In der kommenden Woche fliegt NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) nach Israel. Er wird unangenehme Fragen beantworten müssen.
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) ist ein Freund Israels. Laschet lässt kaum eine Gelegenheit aus, seine Solidarität mit dem Land zu betonen und auch der Kampf gegen Antisemitismus ist ihm eine Herzensangelegenheit. Erst gestern kündigte Laschet auf einer Pressekonferenz an, zeitnah einen Antisemitismusbeauftragten einzusetzen. Wegen der Öffnung der Ruhrtriennale für Aktivisten der antisemitischen BDS-Kampagne durch Ruhrtriennale – Intendantin Stefanie Carp boykottierte er zudem die Eröffnung des Kulturfestivals Mitte August.
Doch Carp ist immer noch Geschäftsführerin der Kultur Ruhr GmbH, des Unternehmens, das die Ruhrtriennale veranstaltet und an dem das Land mehrheitlich beteiligt ist. Eine Minderheitsbeteiligung hält der Regionalverband Ruhr (RVR), ein Zusammenschluss der Städte und Kreise des Reviers.
Die Duldung Carps im Amt passt nicht zur sonstigen Politik Laschets, der Landesregierung und auch des RVRs. Die Wirtschaftsförderungen von Land und RVR, NRW.Invest und Business Metropole Ruhr (BMR), sind mit viel Engagement dabei, die Wirtschaftskontakte nach Israel auszubauen. Die BMR veranstaltet Unternehmerreisen nach Israel und lädt junge israelische Gründer ein, NRW.Invest beschäftigt in Tel Aviv einen eigenen „Investitions- und Kooperationsscout“.
Während Carp dem BDS die Türen öffnet, verfolgen Land und RVR eine Politik, die im krassen Gegensatz zu der antiisraelischen Kampagne steht.
Wie passt das zusammen? Klar ist, Laschet stellt sich nicht hinter Carp: „Kunstfreiheit ist ein hohes Gut, aber die hat eine bestimmte Grenze. Ich überlasse es Kulturministerin Isabell Pfeiffer-Poensgen, kluge Lösungen für eine starke Ruhrtriennale in der Zukunft zu entwickeln. Die Ruhrtriennale ist ein deutschlandweit herausragendes Festival, das man nicht beschädigen darf. Aber man muss bestimmte Grenzen aufzeigen,“ sagte Laschet gestern in Düsseldorf. Eine Ruhrtriennale ohne Carp ist für den Ministerpräsidenten offenbar denkbar. Unmittelbar nach Ende der Ruhrtriennale soll eine Entscheidung fallen, antwortet der RVR auf Anfrage dieses Blogs: „Der RVR betont ausdrücklich, dass er bei seinen vielen Aktivitäten in der gesamten Metropole Ruhr Antisemiten und Israelhassern kein Forum gibt. Der RVR bekennt sich zum Existenzrechts Israels. Der RVR verfolgt intensiv die Arbeit der jetzigen Intendantin und wird das Ende der Ruhrtriennale 2018 abwarten. Eine Bilanz der künstlerisch-programmatischen Arbeit von Stefanie Carp werden die Gesellschafter Land NRW und RVR am Ende der laufenden Spielzeit ziehen.“
Dass Land und RVR sich für eine Weiterarbeit mit Carp aussprechen, gilt nicht als wahrscheinlich. Sollte sie entlassen werden, dann wohl aus arbeitsrechtlichen Gründen eher wegen ihrer Konflikte mit ihren Mitarbeitern.
In Israel, sagt Benjamin Weinthal, der Europa-Korrespondent der israelischen
Tageszeitung „Jerusalem Post“ und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Foundation for Defense of Democracies in Washington, hätten einige israelische Medien wie die „The Jerusalem Post“ und „I24“, über den BDS- Antisemitismus-Skandal bei der Ruhrtriennale berichtet.
Der Konflikt um BDS und die Ruhrtriennale sei aber kein großes Thema, die Presse beschäftige sich intensiv mit dem Terrorismus der Hamas, der iranischen Gefahr in Syrien und der Terror-Gruppe Hisbollah.
In der kommenden Woche, wenn Armin Laschet Israel besucht, könnte sich das jedoch ändern. „Ich werde“, sagt Weinthal diesem Blog, „Ministerpräsident Armin Laschet fragen, ob er Frau Carp entlassen wird. Er ist gegen BDS. Es stellt sich die Frage: Wird Herr
Laschet das, was er gegen BDS artikuliert, auch mit seinem Handeln
umsetzen? Kurz gesagt: Er soll sich dafür einsetzen, dass sie sofort gekündigt wird.“ Carp verbreite mit ihrer Veranstaltung die antisemitische BDS-Kampagne und mache BDS salonfähig: „Es ist jenseits jeglicher Vorstellungskraft, dass im Jahr 2018 die Bürger in NRW, Deutschland, den modernen Antisemitismus der BDS-Kampagne zum Beispiel bei der
Ruhrtriennale mit ihren Steuergeldern finanzieren. BDS ist die neue moderne Auflage von der „Kauf nicht bei Juden“ – Kampagne der Hitler – Bewegung. BDS ist ohne Zweifel eine Bedrohung für Israel und Juden und auch Nicht-Juden in Deutschland. Das Israels Strategic Affairs Ministry bezeichnet BDS als große Bedrohung für den jüdischen Staat.“
Was Armin Laschet Benjamin Weinthal antwortet, wird nicht nur in Israel mit Interesse verfolgt.
Genau diese Haltung von Politikern kennen wir aus dem Bereich "Kampf gegen Rechts".
Nicht handeln, einen Beauftragten einsetzen und die Probleme über Jahre schwelen lassen.
Man muss nicht von Solidarität reden, sondern dann , wenn man handeln kann, dies auch tun.
Gibt's hier eigentlich auch noch andere Themen?
Wenn der RVR sagt: "Eine Bilanz der künstlerisch-programmatischen Arbeit von Stefanie Carp werden die Gesellschafter Land NRW und RVR am Ende der laufenden Spielzeit ziehen.“ Dann ist doch eindeutig, dass sie sie halten werden. Der künstlerische Erfolg von Carp ist ja jetzt schon immens.
Der Zusammenhang dieser Aussage des RVR zum Nachsatz im Artikel ist da ja eher unklar: "Dass Land und RVR sich für eine Weiterarbeit für Carp aussprechen, gilt nicht als wahrscheinlich. Sollte sie entlassen werden, dann wohl aus arbeitsrechtlichen Gründen eher wegen ihrer Konflikte mit ihren Mitarbeitern."
@HOLGAAAAA
Das ist hier kein Wellness-Forum…
Es hat sich bisher nichts bewegt in dieser übelsten Triennale-Problematik, deren nationale Tragweite kaum absehbar ist. Carp macht weiter wie bisher und kündigte sogar noch weitere mehr als zweifelhafte Aktionen für die Zukunft an. Über jede Berichterstattung bin ich dankbar.
Alternativ gibt's ja die Bunte für jeden der's mag…
Ja, die Berichte sind wichtig, da hier enorme STeuermittel versenkt werden, die effektiv eine Subventionierung eines Hobbys einer kleiner Gruppe sind.
Wenn dann noch negative Schlagzeilen herauskommen und Aktionen, die überhaupt nicht mit meinem Verständnis von Kunst/Solidarität etc. übereinstimmen, ist es einfach notwendig, dass dies auch thematisiert wird.
Danke für diese Berichte.
Dass hier nochmals auf die möglichen wirtschaftlichen Konsequenzen eingegangen wird, ist auch wichtig.
zu #5: Gäääääääähhhhhhhhnnnnn……..bitte entschuldigen Sie, ich hoffe, dass ich es schaffe, diesen Kommentar fertig zu schreiben, bevor ich einschlafe.
Aber noch einmal für alle, die es immer noch nicht begriffen haben: Kultur wird nicht von der öffentlichen Hand subventioniert, sondern FINANZIERT. Es handelt sich nämlich nicht um ein "Hobby", sondern eine grundsätzliche gesamtgesellschaftliche Leistung, vergleichbar mit Schulen, Polizei, Universitäten, Straßen. Subventionen bekommen dagegen Banken, die Autoindustrie, subventioniert werden Dieselkraftstoff und Landwirtschaft.
Und mit Verlaub: Das persönliche Kunstverständnis von jemandem, der so wenig Ahnung von Grundsätzen der deutschen Kulturpolitik hat, interessiert wirklich herzlich wenig.
@antiandi: Der Staat subventioniert den Kulturkonsum der Mittel- und Oberschicht. Der Azubi der Lady Gaga oder Clueso sehen will, zahlt den vollen Preis ohne 400 Euro Staatsknete pro Karte wie bei der Ruhrtriennale. Die Meinung zu Subventionen und Zuzahlungen von jemanden, der so wenig Ahnung von Wirtschaft und gesellschaftlichen Machtverhältnissen hat, interessiert mich herzlich wenig.
#6 antiandi
Gut, dann nennen wir es Finanzierung.
Die Karten dieser Veranstaltung werden also in einem sehr großen Umfang vom Staat und insbesondere auch von Leuten, die dieses Angebot vermutlich nie annehmen, subventioniert äh finanziert.
Dabei wird im großen Umfang noch nicht einmal die einheimische Wirtschaft bevorzugt. Es werden Künstler aus der weiten Welt finanziert.
Zu #6: Wie jetzt, ich dachte jeder Mensch sei ein Künstler und in der Lage, Kunst zu verstehen und zu empfinden. Jetzt sprichst Du das ke ab?
Eitel, arrogant, elitär…. aber schön die Hand aufhalten, wenn die Euros verteilt werden.
😀
@3 antiandi
"Der künstlerische Erfolg von Carp ist ja jetzt schon immens."
Eine interessante Aussage. Wie begründen sie dies?
Medienpräsenz hatte sie mit ihren Entscheidungen sicherlich verursacht.
Frau Carp macht offenbar generell eine gute Arbeit. Jetzt gibt es Auseinandersetzungen wegen der BDS – Veranstaltung und eine eigentlich positive Reaktion des Ministerpräsidenten. Wozu jetzt Frau Carp noch entlassen ? Vielleicht sogar "sofort". Den Arbeitsgerichtsprozess wird sie gewinnen und es gibt eine Märtyrerin mehr. Ist das wirklich klug ? Wäre es nicht besser, man besucht die Veranstaltung und legt da nochmal nach ?
@A.Mayer: Carps künstlerische Arbeit scheint, wenn ich die Kritiken lese, gut zu sein. Aber das ist nur ein Aspekt ihrer Tätigkeit: Sie ist als Chefin wohl eine Null, öffnet Antisemiten die Tore und die Aussenwirkung – nur deshalb wir das Festival ja öffentlich finanziert – ist auch eher verheerend. Und ob das alles ist, werden wir sehen. Und: Wenn sie eine miese Chefin ist und große Probleme mit dem Betriebsrat hat, wird sie vor dem Arbeitsgericht nicht gut aussehen.
Auch Antisemiten können künstlerisch erfolgreich sein. Kommt immer darauf an, wer gerade in der Kunst und in den Medien definiert, was erfolgreich ist. Das ändert aber nichts an ihrem Antisemitismus.
Gibt es auch einen Nachweis für den angeblichen künstlerischen Erfolg?
Alle Kritiken, die ich bisher gelesen habe, konnten mich nicht überzeugen, sie spielten aber immer wieder auf den kritischen Beitrag des Programms mit den üblichen Themen wie Kolonialismus, Flucht etc. an.
Feiert sich hier eine Filterblase selbst?
@ke wenn Die sich mit der Materie befassen würden, würden Sie um den künstlerischen Erfolg der Frau Carp wissen und nicht dwrart ignorant und respektlos in Frsge stellen
@15: Das hieße ja, man dürfe ohne intime Kenntnis und Kunstverständnis solch eine Veranstaltung wie die Ruhrtriennale nicht unsinnig finden und sich respektlos äußern. Erinnert mich irgendwie an Salafisten, die allergisch reagieren, wenn man den Propheten Mohammed karikiert.
Davon einmal ganz abgesehen-nehmen wir einmal an, die Intendantin sei ach so toll und so erfolgreich, wäre das ein Grund, sie in der Intendanz zu belassen, egal, ob sie antisemitischer Hetze Raum bietet? Das wäre so, als würde man einen Rechten in seinem Amt belassen, weil er nebenher total gut kochen kann und seine Kollegen versorgt.
Es ist nicht zu fassen, dass dieser Mensch immer noch die Intendanz hat. Hoffentlich ist der Alptraum bald vorbei.
@15 Klaus Freitag
Es mag sein, dass ich die künstlerischen Erfolge der Ruhrtriennale bisher nicht wahrgenommen habe, aber ich hatte gehofft, dass sie diese dann auch belegen.
@ KlausFreitag # 15
Die Intendatin als Respektsperson, die es nicht durch Kritik in Frage zu stellen gilt. Da könnte Frau Carp aus ihrer 68ger Zeit einiges zu sagen, Herr Freitag. 🙂
zu #9: Sie argumentieren jetzt ernsthaft hier mit dem völkischen Anthroposophen Beuys?
zu #17: Wenn Sie schon nicht selbst hingehen, dann könnten Sie einfach mal ein paar der Kritiken lesen. Fast alle Produktionen sind bisher hoch gelobt. Einen Totalaussetzer wie zuletzt bei Johan Simons gab es offensichtlich noch nicht. Der WDR bezeichnete schon jetzt die aktuelle Saison der Ruhrtriennale als eine der beste seit langem.
@antiandi: Der WDR ist Medienpartner der Ruhrtriennale…
zu #21: Und damit hat der WDR dann also seine journalistische Unabhängigkeit aufgegeben?
@antiandi: Er ist Partner der Ruhrtriennale. Wie unabhängig Medien sind, in deren Aufsichtsgremien Politiker und andere Interessenvertreter sitzen, ist eine andere Frage.
@20 antiandi:
Selbstverständliche hatte ich einige Kritiken gelesen, nur leider konnte ich dort die angeblichen herausragenden Erfolge nicht ableiten.
Der Westart WDR Bericht (https://www1.wdr.de/fernsehen/west-art/sendungen/uebersichtwestartreportage126.html) berichtet ja sehr positiv und lässt Frau Carp und ihren Künstlern viel Zeit, den Menschen aus dem Westen die Welt zu erklären.
Da ich diese Aussagen nicht teile, habe ich natürlich eine eher negative Einstellung.
Die Ausschnitte der Aufführungen fand ich jetzt nicht dazu auffordernd, in einer Aufführung einen Teil meiner Lebenszeit zu verbringen.
Dann werden in dem Bericht auch ein Blogger und eine "pro-israelische Aktivistin" erwähnt (inkl. Foto, ab Minute 8).
Aus meiner Sicht war der Bericht eher sehr kritisch bzgl. "Ruhrbarone" eingestellt. Die Stimmlage in diesem Abschnitt sagt alles.
Nach Carps Logik kann man bei der nächsten RT auch Nazis und Rechtsradikale einladen, natürlich nur wenn sie Künstler sind. Das nennt sie dann Kunstfreiheit und "streitbar".
zu #25: z.B. Alvis Hermanis?