Schalkes Trauerspiel – Gazprom-Gornig unter Druck

 

Es war gestern ein trauriger Tag für Schalke. Der Farfan hat nichts gebracht, Ze Roberto spielt nicht mit. Und dann holen die Dortmunder noch ein 0:3 auf. Ernst kriegt die rote Karte. Und aus der Champions-League sind wir auch raus. Da überrascht es nicht, wenn ebenfalls die Nachrichten vom Hauptsponsor Gazprom nicht berauschend sind. Nach meinen Informationen gerät der Geschäftsführer von Gazprom Germania, Hans-Joachim Gornig, in der Affäre um Verträge zwischen der Deutschlandtochter des russischen Staatskonzerns mit einer Firma aus seinem persönlichen Umfeld unter Druck. Es geht um ein paar Millionen und die Zukunft des wichtigsten Schalke-Fans. Fällt Gornig aus, dürfte es schwer werden, den Gazprom-Schalke-Vertrag über 2012 hinaus zu verlängern.

Wie ich Erfahren habe, hat die Gazprom-Konzernzentrale in Russland ein Revisionsteam nach Berlin geschickt, um hier die dubiosen Geschäfte Gornigs zu prüfen. „Es wurden etliche Vorgänge sichergestellt und werden jetzt intern ausgewertet“, hieß es dazu aus Berlin. Offiziell bestätigte ein Gazprom-Sprecher lediglich, dass die Innenrevision die Unterlagen prüfe. Intern allerdings wird nicht ausgeschlossen, dass Gornig aus dem Amt gedrängt wird, sollten sich die Vorwürfe bestätigen. „Die Russen lassen sich längst nicht alles gefallen.“ Gornig leitet die deutsche Filiale der Gazprom seit der Unternehmensgründung 1990. In seinem Umfeld sind mehrere Ex-Stasi-Mitarbeiter in leitenden Funktionen beschäftigt.

Erst vor wenigen Wochen hatte der Spiegel enthüllt, dass Gornig als Geschäftsführer der Gazprom Germania Verträge mit einer gewissen Firma Gasconsult GmbH abgeschlossen hat. An dieser Firma hält Gornig selbst direkt Anteile. Die Mehrheit an der Gasconsult hält die Firma Fortis Consulting. Geschäftsfüher der Fortis ist Gornigs Sohn Mika. Gornig selbst hält mindestens 60 Prozent an der Fortis. Allein für 2008 soll die Gasconsult laut Spiegel mehr als eine Million Euro von Gronigs Gazprom Germania kassieren.

Dabei ist die Gasconsult in Gornigs Gazprom-Germania-Reich unter anderem für "Kommunikation und Informationsmanagement" zuständig. Als Geschäftsführer der Gasconsult ist ein alter Gornig-Vertrauter installiert. Die Firma unterhält ein winziges Büro in der Leipziger Straße – offensichtlich ohne fest beschäftigtes Personal. Gornig ist an den Erträgen der Gasconsult aus dem Gazprom-Geschäft beteiligt.

Gornig selbst bestreitet, dass irgendetwas an dem Geschäft mit der Gasconsult verwerflich sei, obwohl er als Geschäftsführer der Gazprom Germania einen Vertrag mit einer Firma unterhält, an deren Gewinn er profitiert. Gornig sagte, die Verträge seien „wie unter fremden Dritten gestaltet und zu üblichen Marktpreisen vereinbart worden.“ Zudem habe er selbst die hauseigene Revision eingeschaltet, um die Rechtmäßigkeit der Verträge zu überprüfen. 

Unter anderem will Gasconsult Gazprom bei der Presse- und Messearbeit geholfen haben. Allerdings stellte die Gasconsult ähnliche Rechnungen auch an eine weitere Firma aus dem Gornig-Imperium. So hat auch die Germania-Tochter ZMB Verträge mit der Gasconsult unterhalten. Dabei scheinen sich einige Arbeiten regelrecht gedoppelt zu haben. So rechnete die Gasconsult nahezu gleich lautende Leistungen bei Gazprom Germania und bei der ZMB ab. Dabei ist der Vertrag mit der ZMB ungewöhnlich großzügig. Die Germania-Tochter soll demnach jeden Monat mindestens 10 000 Euro zahlen, egal ob sie Arbeit für Gasconsult hat oder nicht. Quittungen für Auslagen muss Gasconsult nur "auf Wunsch" vorlegen, ihre Stundensätze darf sie jedes Jahr "angemessen" erhöhen. Selbstverständlich wurde Stillschweigen über den Vertrag vereinbart. Für die Germania-Tochter ZMB unterzeichnete Germania-Chef Gornig das Dokument.

Der Skandal um die Verträge kommt für Gazprom zur Unzeit. Das Unternehmen versucht sich im Westen als verlässlicher und gesetzestreuer Partner darzustellen. Deshalb ist Gazprom unter anderem bei Schalke als Sponsor eingestiegen. Oder versucht sich im Umfeld des Streits beim Gasimporteur VNG als treuer Helfer zu etablieren. Doch die nun bekannt gewordenen dubiosen Geschäftsbeziehungen lassen den Verdacht erstarken, dass bei den Russen immer noch nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Aus dem Umfeld von Gazprom wird deshalb damit gerechnet, dass die Gazprom-Führung den Fall Gornig in Kürze bereinigt.

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Jens
16 Jahre zuvor

Das Unternehmen versucht sich im Westen als verlässlicher und gesetzestreuer Partner darzustellen. Deshalb ist Gazprom unter anderem bei Schalke als Sponsor eingestiegen.

… ah ja. Wenn man sich als gesetzestreuer Partner darstellen wollte, hätte man einen anderen Verein wählen können als den FC Meineid. Aber Gerüchten zufolge ist Herne-West auch nur zweite Wahl von Gazprom gewesen. Der Verein im östlicheren Ruhrgebiet wollte nicht…

Stefan Laurin
Admin
16 Jahre zuvor

@Jens: Die hatten schon Evonik – und haben die nur bekommen, weil Schalke damals noch gebunden war. Lüdenscheid ist nun einmal immer nur die zweite Wahl… 🙂

trackback

[…] ist es auch jetzt. Allen war lange klar, dass Gazprom schon gezahlt hat und nicht weiter zahlen wird. Trotzdem wurde wie blind auf die […]

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