Das gestrige Derby war nichts für schwache Nerven. Auch ich musste erst einmal wieder auf andere Gedanken kommen, etwas Abstand gewinnen, bevor ich mich mit etwas mehr Ruhe daran machen konnte mir ein paar sachliche Gedanken zum Spiel zu machen.
Es bleibt auch am Morgen danach festzuhalten, dass die Schalker das Heimspiel in der Gelsenkirchener Arena mit 2:1 (2:1) gewonnen haben. Bereits nach gut 20 Minuten lagen die Hausherren durch Treffer von Joel Matip (10.) und Eric Maxim Choupo-Moting (23.) mit zwei Toren Vorsprung in Führung. Pierre-Emerick Aubameyang (26.) verkürzte für die Dortmunder noch bevor überhaupt eine halbe Stunde des Derbys gespielt war.
Es verblieb also noch über eine Stunde Spielzeit für die Gäste etwas Zählbares mitzunehmen. Trotz teilweise drückender Überlegenheit gelang ihnen das nicht. Es blieb letztendlich bei dem Spielstand, welcher auch bereits schon nach 26 Spielminuten bestand hatte.
Die Gelsenkirchener ließen keinen weiteren Treffer der Gäste mehr zu. Ihr Sieg ist somit schlussendlich auch verdient. Die Fans haben ihn anschließend entsprechend gefeiert, wie sich das nach einem Derbysieg gehört.
Schaut man in die Statistiken der Begegnung, dann liegen die Dortmunder Gäste in allen relevanten Bereichen vorne. Sie bestimmten eindeutig das Geschehen auf dem Rasen. Nur bei den erzielten Toren liegen sie hinten. Und genau darauf kommt es eben an.
Man kann nun trefflich darüber streiten, ob es eine gute Leistung der Hausherren war, ob der BVB nicht das aktivere und technisch überlegene Team war. Hat das glücklichere Team am Ende gewonnen? Es gab einige strittige Schiedsrichterentscheidungen usw.. Über all das mag man durchaus unterschiedlicher Meinung sein. Am Ende hat sich die Taktik der Schalker durchgesetzt, die Dortmunder einfach zu viele Fehler gemacht. Somit ist das Ergebnis eine logische Folge aus dem Gezeigten.
Insgesamt stellt sich einem die Frage, ob beide Teams mit der gezeigten Leistung ein ernsthafter Kandidat für die Deutsche Meisterschaft sein können? Und die Antwort muss nach gestern eigentlich eindeutig ‚Nein‘ lauten, auch wenn manch ein Fußballfan im Revier das sicher nicht gerne hören wird.
Nach nun zwei Siegen hintereinander hat sich die Krisenstimmung beim Keller-Team rasch in gute Laune gewandelt. Lag man zu Wochenbeginn noch auf einem Platz am Tabellenende, rangiert man nun im Mittelfeld der Liga sogar einen Punkt vor dem Konkurrenten aus der Nachbarschaft. Nach dem schwachen Saisonstart haben die Auftritte in Chelsea, in Bremen und gegen Dortmund neues Selbstvertrauen gefördert. Auch der Auftritt gegen Frankfurt, bei dem es nur zu einem Unentschieden reichte, war letztendlich ein gefühlter Sieg, lag man doch schon deutlich zurück und erkämpfte sich am Ende in Unterzahl zumindest noch ein Unentschieden. Es geht also sichtbar aufwärts bei den Königsblauen.
Und die Schwarzgelben? Bei denen läuft es aktuell in die Gegenrichtung, macht sich nach einem ordentlichen Start mit 6 Punkten aus drei Spielen langsam Krisenstimmung breit. Drei Ligaspiele hintereinander ohne Sieg, so etwas gab es zuletzt nur selten. Noch viel ‚schlimmer‘, bei allen drei Spielen geriet der BVB mit 0:2 in Rückstand. Während es im Heimspiel gegen Stuttgart immerhin am Ende noch zu einem Punkt reichte, setzte es gegen Mainz und Schalke auswärts nun schlussendlich bittere Niederlagen. Eigentlich hat man bisher nur in einem einzigen Spiel seit der Sommerpause so wirklich überzeugt, und das war das 2:0 gegen Arsenal London in der Champions League. Auffällig auch: Das Problem der Borussen scheint speziell in der Abwehr zu liegen, ausgerechnet in dem Mannschaftsteil in dem man vordergründig die geringsten Verletzungssorgen hat. Individuelle Fehler sind vom Trainer allerdings so rasch auch gar nicht zu beseitigen. Das ist bekanntlich eher eine ‚Kopfsache‘. Keine schöne Ausgangslage vor den beiden Spielen beim RSC Anderlecht (Mittwoch) und in Dortmund gegen Hamburg am kommenden Samstag. Das Trainerteam ist jetzt wohl in erster Linie als Psychologe gefragt…
Sicherlich, die Saison ist noch immer sehr jung, gerade einmal sechs von 34 Ligaspielen sind absolviert. Kein Grund also über irgendetwas bereits endgültige Urteile abzugeben. Doch wenn man sich die aktuelle Lage in der Liga anschaut, dann haben eigentlich weder die Dortmunder noch die Gelsenkirchener bisher Grund zur Zufriedenheit.
Beide Teams liegen mit lediglich 8 bzw. 7 von 18 möglichen Punkten im Mittelfeld des Starterfeldes, was bei weitem nicht den Ansprüchen beider Teams entspricht.
Beide Revierclubs haben bisher mit großem Verletzungspech zu kämpfen, was die Arbeit der Trainer nicht einfacher macht. Auch das sei beiden Mannschaften bisher natürlich unbestritten zugestanden.
Wenn man aber aktuell auf die Tabelle schaut, dann hat die Bundesliga eigentlich, von den gut gestarteten Überraschungsteams aus Mainz und Hoffenheim einmal abgesehen, welche bisher beide noch ungeschlagen sind, nur einen einzigen Sieger, und das ist der Titelverteidiger, der FC Bayern München. Mit aktuell bereits 14 Punkten auf dem Konto haben die Münchener bereits nach sechs Spielen sechs bzw. sieben Punkte Vorsprung auf die beiden selbsternannten Konkurrenten aus dem Revier.
Und das trotz des für die Münchener vorhergesagten schwierigen Saisonstarts. Doch die einzigen die bisher in der Realität Probleme mit dem Saisonstart haben, das sind der BVB und der S04. Leverkusen und München sind da bisher deutlich besser unterwegs. Streng genommen also haben beide Revierclubs bisher keinen Grund zur Zufriedenheit. Vor beiden Teams liegt noch viel Arbeit, will man am Ende der Saison die ausgerufenen Saisonziele, sprich erneute CL-Qualifikation, erreichen. Denn natürlich geht es, bei aller Bedeutung die so einem Revierderby in der Öffentlichkeit und bei den Anhängern beider Teams beigemessen wird, ja auch nur um drei Punkte in einer langen, langen Saison. Wenn die Punkte aus dem Derby auch kurzfristig doppelt und dreifach süß schmecken mögen, am Ende sind auch das eben nur drei Punkte auf dem Weg zurück in die Königsklasse…
@Robin: Die Fußballregel sagt ja, gewinnen tut, wer die meisten Tore schießt. Nicht wer vermeintlich besser spielt. Das muss ich auch als BvB Anhänger anerkennen. Ich hadere eigentlich nur mit dem nicht gegebenen Elfmeter.
Ich stimme Dir zu, dass die Dortmunder Abwehr derzeit Probleme hat. Matip darf nicht so frei zum Kopfball kommen bei einer Ecke.
Und vorne fehlt uns z. B. der verletzte Marco Reus.
Die Bayern sind bei den Länderspielen viel schlauer: Die schicken ihre Spieler immer erst, wenn es um was geht. Da haben sich die Spieler anderer Vereine längst verausgabt und liegen im Lazarett. Da sollte der BvB auch mal umdenken: Freundschafts- und Vorbereitungsspiele konsequent schwänzen. Dann lichtet sich das Lazarett bald.
@Frank Die Anzahl der Verletzungen kann nicht auf die zwei oder drei Spiele mehr zurückzuführen sein. Wenn das so wäre, dürfte kaum ein Eintrachtspieler verletzt sein, dort sind m.W. aber mehr im Verletztenstand als beim BVB. Und so ganz ohne ist es bei den Bayern ja auch nicht.
Heute habe ich gehört, daß der BVB 2o11 zum gleichen Zeitpunkt der Spielzeit nicht 7 sondern bereits 8 Punkten hinter den Bayern lag; und Deutscher Meister wurde……?
Wenn das stimmt, ich habe nicht recherchiert, hilft das einem BVB-Mann wie mir, nicht nur die Niederlage gegen S04 erträglicher zu machen, sondern auch beim Blick auf die Tabelle nicht in Trübsal zu verfallen.
Ich denke, ein Unentschieden gestern wäre „verdient“ gewesen, aber darum -sh.Frank- geht es im Fußball nun ‚mal nicht. Und wenn all die Verletzten demnächst………!!!!
Walter, das stimmt. Aber damals hatten die Bayern noch einen anderen Trainer… 😉
Robin,
irgend etwas muß doch her, damit ein BVB-Fan wie ich weiterhin optimistisch dem Ausgang der Spielzeit 2o14/2o15 entgegen sehen kann. Und dazu trägt dann eben auch eiin Blick auf die Tabelle 2o11 zum selben Zeitpunkt bei.
Aber….
die Bayern haben nicht nur einen anderen Trainer, sondern vor allem eine in Qualität und Qunatität wesentlich bessere Mannschaft asl 2o11/2o12.
Nur die Bayern sind für mich mit Blick auf das Ende der Spielzeit gar nicht Gegenstand meiner Erwägugen.
Wie schon oft hier bei den Ruhrbaronen angemerkt:
Wenn der BVB hinter dem Meister Bayern München auf Platz 2, 3 oder 4 landet, wäre das aus meiner Sicht wieder ein großer Erfolg. Und wenn es nur Platz 5 wird? Sicherlich eine große Entäuschung, aber kein „Weltuntergang“!
Walter, ich kann mich sogar noch gut an die Jahre erinnern, wo man im Laufe einer Saison schon froh war, wenn ein Heimspiel nicht verlorenging. Aber durch die Erfolge der letzten Jahre ist man es als Dortmunder ja schon gar nicht mehr gewohnt, wenn drei Spiele in Folge nicht gewonnen wurden. Grund für Panik besteht natürlich nicht. Aber die Unzufriedenheit im Umfeld, die auch ich aktuell so beobachte, ist schon ungewöhnlich. Zumindest für die Klopp-Ära. Selbst heute bei einem privaten Arzttermin gab es scheinbar nur ein Gesprächsthema: Was ist nur beim BVB los….
Robin,
daß die BVB-Fans enttäuscht sind, das sich das auch während eines Arztermines fesstellen läßt. daß zugleich die SO4 -Fans auf „Wolke sieben schweben, vor allem nach den miesem Start khres Vereines in die neue Saison, ist doch klar. Aber das ist doch nur eine Momentaufnahme. Ich sehe, auch mit Blick auf die Spieler, die -hoffentlich bald-wieder dem BVB zur Verfügung stehen, keinen Anlaß, daß derf BVB sich von realistischen Saisonzielen -sh.mein Beitrag -6-verabschiedet!
PS
Ich habe am Sonntagmorgen jeglichen Kontakt mit S04 Fans zu vermeiden versucht -kein Brötchenkauf, kein Kauf der FAS, da ich davon ausgehen konnte,daß…………
„Da müssen wir nun ‚mal durch!!“
@Walter: Mir reichen da zum Glück inzwischen ein paar Stunden um mich wieder zu ‚beruhigen‘. Als ich noch 20 Jahre jünger war sah das allerdings ganz anders aus. Da wäre ich am gesamten Wochenende danach vermutlich nicht mehr ausgegangen. Inzwischen kann ich mich da besser und schneller wieder abregen. 🙂
Was ist eine Derbyniederlage?