Eon will 11.000 Jobs abbauen – viele davon könnten im Ruhrgebiet wegfallen. Ruhrgas in Essen steht auf der Kippe. Bislang hat sich der RVR aus solchen Fragen herausgehalten. Mit seiner neuen Chefin Karola Geiß-Netthöfel ist das jetzt anders.
Nokia, Opel – immer wenn in den vergangenen Jahren im Ruhrgebiet Jobs abgebaut wurden, meldeten sich höchstens mal die Oberbürgermeister zu Wort. Dabei war nie nur eine Stadt, sondern immer das ganze Revier von solchen Maßnahmen betroffen – und das hat mit dem RVR-Regionaldirektor einen Repräsentanten, der die Interessen der Region wahrzunehmen hat. Bislang nur auf dem Papier. Ab jetzt endlich auch in der Wirklichkeit.
Karola Geiß-Netthöfel, die neuen Regionaldirektorin des RVR, sucht das Gespräch mit dem Eon-Vorstand:
Mit Sorge verfolgt die neue Direktorin des Regionalverbandes Ruhr, Karola Geiß-Netthöfel, die Diskussion über den geplanten Stellenabbau und mögliche Standortschließungen beim Energiekonzern Eon. „Das Ruhrgebiet und insbesondere die Stadt Essen sind immer noch die Energiehauptstadt Deutschlands mit einer langen Tradition und großen Erfolgen für den Strukturwandel. Ich hoffe, der Unternehmensvorstand ist sich seiner Verantwortung bewusst, wenn er über die Zukunft der Eon-Tochter Ruhrgas am Standort Essen entscheidet. Eine mögliche Schließung hätte gravierende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in der gesamten Metropole Ruhr.“
Karola Geiß-Netthöfel kündigte an, zusammen mit dem Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung metropoleruhr, Thomas Westphal, das persönliche Gespräch mit dem Eon-Vorstand zu suchen. „Gemeinsam wollen wir für den Energiestandort Ruhr werben. Nirgendwo anders in Deutschland ist so viel Know how über Energieerzeugung und- versorgung vorhanden wie im Ruhrgebiet. Dieses Potenzial sollte Eon zu nutzen, um die Energiewende ohne einschneidenden Stellenabbau zu bewältigen. Und nicht, wie derzeit zu befürchten ist, der Region den Rücken kehren.“
Was solche Gespräche bringen kann vorher niemand sagen, aber endlich gibt es jemand, der für das Ruhrgebiet spricht.
Was soll das werden? Gibt es einen einzigen Fall,in dem sich ein Unternehmen letztendlich von seinen Plänen, z.B. zum Personalabbau, z.B. zur Betriebsverlagerung, durch Politiker hat abbringen lassen? Das kann auch nicht sein. Ein Unternehmen, vor allem eine AG, ist ausschließlich der Gewinnmaximierung verpflichtet, sonst wäre es keines! Kommunen,der RVR- dessen neue Chefin-, die Oberbürgermeister, die Kanzlerin müssen solche Unternehmensentscheidungen gemäß ihrem Amts- bzw. Mandatsverständnis im Einzelfall für sozial unverträglich oder strukturpolitisch nicht vertretbar erklären. Die örtlichen/regionalen Medien unterstützen regelmäßig pflichtgemäß(?) derartige Erklärungen. Und dann??
@Walter Stach: Darum geht es nicht. Es geht darum das endlich jemand für die Region spricht und zeigt, dass der Arbeitsplatzabbau kein Problem der Städte ist, sondern eines der Region – und das man auch Lösungen für die Region finden muss. Da ist natürlich viel Symbolik bei – aber Symbolik für das Ruhrgebiet finde ich gut und wichtig.
@Walter Stach:
Natürlich bringen solche Erklärungen nichts – außer, dass sie das Fundament der freien Wirtschaft Stück für Stück unterhöhlen, indem sie suggerieren, der Staat wisse besser als das Unternehmen, was richtig ist.
Letzten Endes geht EON mit der Ankündigung, vor allem in der Verwaltung zu sparen, ja auch den einzig richtigen Weg. Wenn Sie in der Leistungserbringung sparen würden, wäre das für das Unternehmen (und damit 100% seiner Arbeitnehmer) potenziell gefährlich.
Sieht für mich nach einem simplen Profilierungsversuch im neuen Job aus, ohne Erfolgsaussichten in der Sache. Löblich, aber, wie Stefan richtig sagt, nur Symbolik.
@Robin: Symbolik gehört zur Politik – daran finde ich nicht übles. Und dass sich die RVR-Chefin profilieren will ist doch gut. Luschen die nichts wollen und nichts können haben wir doch schon genug. Das Ruhrgebiet braucht mehr Ehrgeiz.
@Stefan: Richtig! Da sind wir dann ausnahmsweise einmal 100% einer Meinung! 😉
Ergänzen möchte ich noch kurz, dass ich mir, als ich zusammen mit einigen Kollegen entlassen wurde, auch jemanden gewünscht hätte der, und sei es eben auch nur symbolisch, für uns öffentlich Partei ergriffen hätte. Aber soetwas machen Politiker eben nur bei Unternehmen bzw. Entrlassungsmengen ab einer bestimmter Größe. Das ist die Kehrseite der Sache. Schön für die E.On-Mitarbeiter, dass sich Politiker öffentlich für ihre Arbeitsplätze einsetzen, schade für die Leute die aus kleineren Betrieben ohne großes Aufsehen entlassen werden, und damit ohne Lobby bei vielen Politikern sind… Na ja, that`s life!
„Symbolik“ in der Politik als Sinnbild/Wahrzeichen faktischer politischer Ohnmacht? Wünschenswert? Ja, für Robin aufgrund persönlicher Erfahrung. Nein, für mich; eine rationale Politik ist ausschließlich den Realitäten verpflichtet! Oder?
Offenkundig ist das Emotionale jedoch auch politikimmanet und führt folgerichtig und zwangsläufig zu Angebot und Nachfrage von und nach Symbolen in der Politik. Wünschenswert sind sie deshalb in der Politik nicht.Das gilt auch für den konkreten Fall E.on und für die vom Verlust ihres Arbeitsplatzes bedrohten Menschen. Hätte es nicht im Falle des Arbeitsplatzverlustes von Robin bei ihm und den anderen betroffenen Beschäftigten letztendlich verständlicherweise zu Wut und besonderen Zorn gegenüber der Politik geführt, wenn diese symbolisch, faktisch jedoch ohnmnächtig, Hilfe , Hilfsmöglichkeiten, Chancen für den Arbeitsplatzerhalt signalisiert hätte?
Steffan, leider ist die Aktivität des RVR -seiner neuen „Chefin“-auch deshalb nur symbolisch, also lediglichSinnbild/Wahrzeichen faktischer politischer Ohnmachtdes RVR und seiner neuen Chefin, weil die Kommunen und Kreise im Verbandsgebiet eben nicht Handlungszuständigkeiten/Handlungsverantwortung/Handlungsmacht bei der Lösung konkreter wirtschaftspolitischer Probleme dem RVR übertragen haben und grundsätzlich auch nicht zu übertragen gedenken;imkonkreten Falle auch nicht durch die Stadt Essen. Und E.on wird die Aktivität des RVR als das zur Kenntnis nehmen was sie ist, „bloße“ Symbolik. Nutzen für die Menschen, für die Stadt Essen, für die Region ? Nutzen für den Prozeß hin zu mehr regionaler Zuständigkeit/Verantwortlichkeit, hin zur Einheit der Region, hin zur Metropole-Ruhr? Glaube und Hoffnung, die die Realitäten in der Region Ruhrgebiet verdrängen!
@Walter Stach: Es ist ein Flagge zeigen für die Region – und das besetzen eines Platzes: SIE vertritt die Interessen des Ruhrgebiets und SIE ergreift das Wort. Was wäre die Alternative? Ein Schweiger wie Klink, den niemand wahrnimmt? Zudem haben die Kommunen keine „Macht“ zur Lösung wirtschaftlicher Probleme die sie übertragen könnte. Aber ich findes es gut das jemand das Wort für die Region ergreift. Nenn es Kommunikationspolitik – aber auch das ist Politik.
Links anne Ruhr (12.08.2011)…
Duisburg (Loveparade 2010): „Neuanfang für Duisburg“ meldet 40.000 Unterschriften gegen OB Sauerland (DerWesten) – Siehe auch: Ruhrbarone und Xtranews. Schwelm: Der Insolvenzverwalter hat „Schwelmer“ schon aufgegeben …
Ich verstehe die Aufregung nicht, es ist doch von Rot-Grün gewollt, daß die großen Energiekonzerne an Wichtigkeit und Einfluss verlieren. Da ist es doch logisch, daß sie auch im Personalbereich schrumpfen müssen. Die freigesetzten Arbeitnehmer können doch in den Unternehmen der alternativen Energiewirtschaft unterkommen, denn dort entstehen doch nach Aussage der Grünen neue Arbeitsplätze in riesiger Zahl.
Stefan, um Mißverständnisse zu vermeiden: Ich hoffe sehr wie Du auch , daß es der neuen Chefin des RVR gelingt, nach Außen die Einheit des Ruhrgebietes wesentlich besser darzustellen/zu kommunizieren als das seitens ihres Vorgängers geschehen ist. Dazu mag ihre Aktivität in Sachen E.on beitragen. Ich wünsche mir zudem, daß der RVR mit seiner neuen Chefin z.B.auch Motor sein wird, die interkommunale Zusammenarbeit im Revier zu fördern, z.B. Modellprojekte zu entwickeln und zu untestützen, nicht zwingend in Form einer Zuständigkeitsverlagerung auf den RVR. Und ich würde mir wünschen, daß der RVR mit seiner neuen Chefin die „alte“ CDU/FPD Idee wieder aufgreift und erneut in die landespolitische Disk.einbringt: Abschaffung der zwei Landschaftsverbände und aller Bezirksregierungen in NRW .Stattdessen Gründung dreier Regionalverbände -Westfalen, Rheinland,Ruhrgebiet-, die (alle oder einige)Aufgaben der Bez.Regierungen und der Landschaftsverbände wahrnehmen und zudem zumindest im Ruhrgeibet auch (ganz/teilweise)die Aufgaben der Kreise, die dann ebenfalls aufzulösen wären.Dieser letzte Wunsch wird, so befürchte ich, allerdings nicht in Erfüllung gehen. Da sind die Widerstände -vor allem auch in „meiner“ Partei, der SPD-leider viel zu groß.Hat die neue RVR-Chefin solche oder ähnliche oder ganz andere strategische Ziele? Hat sie also mehr zu bieten als „Symbole“?. Warten wir ‚mal ab, noch ist sie ja erst kurze Zeit im Amt. Es drängt sich mit Blick auf den RVR, vor allem mit Blick auf die Besetzung der Chefposition ein Vergleich mit der EU auf. Wie hat vor kurzem jemand angemerkt: Solange der Vorsitz der EU-Kommission uninteressant ist für die deutsche Kanzlerin oder den französichen Ministerpräsitenden ist die EU nicht eigenständig, nicht mächtig genug, bleibt die EU trotz des eigenen Parlamentes und anderer Organe ein Instrument in Händen der Mitgliedestaaten und ihrer jeweiligen Regierungschefs. So ist das wohl auch mit unserem RVR. Kein OB einer Ruhrgebietsgroßstadt interessiert sich für Chefposten beim RVR, und das liegt nicht nur an der geringeren Besoldung! Und so, wie die Regierungschefs dem Komm.präsidenten der EU und anderen EU-Führungskräfte regelmäßig zeigen, wer letztlich das Sagen hat, so geht es dem Chef/der Chefin des RVR auch. Insofern, ich bin ja einsichtig, erwarte ich -sh. oben- wohl viel zu viel von der neuen Führungskraft an der Spitz des RVR.
Und schon geht das Geschfafel los, naja aus dem Regierungsbezirk Arnsberg… blablabla, also alles wie immer!
Stefan, auch die Frau bringt nicht wirklich, alles Gerede…