Vize-Kanzler Olaf Scholz hat sich an die Spitze der Bewegung gestellt: Nun fordert er auch mehr Lohn für systemrelevante Berufe wie Krankenschwestern und Pfleger. Verlogener geht es kaum noch.
In kaum einer Talkshow darf die Forderung nach höheren Löhnen fürs Pflegepersonal fehlen. Die Politik wirft gern ein, dass systemrelevante Berufe besser bezahlt werden müssen. Auch die Beschäftigten in Krankenhäusern wünschen sich statt Applaus lieber mehr Geld. Mir fehlt in den Diskussionen aber die kritische Nachfrage der Talkmaster: „Warum zahlen Sie denn dann nicht mehr, Herr Scholz, Herr Müller-Meier-Schulze?“
Wenn ich in meiner Heimatstadt Dortmund schaue, dann gibt es hier beispielsweise das große (städtische) Klinikum Dortmund mit zwei Standorten, das katholische Johannis-Hospital oder Knappschafts-Krankenhäuser, die indirekt zur deutschen Rentenversicherung gehören. Natürlich gibt es auch Privatkliniken in Deutschland, der größte Teil ist aber in öffentlicher Hand oder wird von kirchlichen Organisationen und sogenannten Wohlfahrtsverbänden betrieben.
Wenn Politiker mehr Geld für die Beschäftigten fordern, schwingt da immer der Subtext mit, dass die bösen Betreiber (vermeintlich ausbeuterischen Unternehmen) die Angestellten ausbeuten, um den Profit zu erhöhen. Dem ist aber nicht so. Der Staat hätte selbst in der Hand, mehr Geld zu zahlen. Da die Tarifverträge der kirchlichen Träger sich meistens an denen der Öffentlichen Hand orientieren, würden damit auch die Löhne in kirchlichen Krankenhäusern steigen.
Da wir bei Krankenschwestern und Pflegern einen Fachkräftemangel haben, müssten private Krankenhäuser zwangsläufig nachziehen, sonst haben sie keine Chance mehr, Arbeitskräfte zu finden. Reden kostet ja nichts, Herr Scholz. Er selbst hat es in der Hand zu handeln. Und um ganz ehrlich zu sein, müsste er dann auch sagen, dass bei einer Lohnerhöhung auch Krankenkassen-Beiträge steigen müssten.
[…] ist viel von „systemrelevanten Berufen“ die Rede, von LKW-FahrerInnen, KrankenpflegerInnen und SupermarktkassiererInnen, die in Krisenzeiten „den Laden am Laufen halten“. Mancherorts […]
So siehts aus. Und nicht nur die Krankenkassenbeiträge werden dann steigen. Jetzt fehlt noch die Antwort bzw. Lösung, wer von den ohnehin schon gerade über die Runden kommenden Bürgern das wie bezahlen soll – um nach der Krise noch weiter wohnen und den Kühlschrank voll machen zu können. Vorschläge gerne genommen.
hm ist eigentlich ganz einfach. Private Versicherungen oder Privatversicherungen sind Schneeballsysteme, die in der Pleite vom Staat (Steuerzahler) gerettet werden müssen. Also weg mit Sonderwegen wie Versorgungswerke für Rechtsanwälte Apotheker etc und weg mit den Privaten Kassen. Dann alle in eine Gesetzliche einzahlen mit dem Ziel die bestmögliche Versorgung zum Standard zu machen. Eventuell auch weg mit so etwas wie "Beitragsbemessungsgrenze" und dann schauen wir mal. Oder einfacher: Die Einzahlerbasis verbreitern.
Man könnte auch eine spürbare Senkung der Lohnsteuer bei Pflegekräften in Betracht ziehen. Da würden die Kk-Beiträge nicht steigen.
@Thomas: Gute Idee… um ehrlich zu sein, frage ich mich schon seit Jahren, warum Gewerkschaften das nicht in Arbeitskämpfen fordern. Also Steuersenkung statt Lohnerhöhung. Unter dem Strich könnte das für die Mitglieder mehr bringen. Schließlich birgt eine Lohnerhöhung die Gefahr in höhere Steuerbelastung zu rutschen.
@Ralf. Hmm… den ersten Teil zur Versicherungsrettung erzähl mal allen, die eine Lebensversicherung haben. Die wäre dann nämlich auch futsch gewesen. Die Sparvermögen auch, wenn eine Bank pleite gewesen wäre. Wer nichts auf der hohen Kante hat, hätte damit natürlich weniger ein Problem. Und zum zweiten Teil: Bei der Krankenversicherung kann ich das nachvollziehen, bei Rentenversicherung nicht. Da würde es bedeuten, dass die zwar auch einzahlen, aber eben auch mehr rauskriegen. Könnte Nullsummen-Spiel sein.
Dann sollte man jetzt schon mal die Idee der Steuersenkung für Gesundheitsarbeiter/innen an die Politiker und Gewerkschaften bringen, damit das direkt nach Corona gleich loslgehen kann! Schnell geht ja, wenn man muss, lernen wir gerade wieder.
Noch ein paar Ausnahmen im Steuersystem?
Warum?
Neben Gesundheitsarbeitern gibt es dann noch viele andere Gruppen im System, die zurzeit noch arbeiten.
Die zuletzt gehypten Beauftragten für Gedöns gehören im Regelfall nicht dazu.
Personalmanager haben die Aufgabe attraktive Pakete zu schnüren, um Personal zu bekommen bzw. um auch kein Personal an andere Länder zu verlieren.
Es stellt sich dann noch die Frage, wieso der Ärzteanteil immer weiter steigt. Ist das erforderlich?
Krankenkassenbeiträge müssten nicht unbedingt steigen, oder nicht so massiv steigen.
Wenn es gelänge die Verschwendung und versteckten Subventionen sinnvoll zu bekämpfen.
Obwohl Deutschland noch ein vergleichsweise effizientes Gesundheitssystem von der ökonomischen Seite her hat, ist es trotzdem an vielen Stellen ineffizient.
Das hat viel mit mangelnden Kostenbewusstsein der Versicherten zu tun und dem Missbrauch des Gesundheitswesens als soziale Kontaktstellen.
Indirekt geht es auch um den Absatz der Pharmaindustrie, der nicht wirklich marktwirtschaftlichen Gesetzen folgt.
Ob bei diesen Dingen jenseits von Drittinteressen effektiv Abhilfe geschaffen werden kann ist die große Frage, einen Willen dazu sehe ich jedenfalls nicht.