Sag beim Abschied leise Robert

Robert Habeck Foto: ra****@********il.com Lizenz: CC BY-SA 4.0

Robert Habeck gibt sein Bundestagsmandat auf. Zum Glück ist er für die Grünen unersetzbar. 

„Die Guten! Das sind die Schlechtesten!“, lässt Heinrich von Kleist seinen Herrmann in der Herrmannsschlacht sagen. Natürlich ist das ein elendes Stück, das einen Wilden, bei dem der Versuch der Zivilisierung scheiterte, zum Helden stilisiert und die Niederlage Roms, die dazu führte, dass das spätere Deutschland auf Jahrhunderte barbarisch blieb, feiert. Aber trotzdem liegt in diesem Satz etwas Wahres: Ist der Gegner nett und sympathisch, fällt es schwerer, sich gegen ihn zu wenden. Robert Habeck war ein „Guter“. Freundlich im Auftreten, Typ wuscheliger Schwiegermuttertraum, dazu redegewandt, war er ein unangenehmer Gegenspieler für alle, die von der Grünen Agenda, hinter der auch er stand, nicht begeistert waren. Für Habeck waren „Verbote die Bedingung für Freiheit“, seine wirtschaftspolitische Agenda war die Postwachstumswirtschaft – und damit die Armut. Seine Inkompetenz in Wirtschaftsfragen versuchte er wegzuwitzeln. Nur bei der Frage der Unterstützung der Ukraine lag er – im Gegensatz zu fast allen anderen Politikern – immer richtig.

Robert Habeck und auch Annalena Baerbock waren auf Bundesebene die ersten Grünen seit Joschka Fischer, die über das Kernmilieu der Partei hinaus anschlussfähig waren. Sie gaben dem Traum von der Grünen Volkspartei Nahrung, waren die Gesichter der grünen Hegemonie – doch die endete spätestens mit dem Aufkommen der Wirtschaftskrise. Mit ihrem Ende verabschieden sich die beiden nun aus der Tagespolitik. Baerbock gibt ihr Mandat wegen einer Aufgabe bei den Vereinten Nationen auf, für die sie die vorgesehene Kandidatin brachial verdrängte. Habeck wird den Bundestag zur Sommerpause hin verlassen. Was er für die Zeit danach plant, ist noch offen, aber als Autor und Speaker wird er begehrt sein.

Beide ziehen die Konsequenz daraus, dass es selbst ihnen nicht gelang, die Grünen auf Augenhöhe mit der Union zu bringen. Dass es einem ihrer Nachfolger gelingen wird, ist zum Glück unwahrscheinlich. Cem Özdemir, der dieselben Talente hat wie die beiden, hat sich Richtung Baden-Württemberg verabschiedet, wo er im kommenden Jahr versuchen wird, die Nachfolge von Winfried Kretschmann als Ministerpräsident anzutreten.

Die Grünen werden nun wieder linker und dogmatischer. Statt CDU und SPD überholen zu wollen, ist es nun ihr Ziel, bei der Bundestagswahl an die Linke verlorengegangene Stimmen zurückzuholen. Das wird nur gehen, wenn sie aus der Mitte nach links rücken. Wenn die SPD klug ist, nutzt sie die Chance, die sich ihr durch den geringer gewordenen Druck der Grünen ergibt, und kümmert sich fortan wieder mehr um Menschen, die am Morgen aufstehen und arbeiten gehen, als um die Launen und Befindlichkeiten hysterischer Bürgerkinder. Der Koalitionsvertrag macht, was das betrifft, Hoffnung.

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thomas weigle
thomas weigle
18 Tage zuvor

Offensichtlich hat sich Herr Laurin zu früh gefreut.So kann man jedenfalls entsprechende Meldungen interpretieren. Schmunzel.