen alle Fremden und gegen alles Fremde, konkret gegen Israelis , zu belasten.
"Glück Auf"
dem Projekt und seinen Initiatoren.
Wer suchet der findet.
Es bleibt zu hoffen, dass Startups mal wieder den Ruf als Kapitalvernichter verlieren. Es erinnert irgendwie an den Goldrausch. Jeder versucht ein Google zu finden. Die Gründer wollen zu oft nur schnell verkaufen.