Schlammschlacht im Betriebsrat der RWE-Holding

Foto: RWE-Holding / Flickr.com

Wie berichtet, versucht die Betriebsratsvorsitzende der RWE-Holding Sandra Bossemeyer mit einem Verfahrenstrick die Einbindung neuer Mitarbeiter in den Betriebsrat der RWE-Zentrale, der RWE Holding, zu verhindern. Der Coup flog auf, die WAZ schrieb drüber. Aber ändert das was? Nein. Heute hieß es in Essen, Bossemeyer wolle mit ihren Kumpanen den Schmuddeldeal auf jeden Fall durchziehen.

Der Trick geht so: In den kommenden Monaten werden im Rahmen der Großmannschen Strukturreformen die Zuständigkeiten etlicher Tochterfirmen auf die Holding übertragen. Mit den Aufgaben wandern die Mitarbeiter. Vor allem aus Dortmund sollen viele Führungskräfte der aufgelösten Zwischenholding RWE Energy nach Essen kommen. Insgesamt steigt die Zahl der RWE-ler in der Zentrale von einst 300 auf dann über 800. Eigentlich hätten die neuen Mitarbeiter einen Anspruch auf eine Vertretung im Betriebsrat. Neuwahlen stünden an. Eigentlich.

Denn genau hier setzt der Hebel von Bossemeyer an. Sie hat Angst bei Neuwahlen gegen den starken Frank Pachurka unterzugehen, der bislang im Betriebsrat von RWE Energy sitzt.

Nun hat Bossemeyer einen Kollegen (oder genauer gesagt eine Kollegin) aus dem Betriebsrat überredet, morgen zurückzutreten. Weil es keinen Nachrücker mehr gibt, müsste dann der Betriebsrat aufgelöst werden. Die Neuwahlen würden unverzüglich durchgeführt. Dabei rechnen sich Bossemeyer und Kumpane gute Chancen aus, zu gewinnen. Denn bei den Jetzt-Wahlen würden die Neukollegen aus Dortmund ja nicht beteiligt. Pachurka wäre ihrer Logik nach chancenlos. Die nächsten Wahlen wären erst wieder in 18 Monaten. Genug Zeit um weitere Intrigen zu spinnen und Pachurka ganz zu verhindern.

Nachdem der Deal aufgeflogen ist, haben sich der RWE-Personalvorstand Alwin Fitting und etliche der Betriebsratsgranden rund um Günter Reppien und Uwe Tigges in den Prozess eingeschaltet. Im Kern kann man sagen, sie halten das Bossemeyer-Stück für eine Possen-Nummer einer Laienspielschar.

Doch Bossemeyer schaltet auf stur. Aus ihrer Umgebung heißt es. Die Betriebsrätin wolle sich nicht erpressen lassen. Sie glaubt die Geschichte sei von Pachurka durchgestochen worden, um ihre geniale Idee in letzter Minute zu verhindern.

Ich glaube das nicht. Auch meine Quellen sagen mir, das sei Quatsch.

Wie dem auch sei. Es kann doch nicht sein, dass in einem Betriebsrat, der immer größer und wichtiger wird, Amateure sitzen, die Tricks aus ihrer Zeit bei den Falken anwenden, um ihre warmgepupten Sessel zu wärmen. Entschuldigung, aber so geht das doch nicht. Das RWE ist doch kein Kindergarten, Frau Bossemeyer.

Tja, Bossemeyer sieht das anders.

In den nächsten Tagen soll ein Friedensgipfel stattfinden. Irgendwo in Westfalen. Wenn ich tippen dürfte, würde ich auf Haltern am See tippen.

Dabei sollen dann die Leute aus Dortmund, die Betriebsräte von RWE Energy und so mit Bossemeyer et al. reden. Das Thema lautet: Wie binden wir die neuen Mitarbeiter in die Holding ein. Bossemeyer hat intern bereits angekündigt, einen Rechtsanwalt mit zu dem Friedensgipfel nehmen zu wollen.

Das stimmt jetzt: Die Arbeitnehmervertreterin Bossemeyer will sich bei einem Treffen mit Kollegen von einem Justizkundigen vertreten lassen. Ist das crazy?

Ich glaube, Betriebsrätin Bossemeyer hat vergessen, dass sie von Mitarbeitern gewählt werden muss.

Sei es, wie es ist. Das Gehabe und Gewese von Betriebsrätin Bossemeyer ist keine Garantie, dass morgen tatsächlich der Betriebsrat aufgelöst wird. Es kann sein, dass die mächtigeren Betriebsräte um Reppien Bossemeyer noch zur Besinnung bringen. Es kann sein, dass sich die ausgeguckte Betriebsrätin das noch überlegt, ob sie tatsächlich zurücktretten will, wenn sie danach als Vertraute von Bossemeyers Gnaden in der Belegschaft steht.

Mal sehen. Ich bin gespannt.

Wenn Leute wie in einer Sekte zusammenglucken kann es passieren, dass sie eine Bunkermentalität ausbilden. Wir gegen alle anderen. Dabei verlieren sie dann leider den Bezug zur Wirklichkeit.

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Hemmer
15 Jahre zuvor

Warum nur ist die Presse immer so scharf auf „Dreck“? Warum nur wird einfach mit Dreck geworfen in der Hoffnung, dass dieser irgendwann einmal beim Betroffenen bzw. in diesem Fall bei der Betroffenen hängen bleibt? Die Quellen, die Sie, Hr. Schraven, hier offensichtlich nutzen scheinen nicht gerade zuverlässig zu sein – von übler Nachrede ganz zu schweigen.
Ich verfolge seit einiger Zeit Ihre Artikel und finde, dass dies mit Pressefreiheit nicht mehr viel zu tun hat – solche Veröffentlichungen sollten verboten werden. Ich finde es sehr schamlos, Dinge zu veröffentlichen, die noch nicht einmal ein klein wenig die Wahrheit tangieren.
M.E. sollte unsere dt. Presse die Tatsachen neutral darstellen. Ihre Schlammschlachten tragen Sie doch bitte auf einem anderen Parkett aus.

David Schraven
15 Jahre zuvor

Sehr geehrte Frau Hemmer,

Ich sage mal so: Zum Glück dürfen Sie nicht definieren, was verboten werden soll und was erlaubt ist. Sonst wären wir wohl in Nordkorea.

Und meine Quellen sind sehr zuverlässig, um sie zu beruhigen.

Mit der Wahrheit hat der Text oben eine Menge zu tun. Ich nehme an, Sie wissen das. Sagen Sie, Sie sind nicht eventuell mit dem Betriebsrat verbandelt? Nur so, würde mich interessieren.

Burkard Schulte-Vogelheim
Burkard Schulte-Vogelheim
15 Jahre zuvor

Die Presse, werte Frau Hemmer, ist deswegen „so scharf auf Dreck“, weil „Dreck“ jeglicher Form seine Abnehmer hat. Ob also Volksparteien von „Asylschmarotzern“ daherquatschen (die Folgen sind bekannt), eine ehemalige Arbeiterpartei von „Sozialschmarotzern“ und ob in schmierigster Weise Privatestes an die Öffentlichkeit gelangt, der Schmutz findet Abnehmer. Das ist nicht schön, das muß auch nicht so bleiben.

Wer allerdings produziert den Dreck, der Verursacher oder der Berichterstatter? Den Dreck im Falle Hartz/Volkerts? Den Schmutz um den ehemaligen TransNet-Vorsitzenden Hansen, die Latte läßt sich beliebig fortsetzen?

Das unrühmliche Versagen einzelner Arbeitnehmervertreter in den letzten Jahren, von dem Versagen einer ehemaligen Arbeiterpartei, dabei nicht vergessend die am Versagen beteiligten Gewerkschafter Riester und Schartau, ganz zu schweigen, hat der Arbeiterbewegung und der überwiegenden Anzahl anständiger Gewerkschafter großen Schaden zugefügt. Umso mehr ist jeder Funktionär, jedes Mitglied, gefordert, alles zu vermeiden, was „Schmutz“ erzeugt. Fängt es aber an zu stinken, dann ist es Pflicht zu berichten. Von der Presse, wovon denn sonst?

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