Ruhrtriennale-Chef Van Hove schon wieder in Erklärungsnot

Ivo Van Hove Intendant der Ruhrtriennale 2024-2026 (c) Thomas Berns, Ruhrtriennale


Auch unter ihrem neuen Intendanten, Ivo van Hove, kommt die Ruhrtriennale nicht aus den Negativschlagzeilen heraus.

Ivo van Hove sollte als Intendant die Ruhrtriennale zurück auf die Erfolgsspur führen. Das Festival, das van Hove in den kommenden drei Jahren leiten wird, startet am 16. August in der Jahrhunderthalle Bochum mit der Premiere der Produktion „I Want Absolute Beauty“. In der Inszenierung des Intendanten wird Sandra Hüller Songs der Sängerin und Songwriterin PJ Harvey singen. Doch van Hove steht schon bevor sich der erste Vorhang hebt, in der Kritik. Erst hat er mit dem Belgier Jan Martens einen Choreographen engagiert, der den „Letter Against Apartheid“ unterschrieben hat, in dem die Gründung des Staates Israel als „Siedlerkolonialherrschaft“ denunziert wird, Israel als „Apartheidsregime“ bezeichnet wird und Sanktionen gegen Israel gefordert werden. Und nun holt ihn seine Vergangenheit ein. Wie die WAZ in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, arbeitet derzeit das Internationaal Theater Amsterdam (ITA), dessen künstlerischer Direktor van Hove bis 2023 war, schwerwiegende Vorwürfe von Mitarbeitern auf. Einige Ensemblemitglieder beschreiben das Theater in der Vergangenheit als Ort der Unterdrückung und Einschüchterung; auch von “seelischem Missbrauch” ist die Rede.

Van Hoves Amsterdamer Nachfolgerin hatte nach entsprechenden öffentlichen Vorwürfen einer Schauspielerin eine unabhängige Untersuchung in Auftrag gegeben. Die ITA-Leitung nannte deren Ergebnisse “schmerzhaft und für alle Beteiligten belastend”. Van Hove stand in dem betreffenden Zeitraum an der Spitze des Theaters. Gegenüber der WAZ sagte er jetzt, die Ergebnisse hätten ihn “zutiefst betroffen” gemacht, es sei “wünschenswert, die strukturellen Ursachen zu erforschen”. Ein Angebot zu einem ausführlichen Interview über mögliche Verfehlungen auf Führungsebenen im ITA lehnte er ab.
Die NRW-Landesregierung, wichtigste Geldgeberin der Ruhrtriennale, hat sich nach Informationen der WAZ bereits eingeschaltet und erwartet, dass Van Hove mitwirkt, “die Vorwürfe transparent aufzuklären”.

 

Mehr zu dem Thema:

 

Israelhass und BDS: Die Ruhrtriennale hat ein Problem. Vielleicht eine Chance

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Guido
Guido
2 Monate zuvor

Gibt es eigentlich irgendwelche Kulturfunktionäre, die nicht Antisemiten sind? Oder ist das eine Voraussetzung?

Kristin
Kristin
2 Monate zuvor

: jo, Antisemitismus ist unter „Kulturschaffenden“ inzwischen Voraussetzung, um voran zu kommen – eine solche Aussage erscheint nach 10 Monaten explodierendem Antisemitismus kaum noch übertrieben.

Beispiel: Diese Woche berichtete Mirna Funk in einem „Welt“-Artikel, dass beim Deutschen Austauschdienst, DAAD, ein israelisch-arabischer Künstler namens Essa Grayeb ein Stipendium für 2025 erhalten hat, der als Herkunft „Palästina“ angibt, obwohl er in Nazareth geboren wurde und in Israel studiert hat, also schlicht israelischer Staatsbürger ist.
Durch diese Herkunfts-Angabe negiert er Israels Existenzrecht, sowie er auch die Israeli Defense Forces (IDF) „Israeli Occupation Forces“ (IOF) nennt und die antisemitische Lüge vom „Genozid“ verbreitet – dass er sich zu den genozidalen Zielen der Hamas äußert, die am 7.10.2023 auch in der Praxis umgesetzt wurden und welche seit diesem Tag durch anhaltenden Raketenbeschuss auf Israel (bei dem durch Fehlleitungen auch manchmal die Einwohner Gazas getroffen werden, was die Welt ungefähr so viel interessiert wie die Situation im Sudan, also gar nicht) täglich unterstrichen werden, ist dagegen nicht bekannt.

Auch der DAAD gibt diese Herkunftsbezeichnung nach Mirna Funk, die dort auch angefragt hat, aufgrund von „Selbstauskunft“ mit „palästinensische Gebiete“ an, obwohl sein Geburtsort Nazareth nicht zu den autonomen Gebieten gehört und sein Wohnort laut seiner Website Jerusalem ist, welches – nun ja – halt in Israel liegt.
Israelische Staatsbürgerrechte und eine gute Ausbildung in Israel genießen und dann diesen Staat dämonisieren  –  für den DAAD ist das anscheinend so genial, dass man gleich mal ein sehr gut bezahltes Stipendium raushaut.

https://www.welt.de/kultur/plus252583750/DAAD-Dieser-deutsche-Dienst-schafft-Israel-ab.html

Bemerkenswert finde ich dabei, dass DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee noch im März beim DLF davon geredet hat, es gelte gegen Antisemitismus „Haltung zu zeigen“. Reden kann man ja viel.

https://www.deutschlandfunk.de/interview-prof-mukherjee-joybrato-praesident-des-daad-rektor-der-univ-koeln-dlf-deeab713-100.html

Der Artikel von Funk ist leider hinter der Paywall, er ist sehr lesenswert und ich wundere mich schon die ganze Woche, dass ihre Recherche und Anfragen beim DAAD – soweit ich weiß – keine Resonanz in anderen Medien gefunden haben.

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