Ruhrpott Rodeo 2024: Punkrock ist für alle da!

Das Ruhrpott Rodeo zieht inzwischen Fans aus ganz Deutschland an | Foto: Peter Hesse


Das Line-Up war schon ziemlich großartig und es war deshalb auch nicht überraschend, dass bereits 9000 Ticket für das Ruhrpott Rodeo vorab verkauft wurden, so viele wie noch nie. Irgendwie hatte ich schon letztes Jahr das Gefühl, dass ich dieses Festival mal gesehen haben müsste.

Allerdings ging das in diesem Sommer tatsächlich nur mit Kind. Das erste Mal mit Kind beim Punk-Festival… Na mal sehen, wie das läuft, dachte ich so… Dass es dreckig und teuer wird, war mir ja vorher schon klar, aber ob’s dem Kind gefällt, das war eine ziemlich ungewisse Größe. Und dann denkt man so, man fährt in den Ruhrpott mit Staub in der Luft, vielen Menschen und Industrielandschaft. Nein, nein… man ist auf dem Land und zwar so richtig authentisch mit Landluft, Zelten auf dem Acker, mit Schnecken und Fröschen und Matschepampe. Das sind alles gute Voraussetzungen, dass es meinem Jungen gefällt. Und er fand tatsächlich auch die Musik nicht übel. Am Ende war es großartig!

Die Punkrock-Altmeister Bad Religion waren eins der Highlights des diejährigen Ruhrpott Rodeo Festivals in Hünxe | Foto: Peter Hesse

Peak woke ist vorbei, meint Stefan Laurin. Vielleicht auch im Punk? Hoffentlich! Auf dem Ruhrpott Rodeo auf jeden Fall. Es hat mich ja irgendwie fast vergessen lassen, warum ich diese Oberkörperfrei-Seite mal angefangen habe, denn es war auch in dieser Hinsicht so richtig Klasse. Das bunt gemischte Publikum von alt bis jung, von verwegen bis fröhlich habe ich auf jeden Fall als gut gelaunte Meute wahrgenommen, auch wenn das Wetter mitunter etwas übellaunisch war. Nackte Menschen oder Oberkörperfrei interessierte kein Schwein. Es gab ja auch wie immer das wunderbare Nacktfoto-Shooting. Und es lag wohl eher am Wetter, dass etwas weniger nackte Haut zu sehen war. Aber Olga von den Toy Dolls war natürlich, wie gewohnt oben ohne. Und auch, wenn es bei einzelnen Band so woke Ansagen gab, die mir Stirnrunzeln bereiteten, war es einfach herrlich. Es geht schließlich um den Spirit, das Gefühl von einem gelebten Miteinander im Punk, vereint ohne übermäßige Vorschriften, sondern Menschlichkeit, Solidarität und gemeinsam die Sau raus lassen. Rücksicht lässt sich nicht erzwingen. Sie kommt von ganz alleine. Deshalb sind Awareness-Teams für mich eigentlich auch ein rotes Tuch. Beim Ruhrpott Rodeo hätte ich es überhaupt gar nicht bemerkt, denn es hielt sich wunderbar im Hintergrund. Und so soll es sein. Eine Begegnung gab es dann aber doch… Ich saß am Wegrand zwischen Camping-Platz und Festival-Gelände und wahrscheinlich sah ich sehr verloren und einsam aus, denn mein Kind spielte dort am Bach und war selbst nicht zu sehen. Da sprach mich Silke vom Awareness-Team vorsichtig an: „Alles in Ordnung bei dir?“. Wow! Ich erklärte ihr, dass ich nur auf das Kind aufpasse und es mir sonst gut geht und wir unterhielten uns noch eine Weile sehr nett. Sie hatte auch gute Vorschläge zu dem Gehörschutz-Problem für meinen Sohn und wir wünschten uns noch einen guten Tag. Ja und genau so stell ich mir ein Awareness-Team vor. Es sollte vielleicht auch eher Care-Team heißen. Man bemerkt es nicht, aber falls man Hilfe braucht, ist es da. Es ist nicht zum Regeln aufstellen und sanktionieren da, sondern um bei Bedarf, und nur dann, zu helfen und zu unterstützen. So gefällt mir das!

Ruhrpott Rodeo 2024 Foto: Antje Jelinek

Super vorbildlich war auch das Inklusionskonzept mit Rollstuhlrampe und ganz viel Unterstützung und wahrscheinlich waren auch deshalb wirklich viele Menschen mit Handicap beim Rodeo und wir hatten dort alle zusammen eine gute Zeit. Genauso Kinder… Egal ob vom Team oder vom Publikum die Kids wurden überall gefeiert und ich bekam auch immer Hilfe. Am Freitag schon wurde mein Kleiner am Tresen gleich freudig begrüßt: „Hey, das erst Kind!“ und Samstag waren dann richtig viele da, mit Kinderwagen, auf den Schultern oder mittendrin im Vergnügen. Das gibt eine glatte 1 für’s Ruhrpott Rodeo in Sachen Nachwuchsförderung.

Trotz Regen und aufgeweichtem Boden trotzten die fast 10.000 Punkrock-Fans dem Wetter | Foto: Peter Hesse

Und diese Bands… Ein Träumchen: allen voran Bad Religion, Millencolin, Misconduct, Me first and the gimme gimmes und Rasta Knast, das ist einfach meine Lieblingsmusik und die haben alle eine gute Show gemacht. Ich habe mich auch riesig gefreut, dass Knochenfabrik kurzfristig noch gespielt haben. Insgesamt gab es eine bunte Mischung an Bands von Ska-Punk, Fun-Punk, Politik-Punk, Hardcore bis Rap und Metal war alles dabei. Junge Bands wie die Backyard Band oder das Lumpenpack sorgten dafür, dass der Spirit auch in der Jugend nicht ausstirbt. Und alte Hasen wie die Toy Dolls oder Bad Religion zeigten nochmal so richtig, was sie draufhaben. Mit 60 geht halt auch noch was und das merkst du auch im Publikum. Tanz und gute Laune gab es dann vor allem bei The Locos, den Lokalmatadoren, Oxo86, Dubioza Kolektiv und natürlich bei den Toy Dolls. So herrlich. Wem Olga & Co kein Lächeln ins Gesicht zaubern können, dem ist nicht zu helfen… Sie schafften es sogar meinen Sohn aus der Ermüdungsphase heraus zu zaubern und er hat dann noch mal so richtig mitgefeiert. Auch der kleine feine Sumpf mitten auf dem Gelände hat ihm viel Spaß gemacht. Und nicht nur ihm… Hier konnte man auch freiwillig oder unfreiwillig gerne mal ein Schlammbad nehmen. Dem Kind hat’s gefallen und so richtig dreckig machen gehört ja auch irgendwie zum Punk dazu.

Leider konnten wir nicht alle Bands sehen und auch den Sonntag haben wir nicht mehr gepackt. Aber fürs erste Mal lief es wirklich Super. Ich habe auch überhaupt gar nichts zu meckern und falls doch hab ich’s vergessen. Nächstes Jahr wieder zum Ruhrpott Rodeo!

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