Wie groß die Schwierigkeiten sein müssen, in denen sich der Fußball-Zweitligist VfL Bochum durch die Corona-Pandemie bedingte Spielunterbrechung des Spielbetriebs inzwischen befindet, das offenbarte jetzt eine aktuelle Pressemeldung vom Freitag. Darin bewarb der Klub mit extrem schmalzigen Worten ein Sondertrikot, das wohl nur einen Zweck hat: Das Überleben des Vereins zu sichern!
Liest man nur etwas zwischen den Zeilen dieser Mitteilung, dann ist diese eigentlich nur ein verkappter Hilfeschrei, eine bestmöglich aufgehübschte Bettelaktion bei den eigenen Fans, die der VfL da an seine Medienpartner verschickte.
Denn schon die Einleitung des Textes rief beim Lesen direkt kräftiges Augenrunzeln hervor:
„Für den VfL Bochum 1848 ist die Verantwortung für die Gesellschaft nicht bloße Pflicht, sondern Selbstverständnis und Teil seiner Vereins-DNA. Dabei beruht das gesamte Engagement auf den Werten jenes Leitbildes, das sich der VfL Bochum 1848 im Jahr 2007 als erster deutscher Profifußballverein gegeben hat.“
Klingt ja ganz toll. Oder? Sagt aber eigentlich rein gar nichts aus. Denn ähnliche Formulierungen dürfte wohl jeder Verein in diesem Lande für sich in Anspruch nehmen.
Und ähnlich nichtssagend ging es dann auch zunächst weiter:
„Der VfL Bochum 1848 gehört zu Bochum und versteht sich als Teil der Bochumer Gemeinschaft. Innerhalb dieser Gemeinschaft ist man füreinander da, hier wird Solidarität gezeigt und gelebt. Auch und gerade in Zeiten, die für alle nicht leicht sind und uns gesellschaftlich vor enorme Herausforderungen stellen. Wir möchten das Versprechen aus dem Leitbild umsetzen und unseren Teil dazu beitragen, dass die Bochumer Gemeinschaft lebt und stark bleibt.“
Dann endlich kam man doch noch zur Sache, kam schrittweise mit dem neuen Kommerzartikel heraus, der, um am Ende nicht ganz so plump rüberzukommen, auch zusätzlich in eine Versteigerung für einen guten Zweck eingebettet wurde:
„„Back in Black“: Mit dem Sondertrikot in Schwarz wollen wir zum einen auf die BOCHUMER GEMEINSCHAFT und die aktuell besondere Situation aufmerksam machen. Die Trikotsätze, die von der Mannschaft nur beim nächstmöglichen Heimspiel (voraussichtlich gegen den 1. FC Heidenheim 1846) getragen werden, sowie das Trikot mit der „1848“ werden nach jener Partie versteigert. Diese Erlöse kommen der BOCHUMER GEMEINSCHAFT sowie sozialen Projekten und Einrichtungen zugute, analog zur Umsetzung bei den bisherigen „Akustikheimspielen“ (immer donnerstags um 18:48 Uhr, live aus dem Vonovia Ruhrstadion).
Zum anderen haben die VfL-Fans mit dem Erwerb des limitierten Sondertrikots die Möglichkeit, ihren VfL zu unterstützen. „Gerade in puncto Merchandising ist die Solidarität der VfL-Fans aktuell besonders spürbar. Dies zeigt der Absatz an Fanartikeln, zum Beispiel der Ostergutscheine oder der Überraschungspakete. Der VfL sendet auf diesem Weg nochmals ein herzliches Dankeschön an seine Fans“, sagt Christoph Wortmann, Direktor Marketing und Vertrieb beim VfL Bochum 1848. …“
Wer die Entwicklungen rund um den VfL in den vergangenen Wochen beobachtet hat, dem wird spätestens hier klar, dass es den Bochumer Profikickern inzwischen offenbar wirklich um jeden zusätzlichen Cent in der Kasse gehen dürfte. Das Schicksal des Vereins scheint schon nach wenigen Wochen ohne Spielbetrieb im Profifußball völlig in der Schwebe zu sein.
Wie anders sollte man es interpretieren, wenn schon der Verkauf eines Sondertrikots, verbunden mit einem extrem schmalzigen Appell an die Werte des Vereins und die Treue der Fans dazu herhalten muss, um in einer Phase in der bekanntlich gar nicht gespielt wird, ein paar zusätzliche Euros in die Kasse zu spülen?
Verrückte Zeiten sind das. Auch im Profifußball!