Nach den Ausschreitungen im Dresdner Vorort Heidenau werden die Kirchen aktiv. Mit einem Aufruf zum Gebet.
Drei Heidenauer Pfarrer, einer katholisch, eine evangelisch und einer bei den Baptisten, rufen zu einem Gebet für die Stadt auf. Es ist ein merkwürdiger Text.
Liebe Bürgerinnen und Bürger in Heidenau,
Der Aufruf zum Gebet wendet sich nur an jene, die Bürgerrechte in Heidenau haben. Also nicht an die Flüchtlinge, nicht an ihre Helfer aus anderen Städten oder an die Polizeibeamten, von denen allein am Samstag 30 verletzt wurden.
wir wenden uns nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen am Wochenende voller Sorge an Sie und laden für Montag, den 24. August zu einem ersten ökumenischen „Gebet für unsere Stadt“ um 18.00 Uhr in die Christuskirche ein.
Christentum pur – gibt es ein Problem betet man. Dagegen ist nichts zu sagen, das gehört dazu.
Mit der überraschenden Einrichtung eines Erstaufnahmelagers für Asylbewerber in Heidenau wurden verständlicherweise Befürchtungen geweckt, dass Ruhe, Ordnung und Sicherheit in unserer Stadt in Gefahr sind.
Warum sind die Befürchtungen verständlich? Ruhe Ordnung und Sicherheit wurden von den Gegnern des Erstaufnahmelagers gefährdet. Und da die NPD mit 7,5 Prozent in Heidenau größer als die SPD ist, ist klar: Die Stadt hat ein Naziproblem. Sie hat es auch, wenn kein einziger Flüchtling auch nur in der Nähe der Stadt ist.
Doch dass diese teilweise begründeten Ängste sich in anmaßenden Beschimpfungen von Verantwortungsträgern und überheblicher Hetze gegen Flüchtlinge Luft machen, können wir nicht hinnehmen. Wir wissen dabei sehr viele Menschen hinter uns.
Nicht anmaßende Beschimpfungen von Verantwortungsträgern und nicht überhebliche Hetze wären also in Ordnung gewesen. Der Ton macht die Musik – Nette Hetzen-Kurse scheinen kurz vor der Eröffnung zu stehen.
Wir bitten Sie, sich von Gewalt mit Worten oder Taten zu distanzieren. Nicht nur fremdenfeindliche Demonstranten und gewaltbereite Gegendemonstranten stellen eine Gefahr für den Frieden in unserer Stadt dar, sondern auch alle, die mit ihnen sympathisieren und ihnen damit moralischen Rückhalt geben.
Die fremdenfeindlichen Demonstrationen stellen eine Gefahr für die Flüchtlinge und jene dar, die sie verteidigen. Nicht für die Stadt. Die Stadt und ihre Einwohner sind die Gefahr, sie sind nicht in Gefahr.
Bei allem Verständnis für Angst vor Unsicherheit oder finanziellen Einbußen – wir können keine Rechtfertigung dafür finden, den Hilfe suchenden Menschen mit hartherziger Ablehnung, mit Neid und Missgunst oder gar Hass gegenüber zu treten. In einem Land, in dem wir für Frieden und Wohlstand dankbar sein können, ist es unsere Aufgabe, ihnen eine angemessene Unterbringung und Fürsorge zuteil werden zu lassen.
Mal abgesehen vom Verständnis ist der Teil in Ordnung. Mit Neid und Hass sind gleich zwei der sieben Todsünden dabei – die zu rechtfertigen ist auch für sächsische Provinzpfarrer schwierig. Ganz umsonst war der Besuch des Priesterseminars also nicht.
Wer das Recht auf Asyl in Deutschland hat und wer nicht – das entscheiden nicht wir, sondern diejenigen, die die Anträge sachgerecht bearbeiten.
Die drei Pfarrer stehen hinter dem geltenden Recht. In Sachsen wohl eine kleine Sensation.
Bis zu dieser Entscheidung wollen wir offenherzige Gastgeber sein. Allen, die sich in dieser Weise engagieren, danken wir herzlich und möchten sie ermutigen, weiter ihren wertvollen Dienst zu tun.
Und nach der Entscheidung? Da holen wir die Dreschflegel und Forken raus und jagen sie alle aus der Stadt?
Falls es unter Asylbewerbern zu Gewalt kommt, ist Hass von außen kontraproduktiv. Er erschwert die anspruchsvolle Arbeit der Sicherheitskräfte und Sozialarbeiter vor Ort zusätzlich. Wenn wir Heidenauer die Flüchtlinge ohne Vorurteile und als Menschen ansehen, die Hoffnungen und Bedürfnisse haben wie wir auch, können wir besser mit möglichen Problemen umgehen und einen guten Weg für das Miteinander finden.
Hass ist eine Todsünde und kann demnach nie produktiv sein – zumindest aus christlicher Sicht nicht. Ob von außen oder von innen spielt da keine so große Rolle. Gehe nicht über los, ziehe nicht 4000 Mark ein und zurück ins Priesterseminar.
Pfarrerin Erdmute Gustke (Evangelische Gemeinde)
Pfarrer Peter Opitz (Katholische Gemeinde)
Pastor Hans-Jürgen Schlag (Baptistengemeinde)
Nichts merken, nichts hören, bloß nichts sagen… Deutschland im allertiefsten Bildungskeller anno 2015. Und die Pfaffen haben Schiss, dass demnächst die Kollekte ausbleibt. Pfui!
Wenn die eigenen Schäfchen zu Wölfen werden, dann haben die Hirten natürlich ein (Sprach-) Problem.
Was hätte die Bibel für gute Beispiele gegeben, um mit dem Neuen Testament klar Stellung zu beziehen, wie christliches Verhalten aussieht.
Wann finden die christlichen Kirchen endlich wieder zum Markenkern?
@3: tun sie doch in vielen Regionen, s. z. B. die katholischen Bischöfe von Köln oder auch diekt Dresden-Meißen. Dass in so einem auch noch ostdeutschen (also entchristlichten) Nest wie Heidenau die Geistlichen eher kleine Lichter sind, ist doch klar.
Meine Fresse, man kann's auch übertreiben mit der Spitzfindigkeit!
Sicherlich kein gut durchdachtes Glanzstück dieser Aufruf, aber so skandalös oder auch nur interessant, dass man daraus auf Teufel komm raus ( 😉 ) einen anprangernden Artikel basteln muss, ist das absolut nicht, Herr Laurin! Da lesen Sie ganz schön viel rein!
Und es leistet leider nicht im Entferntesten einen sinnvollen Beitrag zur Debatte!
Die Kirchen reagieren auf Erschütterungen der Macht mit den üblichen Mustern: Mit sprachlichen Nebelkerzen in dem ihnen eigenen unbeholfenen Duktus und mit Gebeten. Beim ökumenischen Gottesdienst werden bestimmt Kindergruppen irgendwas mit Orff-Instrumenten vorführen, meine Gedanken sind daher bei jenen, die sich verpflichtet fühlen, diesen Gottesdienst zu erdulden.
Man kann das wohl nicht als Fanal im Kampf gegen den rassistischen Pöbel sehen, aber schlimm ist diese moralische Homöopathie auch nicht.