Die Oberbürgermeister und Landräte des Ruhrgebiets haben EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel besucht. Wie immer kamen sie als phantasiebegabte Bittsteller. Das Märchen vom Stahl aus grünem Wasserstoff wird sich von der Leyen gerne angehört haben. Im Rahmen des Green Deals profilierte sie sich ja schon als Erzählerin grüner Fantasy-Stoffe. Auch bettelten die Revierpolitiker um Geld, um alte Industriebrachen in moderne Gewerbeflächen umwandeln zu können. Das kann erfolgreich sein, wie das Beispiel Mark 51/7 in Bochum zeigt. Auf der alten Opel-Fläche haben sich nach der Sanierung mittlerweile zahlreiche Unternehmen angesiedelt und bislang 6.000 Jobs geschaffen. 10.000 sollen es einmal werden. Doch die Sanierung des alten Opel-Geländes war teuer: Um die Böden zu sanieren, gab das Land der Stadt alleine 2014 und 2015 gut 65 Millionen Euro. Dank des grünen Wirtschaftswunders sind die Zeiten vorbei, in denen sich das Land, aber auch der Bund oder die EU, erlauben können, in so einem Ausmaß spendabel zu sein. Was vor zehn Jahren in Bochum geschah, wird sich so nicht in dem Maßstab wiederholen lassen. Doch das Ruhrgebiet braucht neue Flächen für Industrie, Gewerbe und Wohnen. Der Regionalverband Ruhr beschreibt das Problem: Für künftige Unternehmensansiedlungen sind derzeit 1.407 Hektar in den Flächennutzungsplänen (FNP) und über den Regionalplan Ruhr gesichert. Bei 61 Prozent der Flächenpotenziale gibt es schwerwiegende Nutzungsrestriktionen, in einigen Städten liegt der Anteil derartiger Einschränkungen über 80 Prozent. Diese Flächen sind nur mit erheblichem Finanzaufwand mobilisierbar, der von den betroffenen Städten oftmals nicht ohne zusätzliche Hilfen zu stemmen ist.
Das dafür notwendige Geld wird in Zukunft fehlen. Aber es gäbe eine Alternative, wenn die Politik sich vom Dogma lösen würde, vor allem altindustrielle Flächen teuer wieder herzustellen. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer verfügt das Ruhrgebiet über 165.000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche. Landwirtschaftsflächen, die nicht aufwendig erschlossen werden müssen, weil sie in der Nähe von großen Straßen und Versorgungsleitungen liegen, könnten günstig und schnell zu Gewerbe-, Industrie- und Wohngebieten umgewandelt werden. Unternehmen bevorzugen solche Flächen, sie lassen sich leichter vermarkten als ehemalige Fabrikstandorte. Und die alten Industrieflächen? Kann man der Natur überlassen. In wenigen Jahrzehnten werden dort Wälder entstehen. Flächen werden nicht verbraucht, sie bleiben, wo sie sind, und können immer wieder neu verwendet werden. Das geht schnell und preiswert oder dumm, grün und teuer.