Der Lauf für die israelischen Geiseln startet sonntags ab 15.30 Uhr. Von unserem Gastautor Roland Kaufhold.
Seit April 2024 gibt es ihn auch in Köln, wie in 270 weiteren Städten weltweit. Den Run for Their Lives. Mal sind es 25 Menschen, mal 60, die sich wöchentlich, organisiert von der umsichtigen und engagierten Kölnerin Miriam, selbst Mitglied der jüdischen Gemeinde Kölns, sonntags ab 15.30 Uhr im Grüngürtel treffen. Was die weltweite humanitäre Bewegung zur Freilassung der israelischen Geiseln durch die Terrororganisation Hamas eint, ist ein Anliegen: Die unschuldigen israelischen Geiseln dürfen nicht vergessen werden. Sie müssen unverzüglich freigelassen werden.
Diese bunte Gruppe aus einem Umfeld von etwa 100 Menschen eint dieses humanitäre Anliegen, unabhängig vom eigenen privaten politischen Standpunkt. Die Geiseln müssen unverzüglich frei gelassen werden!
Darum laufen sie auch in Köln jeweils 18 Minuten lang, stets mit Polizeibegleitung, für die Geiseln. Ganz vorne ist immer das großformatige Banner Run for Their Lives. Wichtig ist dabei allen: Gesicht zeigen. Öffentlich für die gute Sache einstehen. Deshalb gibt es am Ende auch immer das gemeinsame Foto und Minivideo mit der Forderung: „Run for their Lives Cologne.“
Verbundenheit mit der israelischen Bewegung für die Geiseln
Verbunden fühlt man sich in Köln vor allem mit der sehr breiten Protestbewegung der israelischen Verwandten der Geiseln. Am Tel Aviver Platz der Entführten treffen sich Familienangehörige der Geiseln und Tausende Unterstützer täglich zu Veranstaltungen und Kundgebungen.
Im Sommer traf man sich in Köln immer um 16.30 Uhr auf der Wiese in der Höhe des Fernsehturms. In der Winterzeit hat man das Treffen um eine Stunde nach Vorne verlegt. Vorigen Sonntag, am Tage der ersten Geiselfreilassungen, war für die Kölner Unterstützer ein besonderer Tag: Sie trugen Dutzende von orangen Luftballons, um den zweiten Geburtstag des in Geiselhaft befindlichen israelischen Kleinkindes Kfir Bibas zu „feiern“. Um an ihn und an seine Familie zu denken.
Miriams Rede
Miriam, die kürzlich selbst in Israel im von den Terroristen schwer attackierten Kibbuz Nir Oz war und die auch Verwandte von Geiseln besuchte, um etwas privat gesammeltes Geld zu übergeben, hielt zu diesem besonderen Tag eine kurze Rede, in der sie ausführte:
„Jetzt ist er da. Der Tag den wir alle ersehnt haben. (…) Qualvolle Wochen liegen vor uns: Wer von den 33, die innerhalb der nächsten sechs Wochen nach und nach, jeden Sonntag, an dem wir laufen 3-4, frei kommen, ist noch am Leben? Was ist mit den anderen 64? Wie viele fanatische, inhaftierte Terroristen für eine unschuldige weibliche Geisel wie viele für eine männliche, wie viele für Kinder? Was ist das für eine entsetzliche Rechnung über Menschen als Handelsware, über Listen, auf die Menschen kommen oder nicht, während sich in Israel Krankenhäuser auf der Basis der Erfahrungen von Holocaustüberlebenden auf deren Behandlung vorbereiten – eine Rechnung der Grausamkeit und des Psychoterrors, über die auch in Deutschland allzu oft als ein „Geiselaustausch“ berichtet wird?“
Und Miriam führte weiter aus: „Wir atmen und wir gehen weiter, für alle. Heute besonders für den kleinen Kfir Bibas, der gestern 2 Jahre wurde, dessen Großeltern mütterlicherseits am 7. Oktober ermordet wurden und der mit seiner gesamten Familie immer noch entführt ist, seit 474 Tagen. Ihr alle kennt die Bilder der beiden Jungs mit den leuchtend orangeroten Haaren, die die Welt vergessen hat, statt in den lauten Klageschrei einzustimmen, der eigentlich angebracht wäre.“
Die Luftballons seien kein Zeichen für eine fröhliche Geburtstagsfeier, „sie sind ein Zeichen der Hoffnung, dass Kfir noch am Leben ist und bald mit seiner Familie nachhause kommen möge.“
Nach der Rede ging es los, zu diesem sehr besonderen Marsch. Dabei läuft immer aus einer riesigen Lautsprecheranlage der Song „haBaita“.
Am Sonntag, den 26.1. findet der nächste Lauf für die Geiseln statt: 15:30 Uhr, Grüngürtel Höhe Fernsehturm.