Schneider neuer RWE Aufsichtsratschef

Foto: Bayer

Der Energiekonzern RWE hat seine Führungskrise nach Informationen der Welt vorerst beigelegt: Demnach wird der Ex-Bayer-Chef Manfred Schneider in Zukunft den Aufsichtsrat von RWE leiten. Er folgt auf den ehemaligen WestLB-Chef Thomas Fischer. Allerdings gilt Schneider nur als Übergangskandidat. Er will maximal ein Jahr im Amt bleiben.

Zunächst hat Schneider laut Welt den Job abgelehnt. Dem 70-Jährigen war die Aufgabe beim RWE neben seinen Tätigkeiten als Aufsichtsratschef von Bayer und Linde zu viel. Doch nun ließ er sich in die Pflicht nehmen. Er soll auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am Freitag gewählt werden. Anteilseigner und Arbeitnehmer haben sich bereits auf Schneider verständigt.

Mit der Festlegung auf einen Übergangskandidaten herrscht an der Spitze des Stromversorgers zunächst Waffenstillstand. Die Führungskrise selbst ist noch nicht behoben. Denn bis zum kommenden Jahr muss ein neuer Chefkontrolleur her. Noch ist unsicher, woher dieser kommen soll. Zunächst ist weiter der momentane ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz im Gespräch. Er hatte bereits vor Wochen zugesagt, den Spitzenjob beim RWE zu übernehmen, kann aber aktuell seine Zusage nicht halten, da er den Umbau in seinem eigenen Haus bewältigen muss. In einem Jahr dürfte bei ThyssenKrupp allerdings wieder Ruhe einkehren und damit Schulz frei werden für RWE.

Die einzige realistische Alternative hierzu wäre ein externer Kandidat. Doch diesen zu finden, fällt den drei großen Fraktionen im RWE-Aufsichtsrat schwer. Das größte Problem liegt hier in der Rollenverteilung zwischen den Kommunen und den Vertretern des freien Aktienmarkts auf der Kapitalbank des RWE-Aufsichtsrates. Momentan sind noch vier Gemeindevertreter im Gremium. Doch immer mehr Kommunen haben ihre Anteile verkauft. Die fest organisierte Beteiligung der Städte liegt nur noch bei 15 Prozent.

Dazu kommt, dass derzeit etliche Gemeinden im Ruhrgebiet mit dem RWE streiten. So planen mehrere Kommunen die Gründung eines neuen Stadtwerkeverbundes. Nukleus des neuen Riesen soll die Gelsenwasser AG werden, die bereits heute Strom, Gas und Wasser aus einer Hand anbietet. Die Gesellschaft gehört heute Bochum und Dortmund. Rund um Gelsenkirchen wird zudem hinter verschlossenen Türen intensiv darüber diskutiert, sich ganz vom RWE zu trennen. Überkreuz-Beteiligungen sollen aufgelöst, Konzessionen entzogen werden.

Vereinzelt haben Vertreter der Kapitalbank im RWE-Aufsichtsrat schon erklärt, die Kommunen sollten im RWE-Spitzengremium Plätze und damit Stimmen verlieren. Das wäre das Beste für den Konzern – die Oberbürgermeister würden sowieso nur auf das Wohl ihrer Sprengel achten.

Den Kapitalgebern gegenüber sitzt mit Frank Bsirske ein starker Gewerkschaftsmann. Im Aufsichtsrat gilt er als „Alphatier“, das in der Lage ist, seine Interessen durchzubeißen. Bsirske gerät öfter mit RWE-Chef Jürgen Großmann aneinander. Ein Beispiel ist der Bau des Kernkraftwerkes Belene in Bulgarien. Bsirske sieht das Projekt kritisch. Großmann will den Meiler im Erdbebengebiet auf jeden Fall. Bsirske gilt als unangefochtener Führer der Arbeitnehmerbank im RWE. Trotzdem kann er seine Truppen nicht immer zusammenhalten. Bei manchen Themen flammen Widersprüche zwischen Vertretern der Gewerkschaften IGBCE und Verdi auf. So können sich beispielsweise die IGBCE-Männer mit einer Konzentration der Vertriebssparte abfinden – Hauptsache in der Erzeugungssparte bleibt alles beim Alten. In der Vertriebssparte sitzen Verdi-Leute. In den Kraftwerken IGBCE-Angehörige.

Der neue Aufsichtsratschef Schneider muss zwischen diesen Fraktionen einen Ausgleich finden, um das operative Geschäft nicht zu belasten. Kein leichter Job. Denn auf der anderen Seite steht ihm mit Großmann ein starker Vorstandschef gegenüber, der seine Position an der Konzernspitze möglichst unabhängig auslegt. Den Aufsichtsrat, so wird kolportiert, sehe Großmann eher als Erfüllungsgehilfen seiner eigenen Wünsche an.

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