Schon wieder AGR? Leider…..

Wie ich erfahren habe, will sich der Regionalverband Ruhr (RVR) in seiner kommenden Verbandsversammlung mit der Abfallgesellschaft Ruhr beschäftigen. Dabei soll vor allem meine Berichterstattung über die bilanzielle Überschuldung der Müllfirma thematisiert werden. Der Geschäftsführer der AGR, soll dazu Stellung nehmen und meine "Falschberichterstattung" zurückweisen. Ich nehme an, über die Mülltransorte aus Neapel nach Herten, die die AGR derzeit durchführt, will keiner der Verantwortlichen plaudern – auch nicht darüber, ob unter dem legalen Müll auch die eine oder andere Tonne Giftdreck gepanscht war…

Wie dem auch sei. Damit es einfacher wird, fasse ich hier kurz die Kernpunkte meiner Berichterstattung zusammen, auf die der AGR-Geschäftsführer Stellung nehmen soll.

Aus dem Bundesanzeiger geht hervor, dass die AGR zum 31. Dezember 2006 eine bilanzielle Überschuldung von 80.694.775,98 Euro im Konzern hatte. Die Bilanz 2006 ist die aktuelle Bilanz, da noch keine neue vorgelegt wurde.

Für alle Nicht-Fachleute erklär ich hier nochmal das wesentliche: die bilanzielle Überschuldung steht bei den Aktiva unter dem Punkt "Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag". Der AGR-Geschäftsführer spricht immer nur von der Überschuldung in der Kern-GmbH. Die sieht natürlich nicht so schlimm aus, denn etliche Teile der Überschuldung sind im Konzerngeflecht der AGR versteckt. Die Fachleute wissen das. Deswegen gibt es ja die Konzernbilanz, damit die Aufhübschung einer GmbH-Bilanz über ihre Töchterbilanzen nciht mehr möglich ist. Der Verweis auf die GmbH-Bilanz soll nur die Politik im RVR und die naiven Menschen in der Öffentlichkeit beruhigen.

Dann habe ich noch darüber geschrieben, wie die Rückstellungen für die Deponienachsorge schwinden, weil das Geld, dass zur Sanierung der Deponie gedacht war, für andere Zwecke eingesetzt wird. Das hat mir der Pressesprecher der AGR auch so bestätigt. So wurden erheblich Teile des RZR II mit dem Geld bezahlt und zudem der Vergleich mit dem Brochier-Insolvenzverwalter aus diesem Topf finanziert. Als Begründung hieß es: Das Geld für die Deponien werde ja später wieder mit dem RZR II verdient, so dass der Einsatz der Rückstellungen als Investition in mündelsichere Sachanlagen dargestellt werden kann. Nun ja, wer das glaubt….

Aktuell jedenfalls verfallen die Verbrennungspreise rasend schnell und die AGR hat für das RZR II mit einen Tonnen-Erlös von über 100 E geplant. Derzeit liegt der Preis irgendwo zwischen 60 und 70 E.

Ein Blick in die Bilanz zeigt zudem, wie erhebliche Teile der Rückstellungen schon futsch sind:

Die Rückstellungen finden ihre Entsprechung auf der Aktiva-Seite in der Konzernbilanz vor allem unter den Punkten "Wertpapiere des Anlagevermögens". Hier ist der Betrag von 2005 auf 2006 von rund 129 Mio Euro (genau 129.122.970,25) auf rund 59 Mio Euro (genau 58.649.829,31) gesunken. Im elektronischen Bundesanzeiger ist dieser Punkt um eine Zeile verrutscht. In der Printausgabe der Konzernbilanz steht es aber so wie ich es hier schreibe.

Wenn man die Gelder aus der Position "Wertpapiere des Anlagevermögens" flüssig machen will, um damit irgendwelche Ausgaben zu bezahlen, etwa den Bau des RZR II, müssen die Wertpapiere verkauft werden. In der Bilanz taucht der Cash dann wieder unter dem Punkt "Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinstituten" auf. In der Bilanz ist diese Position von 2005 auf 2006 von rund 32 Mio Euro (genau 32.163.435,28) auf rund 63 Mio Euro (genau 63.024.117,41) angestiegen.

Addiert man die beiden Posten, kann man sagen, das zur Verfügung stehende Geld aus den Rückstellungen ist zumindest von rund 161 Mio Euro auf rund 122 Mio Euro gesunken. Das ist natürlich nur ein ungefährer Wert, da weitere Rückstellungen unter anderen Posten wie "Sachanlagen" auftauchen.

Nach der Definition der AGR-Geschäftsführung stimmt meine Rechnung auch deswegen ncht, weil gesagt wird, das abgeschmolzene Geld sei in das RZR II investiert und damit nur eine Umwandlung der Geldanlagen betrieben worden. Ein Versickern der Rücklagen habe es also nicht gegeben. Nur: Ich glaube nicht, dass das RZR II eine mündelsichere Anlage ist, sondern im Gegenteil eine hochriskante Spekulation.

Statt sich im RVR mit diesen Punkten zu beschäftigen, würde ich mich eher freuen, wenn der AGR-Geschäftsführer die Bilanz von 2007, also die wirklich aktuelle Bilanz, auf den Tisch legt. Wenn der Chef nicht feige ist, tut er es. Vielleicht hat sich ja was getan. Oder will die AGR was verbergen?

Alles andre bringt doch nichts auf den Tisch. Getretener Quark wid breit – nicht hart.

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