Sebastian Niehoff, alias ‚Sebel‘, ist ein den meisten Ruhrbarone-Lesern inzwischen wohl längst vertrauter Liedermacher und Rockmusiker aus Recklinghausen. Im Laufe der Zeit hatten wir schon mehrere Artikel und Interviews über das aktuelle Geschehen rund um den leidenschaftlichen Ruhrpott-Musiker hier bei uns im Blog.
Anfang März 2019 erschien jetzt das dritte Studioalbum des Künstlers, mit dem Namen ‚Windstärke 10‘. Logisch, dass wir auch aus diesem Anlass wieder mit ‚Sebel‘ Kontakt aufgenommen haben. Ruhrbarone-Autor Robin Patzwaldt, stellte die Fragen.
Hallo Sebel! Was verbindest Du persönlich mit deinem neuen Album?
„Ich habe eigentlich zu allen drei meiner Alben ein enges persönliches Verhältnis, weil ich so viel daran selber mache und daher so viel von mir dort drin steckt. Die Songs sind alle mitten aus meinem Leben. Ich schreibe sie, singe sie, spiele fast immer alle Instrumente selber ein, stehe sowohl vor als auch hinter der Kamera bei meinen Musikvideos. Das ist viel Energie und Zeit, die man da reinsteckt. Daher sind meine Songs für mich wie eigene Kinder, die geboren werden, laufen lernen, die irgendwann größer werden, die man beschützen will, die man auch mal loslassen muss damit sie irgendwann zu dir zurückkommen.
Bei meinem aktuellen Album „Windstärke 10“ bin ich einen weiteren wichtigen Schritt gegangen, indem ich mit der Gründung meines eigenen Labels „Sebel Records“ nun auch für meine Promotion, der Produktion der Tonträger und für den Vertrieb zuständig bin. Das ist wirklich verrückt und ich glaube, dass es nicht viele Künstler gibt, bei denen so viel aus einer Hand kommt. Ich schreibe die Songs, singe sie, spiele sämtliche Instrumente selber (Drums, Piano, Gitarren, Bass, Hammond…und zwar nicht programmiert, sondern wirklich echt und mit den eigenen Händen ), recorde alles selber im eigenen Studio, mache das Artwork für Vinyl und CD, produziere und schneide alle (mittlerweile 14) Musikvideos selbst, kümmer mich um die Produktion der physischen Produkte, verwalte meinen eigene Onlineshop und am ende lecke ich jede einzelne Briefmarke selbst und klebe sie auf die CD-Versandtasche und fahre zur Post. Daher verbindet mich gerade mit dem neuen Album einfach sehr sehr viel.“
Es ist ja auch wieder ein Ruhrgebiets-Song vertreten. Magst Du uns etwas dazu erzählen?
„Der Song „Herz am rechten Fleck“ beobachtet einen typischen Abend wie ich ihn oft in meinen Stammkneipen hier im Ruhrgebiet erleben durfte. Du sitzt an der Bar und kommst mit Leuten ins Gespräch die unterschiedlicher nicht sein können, vom BWL-Studenten bis zum ehemaligen Bergmann, vom Anwalt zur Kassiererin von Lidl, arm und reich, dick und dünn, alt und jung. Und dann kommt der Rosenmann durch die Tür! Der Rosenmann, bei dem schon deine Eltern Rosen kauften. Das ist „Heimat“! Das Bier macht wiedermal hungrig und bei deinem Lieblings-Dönermann Mehmet ist alles wie immer! Du liest schmatzend den Lokalteil der WAZ von gestern. Alles wie immer! Der Taxifahrer erzählt dir auf dem Weg nach Hause von den kleinen und großen Gaunereien in deiner Stadt und du lässt den Abend mit den unterschiedlichsten Eindrücken und Charakteren Revue passieren und fragst dich, was am Ende alle miteinander verbunden hat? Vielleicht das wir Menschen hier im Ruhrgebiet oft das „Herz am rechten Fleck“ tragen. Egal aus welchen Verhältnissen du kommst.“
Du hast das Werk ja unter eigener Regie veröffentlicht, das Verlegen selber übernommen. Was hat Dich konkret dazu bewogen?
„Ich hatte einfach keine Lust mehr Lebenszeit damit zu verschwenden monatelang über die Wahl der Single, über das Coverartwork, über Radio Remixe oder Ähnliches zu diskutieren. Wenn ich so viel selber machen kann. Und gerade mit meinem eigenen Studio kann ich viel mehr Output in kürzeren Zeitabständen generieren. Ich will in Zukunft jedes Jahr ein Album veröffentlichen. Ich will sie einfach machen und dann ‚raus damit‘! Nicht diskutieren und auf das Timing anderer Rücksicht nehmen. Das ist vielleicht das was wir Musiker der alten Schule von den jungen Rappern lernen können. Machen, machen, machen, und dann raus damit in die Welt.“
Wird man Dich mit der neuen ‚Platte‘ auch wieder live erleben können?
„Anfang April bin ich zusammen mit Henning Wehland auf Tour. Da freue ich mich sehr drauf, weil wir einen ähnlichen musikalischen Spirit haben. Die Tour dauert 14 Tage und führt durch die ganze Republik. Für Ende Mai ist dann eine eigene ‚Sebel‘-Tour mit Band geplant und ich hoffe, dass ich im Sommer ein paar Festivals spielen kann.“
Hast Du darüber hinaus Pläne für die nächsten Monate? Was beschäftigt Dich gerade über das neue Album hinaus?
„Ich bin gerade sehr glücklich über mein Studio in Recklinghausen, welches ich zusammen mit meinem Freund Christoph Urban (Urbanfilm)aufgebaut habe. Ich habe mir dort einen kleinen „Sebelkosmos“ eingerichtet. Hier stehen unfassbar tolle Instrumente und Geräte, die viele nur als PlugIn vom Computer kennen. Und ich bin einer der wenigen, der diese Instrumente und Geräte noch bedienen kann. Erst dachte ich, ich ende damit als einsamer nerdiger, verstaubter und altbackener Typ, doch ich merke wie viele junge Leute wieder Lust auf analog und echte Instrumente und echtes Musizieren haben. Das ist ein schöner neuer Trend. Selbst mit meinem Freund „Alligatoah“ habe ich hier einen Song für ihn produziert. Ohne Computer, ohne Beats, ohne Midi-Instrumente. Einfach nur zwei Typen, die zusammen Musik machen und diese auf eine Bandmachine aufnehmen. Und das Schöne ist, dass selbst die teilweise sehr jungen Fans spüren, dass das etwas besonderes vom Hörerlebnis ist. Der Plan ist also viel gute und echte Musik dort aufzunehmen, ob es nun meine Songs sind oder die von anderen!“
Und wie geht es mit deiner bewährten Zusammenarbeit mit Stoppok weiter?
„Ich freue mich immer noch wie ein Kind, dass ich mit diesem tollen Musiker auf der Bühne stehen darf. Ich bin Fan seit ich 16 bin und daran hat sich nix geändert. Es fühlt sich immer noch so an, als ob ich dieser 16-jährige Junge bin, und gerade einen neuen Künstler für mich entdeckt habe. Jeden Abend wo wir diese wunderbaren zeitlosen Songs spielen. Ich habe das Bedürfnis diesen Songs das Beste zu geben, meinen Teil dazu beizutragen, dsas sie andere Menschen berühren. Ich bin dann kein Frontmann, kein Leader, ich muss nicht zeigen wie schnell und toll ich meinem Instrument spiele. Ich diene einzig und allein dem Song. Das macht mir unglaublich viel Spaß und hoffe dass das noch ein wenig so weiter geht mit unserer Zusammenarbeit. Wir planen gerade eine Bandtour für Anfang 2020. Ich hoffe, mit neuem Album im Gepäck!“
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