Schalke 04 ist abgestiegen und einige von uns haben ihre Gedanken dazu aufgeschrieben.
Sebastian Bartoschek: Schalke-Fans können leiden. Sie stehen zu ihrem Verein, in den vielen dunklen und den wenigen hellen Zeiten. Das unterscheidet sie von vielen Fans anderer Vereine, sei es den Bayern- oder den verhassten Lüdenscheid-Fans.
Als ich mit Schalke groß wurde, waren die Blau-Weißen ein Aufzugsverein, mal 1., mal 2. Liga. Das war OK für mich. Weil ich lernte, dass Schalke ein Gefühl, eine Lebenseinstellung ist. Es geht nicht darum, immer oben mitzuspielen, es geht darum seinen Verein zu lieben, und von seinem Verein geliebt zu werden. Und ich liebe meinen Verein nach wie vor, auch wenn die Spieler und der Verein es mir diese Saison nicht leicht gemacht haben.
Nun also wieder 2. Liga. Dann soll es eben so sein. Ich werde dann wohl das erste Mal mit meinem großen Sohn ein Spiel dieses wunderbaren Vereins in derselben Liga besuchen, in der auch ich mein erstes Schalkespiel sah. Vielleicht verläuft das Leben eben doch in Schleifen. Ich habe keine Ahnung, wann Schalke wieder aufsteigen wird. Irgendwie glaube ich nicht an einen sofortigen Wiederaufstieg. Ich werde an der Seite meines Vereins stehen, werde seine Lieder singen, seine Tore bejubeln, die Niederlagen betrauern. Denn es gilt: Blau und Weiß, ein Leben lang!
Peter Hesse: Otmar Hitzfeld sagte mal, dass die Fußballbedeutung im Ruhrgebiet so hoch ist, dass es „wie eine Religion“ wirke. Und hier, zwischen Duisburg und Unna, ist die königsblaue Kirche aus Gelsenkirchen eine ganz wichtige. Beim ersten Abstieg vor 40 Jahren heulte Betreuer Charly Neumanns dicke Krokodilstränen. Auch damals war Schalke hoch verschuldet und musste wichtige Leistungsträger, wie Rüdiger Abramczik oder Rolf Rüssmann, verkaufen. Rudi Assauer kam im gleichen Jahr (1981) als Manager – aber er konnte den Gang in die zweite Liga auch nicht abwenden. Damals lag das Schulden-Minus bei fünf Millionen DM, derzeit ist es mit fast 250 Millionen Euro eine dramatische Hypothek. Wie soll dieser Schuldenberg abgetragen werden? Das wird noch ein großer Husarenritt werden. Traditionsvereine wie 1860 München oder der 1. FC Kaiserslautern sind bis in untere Ligen abgestürzt – und das kann auch Schalke drohen. Die roten Teufel vom Betzenberg waren Gründungsmitglieder der Bundesliga und Kaiserslautern spielte von 1963 bis 1996 durchgängig erstklassig. 1860 schaffte im Jahr 2006 einen Rekord: als Zweitligist zogen sie 41.932 Zuschauer im Durchschnitt pro Spiel! Diese Marke muss Schalke erstmal überholen. Ich hoffe sie schaffen das – und kommen bald wieder in die erste Liga.
Stefan Laurin: Als der König von Schweden Ernst Kuzorra einmal fragte, wo denn Schalke liegt sagte er der Legende nach: „Anne Grenzstraße.“ Bei der Arbeiterwohlfahrt an der Grenzstraße absolvierte ich von 1986 bis 1987 meinen Zivildienst. Ich fuhr zu alten Damen und Herren, putze deren Flure, holte ihnen die Kohlen hoch und saugte die Teppiche. Irgendwann fiel mir auf, dass viele von ihnen am Montag traurig waren und wenn ich sie fragte warum, sagten sie oft nur ein Wort: „Schalke“ Die Knappen spielten damals gegen den Abstieg. 1988 war es dann soweit: Sie mussten in die zweite Liga.
Damals fing ich an am Samstag im Radio die Spiele zu verfolgen. Ich wollte doch wissen, wie es meinen Omas und Opas gerade ging. Ich war und bin keine Fußballfan, obwohl ich in Gelsenkirchen auf Kohle geboren wurde. Ich schaue mir kaum Spiele an. Aber Schalke, das war etwas anderes, das war mehr als Fußball. Ich habe Menschen vor Glück weinen sehen, als Schalke den UEFA-Cup gewann, habe selbst geweint, als ihnen die Meisterschaft 2001 von Bayern München und einem Schiedsrichter, dessen Namen man nicht aussprechen sollte, gestohlen wurde.
Es war beeindruckend zu sehen, wie Rudi Assauer den Verein aufbaute. Und es war auch schön. Gelsenkirchen hat nicht viel außer Schalke, ich habe mich für meine Geburtsstadt immer gefreut, dass der Verein erfolgreich war.
Nun liegt Schalke am Boden. Abgestiegen ohne zu kämpfen und mit schweren Finanzproblemen. Kommen sie in einem Jahr wieder hoch? Alle die Ahnung haben sagen, dass es nicht einfach wird. Aber eines bleibt uns ja: Wir sind Schalke und ihr nicht!
Robin Patzwaldt: Als Schalke am Dienstag mit 0:1 in Bielefeld verlor und der vierte Abstieg des Klubs in meinem Leben damit ganz offiziell zur Realität wurde, bin ich im Laufe der zweiten Halbzeit vor dem TV eingeschlafen. Das sagt eine Menge aus, denke ich. Zum einen ist der Abstieg ja schon lange zu erwarten gewesen, zum anderen ist die Bundesliga in dieser Saison einfach nicht so unterhaltsam wie gewohnt. Keine Fans in den Stadien, da fehlt ein wichtiger Baustein. Das hat auch die Gelsenkirchener hart getroffen. Schon traurig, miterleben zu müssen, wie man einen solch tollen Verein innerhalb weniger Jahre an die Wand fahren kann. Und die Fans, die können kaum Anteil nehmen in diesen Tagen. Zumindest nicht im Stadion, in den Kneipen, beim Rudelgucken. Als Dortmunder werden mir die Derbys in Zukunft sehr fehlen. Ich befürchte, dass es länger als ein Jahr dauern könnte, bis Schalke wieder aufsteigt. Nach allem was man so hört, ist der Etat in Liga 2 in Gelsenkirchen vergleichsweise gering. Wohl so gering, dass Ralf Rangnick den Weg zu den Königsblauen kürzlich nicht fand, um beim Neuaufbau zu helfen. Ich drücke den Schalkern die Daumen, dass es schnell wieder aufwärtsgeht. Der VfL Bochum wird nur ein kleines Trostpflaster für die Fußballfans im Ruhrgebiet sein, sollte er aufsteigen und in Zukunft der Platz der Knappen im Oberhaus einnehmen dürfen. Auf Dauer geht es in der Bundesliga aber nicht ohne Schalke. Und vielleicht schlafe ich dann irgendwann bei deren Spielen auch nicht mehr auf der Couch ein. Es wäre schön!
Abstieg….
Für So4 Fans
sehr schmerzhaft, auch wenn sie sich schon seit Längerem gedanklich darauf vorbereiten konnten bzw. mußten. Die Gewaltakte einiger Fans am Montagabend haben gezeigt, wie tief der Schmerz zu sitzen scheint ,und daß er nicht von heute auch morgen verschwindet, dürfte sicher sein,mit welchen Folgen -externe/interne- wird "man" sehen. Das gilt nicht zuletzt für alle die Menschen, deren Lebensunterhalt ganz oder teilweise, mittelbar oder unmittelbar von der Existenz des So4 als Bundesligist abhängt bzw. abhing; und das sind sehr viele. Das beschäftigt mich mehr als das "sportliche Gedöns" um den Abstieg und seine Folgen.
Für BVB-Fans (wie mich)
Schadenfreude ist mir fremd -auch wenn es um den Abstieg des "ewigen Rivalen" geht. Ich gehe davon aus, daß ich dieserhalb einer von sehr vielen BVB-Fans bin.
Ich werde den Bundesligisten So4 vermissen, nicht nur, aber auch wegen der jährlichen Derbys BVB/So4. Das hoffentlich demnächst mögliche Bundesliga-Derby "meiner" Borussia mit dem VFL ist kein adäquater Ersatz.
Wann gibt es den "Wiederaufstieg" von So4 in die Bundesliga?
Ich hoffe sehr bald.
Eine realistische Prognose erscheint mir allerdings unmöglich zu sein, da es viel zu viele Unbekannte gibt, die allesamt oder jede für sich für den Wiederaufstieg entscheiden sein können.
Kann es für So4 noch schlimmer kommen?
Ja, auch das schließe ich nicht gänzlich aus.
250 Millionen? Vielleicht kann die ja JP Morgan locker machen, bei der Super League werden ja immer mehr Plätze frei.
Dieser etwas respektlose Ton gegenüber dem Bochumer Traditionsverein gehört sich nicht!
#1
"…Kann es für So4 noch schlimmer kommen?…" Ein Erdbeben in GE, Stärke 7.0, Herr Stach. Es geht bei den Königsblauen immer noch schlimmer …
Uff. Ich bin die Mutter eines Schalke-Fans (erwachsen)
Uff. Wat soll man machen? Yoga? Melissentee trinken? Baldrian?
Irgendwann war dann mal gut …
Corona.
Schalke.
Dann dieser Politiker (der, der vor längerer Zeit irgendwo irgendwas verschlampt hatte).
Wieder Schalke. Wieder Niederlage.
Immer noch Corona.
Wieder Gedöns um den, der irgendwo irgendwann…
Mein Mann fragte: "Wie hat denn Schalke gespielt?"
"FRAG NICHT!!!!!"
Irgendwann ist Corona Geschichte, irgendwann ist Schalke wieder oben (doch! das geht!), irgendwann haben wir die dritte Bundeskanzlerin (Partei gibt es noch nicht).
@ 4, Angelika, die usw.: "…,irgendwann ist Schalke wieder oben (doch! das geht!),…"
Ob irgendjemand der hier anwesenden das noch erleben wird? Ich sehe da eher die dritte Liga böse lächelnd am Horizont dräuen. Wie lange wird den noch das Gasgeld fließen? Wird wirklich noch eine Landesregierung dem schlechten Geld gutes hinterher werfen wollen? Und werden die Verantwortlichen(sic!) denn tatsächlich realisieren, daß man sich in der zweiten Liga bescheiden muß? Alemannia AC läßt von unten grüßen…
#4 "…böse lächelnd am Horizont dräuen…"
Oh weh, oh weh!
Dann mal her mit dem Baldrian …
@6: Ich glaube, da muß es dann doch schon etwas Hochprozentiges sein, mindestens 40…
Ob sie den Lauterer Weg gehen werden? Als die damals abstiegen, hieß es aus Lautern,entweder so schnell wie möglich Wiederaufstieg oder Amateurliga. Ich konnte mir das seinerzeit nicht vorstellen. Tja, heute stehen Vereine wie Verl oder Türk-Gücü München weit vor dem viermaligen Meister, der aber womöglich vor der 4.Liga.
Ich wollte schon immer – wenigstens einmal im Leben – zu den Mahnern und Warnern gehören:
https://www.welt.de/sport/fussball/article230594571/HSV-verliert-in-Sandhausen-und-bleibt-hinter-den-Aufstiegsplaetzen-zurueck.html