Schwarz-Grün im Ruhrgebiet

Wenn es um die Ruhrgebietspolitik geht, herrscht seltene Einigkeit zwischen CDU und Grünen. Jetzt unterstützen die Grünen sogar den Vorstoß des Essener Oberbürgermeisters Wolfgang Reiniger (CDU) gegen den Ruhr-Städtebund-Plan des Dortmunder Oberbürgermeisters Gerhard Langemeyer (SPD). Und das, obwohl SPD und Grüne eigentlich im Regionalverband Ruhr (RVR) koalieren.

Zur Erinnerung: Die SPD um Langemeyer will den RVR zu einer besseren Agentur machen, die im Dienste der Städte steht. Damit wäre der RVR völlig bedeutungslos.

Grüne und CDU dagegen wollen den RVR stärken. Etwa indem die Planungshoheit von den drei Bezirksregierungen, die den Pott zerschneiden, auf den Verband übertragen wird. Und genau das will die SPD verhindern.

Normalerweise würde man bei solchen politischen Konstellationen erwarten, dass die Parteien die Konsequenzen ziehen. Sprich: Es müsste eigentlich schwarz-grün im Revier regieren. Auch für die kommenden Wahlen wäre das zwischen Duisburg und Dortmund eine Alternative.

Hier jetzt der Zuspruch der Grünen zum CDU-Mann Reiniger durch den Chef der Ruhrgebiets-Grünen Börje Wichert:

"In dem Brief an seine Kolleginnen und Kollegen entlarvt Dr. Reiniger das Langemeyer Papier zum "Städtebund Ruhr" als das, was es ist: eine inhaltlich dünne, wenig durchdachte Idee, deren einziges Ziel es war, den RVR zu diskreditieren und den Verband durch undemokratische, informelle Kooperationen zu ersetzen. Im Gegensatz zum Dortmunder OB Dr. Langemeyer sieht Dr. Reiniger jedoch die Notwendigkeit einer sachorientierten Kooperation, wie sie derzeit schon in den demokratisch verfassten Strukturen des RVR geschieht.

Ebenfalls begrüßen wir Dr. Reinigers klare Worte zu der peinlichen Posse, einen solchen informellen "Städtebund Ruhr" zu fordern, nachdem man nur wenige Tage zuvor in der Verbandsversammlung ein klares Votum für den Regionalverband abgegeben hatte. Es bleibt abzuwarten, wann sich auch die ersten SPD-Oberbürgermeister von diesem Papier verabschieden, welches sie im Februar scheinbar ungelesen unterzeichnet haben."

Ich meine dazu: Wer die Lippen spitzt muss auch pfeifen.

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Stefan Laurin
Admin
16 Jahre zuvor

Im Ruhrparlament bestand ja 2006 die Chance auf Schwarz-Gelb-Grün (Schwarz-Grüne hätte keine Mehrheit) aber die CDU hat auf eine große Koalition mit der SPD gesetzt und sich verzockt.

Jürgen Dressler
Jürgen Dressler
16 Jahre zuvor

Ich wiederhole es auch gerne.Das Revier wirkt auch heute sozial,kulturell, infrastrukturell und interlektuell als das nach, was es über hundertfünfzig Jahre war: eine Betriebsfläche für Kohle und Stahl – entstanden aus Dörfern und kleinen Städten – mit zugeordneten Flächen und Funktionen des Wohnens und der Ver- und Entsorgung. Sogar die sich aus den Dorf- und Kleinstadtzentren entwickelten Oberzentren blieben auch noch zu den Zeiten nach Kohle und Stahl politisch und gewerkschaftlich bestimmt dieser Betriebsfläche zugeordnet.Und die so gerühmte Bodenständigkeit der Ruhrgebietler ist eher eine Reminiszenz, als eine Verwertbarkeit für die Zukunft.Eine Zukunft wird diese Region nur haben, wenn sie eine der Gesamtheit dienende regionale Verantwortung erhält und dabei der polyzentrischen Struktur folgend für die Orte eigenständische Profile schafft, welche die ethnische und topografische Vielfalt mit einer ökonomischen und kulturellen Eigenständigkeit vereint. Die Ruhrgionale muß Gesamtheit,aber Eigenheiten und Vielfältigkeiten aufweisen.Sie muß auf Neugierde von außen ausgerichtet werden, sonst werden die Menschen in ihr keine Hoffnung besitzen können.

Dirk E. Haas
Dirk E. Haas
16 Jahre zuvor

@Jürgen Dressler: Soll Ihr Befund von der ?Betriebsfläche? uns sagen, dass das Ruhrgebiet aus einer anderen Rationalität heraus entstanden ist als ?gewöhnliche? europäische Städte und dass deren Maßstäbe auch für die Zukunft dieser Region nicht viel helfen? Einverstanden.

Ihre ?Ruhrgionale? klingt schwer nach konglomerater Ordnung eines dann doch irgendwie urbanisierten Gebietes (und nicht nach Ruhrstadt). Auch einverstanden.

Aber Ihr ?ich wiederhole es auch gerne? macht ja deutlich, dass das alles keine neue Erkenntnis ist. Die sich offensichtlich aber (noch) nicht durchgesetzt hat. Liegt das nur am intellektuellen Nachwirken von ?Ruhrgebiet=Betriebsfläche?Stadt?? Oder daran, dass sich diese ?Gesamtheit?, von der Sie schreiben, heute einfach nicht mehr so leicht konstruieren lässt?

Ein Beispiel: Natürlich hatte auch schon in der Vergangenheit die konkrete Lebenswirklichkeit in Marxloh mit ? sagen wir mal ? Bredeney nicht viel zu tun, aber es gab 150 Jahre lang einen gemeinsamen ökonomischen Begründungszusammenhang. Die künftigen ökonomischen Perspektiven (und Verflechtungen) eines Stadtteils wie Marxloh werden aber womöglich sehr viel weniger mit Bredeney und sehr viel mehr mit Feyenoord (oder der Infrastruktur ?Düsseldorf International?) zu tun haben. Wo lässt sich da eine ?Gesamtheit? des Ruhrgebiets herstellen, die nicht als historische Reminiszenz daherkommt? Ethnisch, topografisch, ökonomisch und kulturell vielfältig ? das sind auch andere. Das macht nicht neugierig.

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