Die Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags haben sich einmal angeschaut, wie der Umgang im Ausland mit Pubertätsblockern ist. Denn deren Einnahme könnte durch das geplante Selbstbestimmungsgesetz auch in Deutschland boomen.
Auch wenn die Debatte um das Selbstbestimmungsgesetz im Bundestag erst vor wenigen Wochen verschoben wurde, halten SPD, Grüne und FDP bislang an ihrem Plan fest, das Gesetz am 1. November kommenden Jahres in Kraft treten zu lassen. Wer will kann dann ab 18 einmal im Jahr sein Geschlecht ändern lassen. Jugendliche ab 14 sollen die Möglichkeit bekommen, dies gegen den Willen ihrer Eltern vor Gericht durchzuklagen. Das Gesetz folgt der postmodernen Ideologie, nach der das biologische Geschlecht keine Bedeutung hat und sich jeder jederzeit aussuchen können soll, ob er Mann oder Frau sein möchte. Feministinnen befürchten, dass künftig Männer, die nach ihrem Ausweis als Frau gelten, Frauen aus Räumen verdrängen, in denen sie bislang unter sich bleiben konnten.
Aber das Selbstbestimmungsgesetz könnte auch dazu führen, dass immer mehr Menschen, auch Jugendliche, ihr Geschlecht ändern wollen. Kritiker befürchten einen regelrechten Boom. Und der könnte dazu führen, dass Kinder öfter Pubertärtsblocker nehmen, um ihre natürliche biologische Entwicklung medikamentös zu unterdrücken, so dass sie optisch eher ihrem Wunschgeschlecht entsprechen. In einem kürzlich veröffentlichten Sachstandsbericht schreibt der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages: „Bereits in den letzten Jahren ist der Fachliteratur zufolge weltweit ein erheblicher Anstieg der Zahl von Kindern und Jugendlichen zu verzeichnen, die um medizinische Behandlung wegen Geschlechtsdysphorie ersuchen. Diese Entwicklung stelle kein ausschließlich deutsches Phänomen dar – so liege der Prävalenzanstieg bei den Transgenderidentitäten in vielen europäischen und angloamerikanischen Ländern seit dem Jahr 2000 bei mehr als 1.000 Prozent.“
Doch wie sind die Erfahrungen in Ländern mit diesen Medikamenten und wie haben sich in den vergangenen Monaten und Jahren die rechtlichen Bedingungen in ihnen entwickelt? Die Zeiten, in denen Pubertätsblocker großzügig verschrieben wurde, das zeigt der Wissenschaftliche Dienst auf, sind in den meisten Ländern vorbei. Die Einnahme von Pubertätsblocker wird zunehmend kritisch und als Risiko gesehen. Als eins von zahlreichen Beispielen wird in dem Sachstandsbericht Schweden angeführt:
„Obwohl Schweden als erstes Land der Welt im Jahr 1972 die rechtliche Geschlechtsumwandlung autorisiert habe und als Vorreiter in LGBTQ-Rechten bekannt sei, habe es im Jahr 2021 begonnen, hormonelle Geschlechtsanpassungstherapien einzuschränken. Schon seit Mai 2021 gelte im Karolinska-Universitätskrankenhaus in Stockholm, als weltweit erste renommierte Universitätsklinik, eine neue Grundsatzerklärung zur Therapie Minderjähriger mit Geschlechtsdysphorie, nach welcher keine Medikamente zur Unterdrückung der Pubertät bei Minderjährigen verschrieben werden dürften.“ Ob Finnland, Großbritannien, Frankreich, Irland, Norwegen, die USA oder Kanada: In immer mehr Ländern wird der Gebrauch von Pubertätsblockern zunehmend eingeschränkt, die Hürden für ihre Verschreibung massiv erhöht und diese Form der Therapie in der Öffentlichkeit zunehmend kritisch diskutiert. Will die Bundesregierung verhindern, dass Teenager ihre Gesundheit ruinieren, sollte sie den Sachstandsbericht genau lesen und von Ländern mit größeren Erfahrungen lernen.
Mehr zu dem Thema:
Sachstandsbericht: Gesetzliche Verbote von Pubertätsblockern im Ausland
Ist doch egal, was ander tun oder lassen: Deutschland weiß es besser.