Foto: Josef Schnusenberg / Schalke
Ich habe eine Rede von Schalke Präsident Josef Schnusenberg bekommen, die dieser Anfang Dezember auf Einladung der Russischen Förderation in Bonn vor deutschen und russischen Unternehmern gehalten hat. In der Rede ging es um das Thema: „Mit dem runden Leder zur deutsch-russischen Freundschaft“
Nun ja, mir ist zunächst aufgefallen, dass Schnusenberg auf Gegenkurs zu seinem Manager Andreas Müller geht. Während Müller drum kämpft, das Thema Meisterschaft aus den Köpfen des Clubs zu kriegen, bezeichnet Finanzfachmann Schnusenberg die Deutsche Meisterschaft weiter als "unser größtes Ziel"
Der übergeordnete Schwerpunkt von Schnusenberg und Müller ist also nicht klar übereinander. Aus den unterschiedlichen Vorstellungen sprießen unterschiedliche Ansprüche. Und damit unterschiedliche Erwartungen an die Leistungsfähigkeit des Kaders.
Sei’s drum. Eigentlich könnte dies ein Detail sein. Aber dann sagt Schnusenberg noch: „Wir müssen uns jedes Jahr für die Champions League qualifizieren, um über den sportlichen Aspekt hinaus an das große Geld der Champions League heran zu kommen.“
Das verdeutlicht die Dramatik, in die Schalke kommen könnte, wenn in dieser Saison nicht der dritte Platz erreicht wird, denke ich. Warum das so ist, verdeutlicht ein anderes Schnusenberg Zitat aus der Rede: „Nur mit solider Finanzkraft sind wir überhaupt in der Lage, einen wettbewerbsfähigen Spielerkader zu finanzieren."
Um damit im Zirkelschluss die Deutsche Meisterschaft als "unser größtes Ziel"zu erreichen.
Ich denke, die meisten Schalker Fans werden diese Argumentationskette von Schnusenberg unterstützen. Sie ist wohl wahr. Bange kann man nur kriegen, wenn Schalke auf dem fünften Platz steht.
Tja, und dann kümmert sich Schnusenberg um die deutsch-russische Freundschaft und wirbt für Russland als Austragungsland für die Fussball-WM 2018 oder 2022. „Für mich ist das nur eine Frage der Zeit. (…) Es gibt weltweit kein größeres Spektakel. Kein Fest der Welt erreicht eine größere Aufmerksamkeit. Mit keiner Kampagne und keiner Werbung könnte ein Land eine größere Bewegung entfachen. Ich glaube sogar, dass selbst die Olympischen Spiele da nicht mitkommen.“
Schnusenberg richtet damit auch und vor allem an Gazprom ein freundliches Signal. Denn Schalke ist über Gazprom mit dem Petersburger Fussballclub Zenit verwoben. Und wenn man neue Sponsoren braucht, oder mehr Geld von alten Sponsoren, falls man beispielsweise die Champions League nicht erreicht und die oben beschriebene Handlungskette zu brechen droht, dann macht das Werben für den reichen Ostfreund durchaus tieferen Sinn.
Schnusenberg: „Stellen Sie sich nur einmal kurz vor, Russland würde eine WM ausrichten. Russland mit seinen Städten, seiner Kultur und vor allen seinen Menschen. Die vielen Millionen Fans, die nach Russland reisen, werden sich wundern über die Ausstrahlung dieses fantastischen Landes und sie werden sich fragen, warum sie nicht schon früher dieses Land besucht haben. Russland wird in den Köpfen der Fans hängen bleiben, und Russland selbst hat die wunderbare Chance, sich der Welt zu präsentieren.“
Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe…