RWI-Schmidt: Es wird schlimmer

Foto: RWI

Seit kurzem ist der Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung, RWI, Christoph Schmidt einer der deutschen Wirtschaftsweisen. Damit bekommen seine Prognosen noch mehr Gewicht. Umso schlechter, was er mir gesagt hat. Schmidt befürchtet einen drastischen Anstieg der Arbeitslosigkeit in Deutschland.

Bislang ist der Schmidt von einer Rezession um 2,0 Prozent und damit von einem Verlust von rund 600.000 Arbeitsplätzen ausgegangen. Allerdings habe sich die Lage in den vergangenen Monaten verschärft. "Wir wissen mittlerweile, wie schlecht das vierte Quartal 2008 ausgefallen ist, und die Frühindikatoren in diesem Jahr sehen auch nicht gut aus.“ Die Folge sei, dass auch das RWI seine Prognose revidieren müsse. Es drohe eine Abschwung von bis zu 4 Prozent, sagte Schmidt, ohne eine genaue Zahl zu nennen. Dies habe einen direkten Einfluss auf die Beschäftigungszahlen in Deutschland. „Ja, wir rechnen mit einer deutlich höheren Arbeitslosigkeit. Da kann man im Moment nichts gegen machen.“ Die hohe Zahl von 5 Mio Arbeitslosen aus den Zeiten vor den Hartz-Reformen werde aber wohl nicht wieder erreicht.

Trotzdem lehnt Schmidt ein neues Konjunkturpaket ab. „Wir müssen jetzt abwarten, wie sich die bis jetzt getroffenen Entscheidungen im Herbst auswirken“, sagte Schmidt Die meisten Maßnahmen wie Steuererleichterungen und Infrastrukturinvestitionen würden erst in den kommenden Monaten greifen. Bei allem Verständnis nach dem Ruf zum Handeln, müsse immer abgewägt werden, wie sich die Maßnahmen langfristig auswirken würden. Ein unsinniges Auftürmen von Schulden müsse vermieden werden. Gleichwohl betonte der Wirtschaftsweise die außergewöhnliche Härte der Krise. „Wir haben einen so gleichzeitigen Einbruch der Märkte weltweit noch nie erlebt. Es gibt keine Region, die jetzt eine andere Regionen wieder nach oben ziehen könnte.“ Trotzdem mahnt Schmidt zum Optimismus. „Wir haben uns bis heute einen sehr hohen Lebensstandard erarbeitet. Wenn wir jetzt zehn Prozent dieses Wohlstandsniveau abgeben, ist es weniger hart, als noch vor hundert Jahren.“

Natürlich sei es für die Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlieren immer noch schwer, aber immerhin gebe es ein soziales Netz, das auch Leute auffangen kann. „Bei uns fällt niemand ins Bodenlose.“ Schon aus diesem Grund sei die heutige Lage auch nicht mit der Depression im vergangenen Jahrhundert zu vergleichen. „Wir haben dann halt nicht mehr ein Pro Kopf einkommen von 30.000 Euro, sondern von vielleicht 27.000 Euro. Das ist immer noch sehr viel.“ Zudem gebe es alle Vorraussetzungen für einen neuen Aufschwung. „Wir haben einen hohen Bildungsstand, ein stabiles Rechtssystem, einen Kapitalstock, der nicht angegriffen ist, und eine gute Infrastruktur.“ Nach Ansicht von Schmidt ist damit das Fundament der deutschen Wirtschaft immer noch intakt.

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Dirk E. Haas
Dirk E. Haas
15 Jahre zuvor

Paul Krugman erzählt?s etwas anders:
https://www.faz.net/s/Rub117C535CDF414415BB243B181B8B60AE/Doc~E6EB0A62D419F4943909872B4C2CC1262~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Welcher Wirtschaftsweise recht behält, und welche Wirtschaftsweise richtig ist, wissen wir dann hinterher.

Aber ein bisschen arg ratlos wirkt Schmidt ja schon; vielleicht liegt?s am ?betulichen ?Realismus?, der alles Denken lähmt? (Misik):
https://www.misik.at/sonstige/wir-bauen-uns-eine-bessere-welt.php

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