Von unserem Gastautor Thomas Weigle
Es gab Ende 1938 noch kein generelles Beförderungsverbot für Juden bei der Reichsbahn, was etwas überrascht, war jüdischen Bürgern mittlerweile doch das Führen von KFZ untersagt, ebenso das Halten von KFZ. Führerscheine und Zulassungspapiere wurden spätestens mit Ablauf des Jahres 1938 eingezogen bzw. mussten abgegeben werden.
Wie erwähnt wurde jüdischen Bürgern Anfang 1939 die Benutzung von Speise-und Schlafwagen verboten, die vom Vorzeigearier Goebbels nach dem Pogrom geforderten Abteile für Juden wurden immerhin nicht eingeführt. Auch galten die Bestimmungen hinsichtlich der Speise-und Schlafwagen nicht für Juden anderer Staatsangehörigkeit. Allerdings galt das Verbot nicht für Ehepartner in Mischehen. Diese durften weiterhin diese Wagen benutzen, allerdings nur in Begleitung des „deutschblütigen Ehepartners.“
Formell wurde die Beförderungspflicht bei der Reichsbahn für jüdische Bürger bis zum Kriegsende nicht aufgehoben, auf Grund der diversen Bestimmungen zum Aufenthalt für Juden, war ihnen das selbstbestimmte Reisen eh im Laufe des Krieges völlig
verunmöglicht, war strengstens untersagt. Schon im Dezember 1937 waren deutschen Juden kaum mehr Reisepässe ausgestellt worden, eigentlich nur noch zum Zwecke der Auswanderung.
Die von Gottwaldt erwähnte Distanz zwischen „Deutschen“ einerseits und „Juden“ andererseits (siehe Ende Teil 1) lässt sich trefflich im „Flügelrad des Reichsbahners“ Berlin, nachweisen, wenn da bspw. Artikel unter den Überschriften „Judas Politik.Die Juden Grelling, Lessing und Gumbel“ oder „Judenplage in England.Volksinstinkt gegen sentimentalen Flüchtlingsschwindel“ zum Abdruck gebracht wurden. Im Jänner 1939 schwindelt das Blatt über ein Eisenbahnunglück in 1926 unter der Überschrift:“Nie wieder Judenherrschaft! Bei Leiferde brachte der Jude Schlesinger einen Zug zur Entgleisung. Nichts anderes als jüdische Grausamkeit war die Triebfeder.“ Gerne veröffentlichte das Blatt auch die Kernaussage Hitlers aus seiner berüchtigten Reichstagsrede zum 6.Jahrestag der Machterschleichung: „Ich will heute wieder ein Prophet sein. Wenn es dem internationalen Finanzjudentum inner- und außerhalb Europas gelingen sollte, noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen, dann wird das Ergebnis nicht die Bolschewisierung der Erde und damit der Sieg des Weltjudentums sein, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa“
Hitler und Stalin als Anstifter des 2.Weltkrieges waren also offensichtlich Mitglieder des
„internationalen Finanzjudentums.“
Besonders abstoßend ist der „Reisebericht“ eines angeblich in Moskau beschäftigten Deutschen, der im März 1938 in einer ostpreußischen Werkszeitung für RAWs zu finden ist. Unter der Überschrift „Einblick in ein Moskauer Werk. Juden wie Läuse am Körper des Volkes“ finden sich Aussagen, die auch Goebbels nicht besser hätte erfinden können: „Die Direktoren und Leiter der Moskauer Waggonwerke (…) decken ihre persönliche Unfähigkeit mit der angeblichen Unzuverlässigkeit der Arbeiter und Angestellten(…)Während jeder der acht Gewerkschaftsbonzen (meist Juden) mindestens je fünf dem Werk gehörende Karten für die Krim oder ein Sanatorium mit ihrem Geschmeiß verpraßten, kümmerte sich niemand um den Betrieb des Werkes.“ Natürlich verschieben „kleine und große Juden, die wie Läuse am Körper der Masse“ sitzen, Waren, die für die Bevölkerung bestimmt sind, während die von den Juden betrogene Masse sich „in einem Fuseltaumel über ihr Jammerdasein hinwegtäuscht.“ Was auffällt, ist, dass sich die menschenverachtende Sprache dieses Verbalradikalen nicht von der zu unterscheiden ist, mit der die sowjetischen Kommis ihre Bürger gegen die angeblichen „Volksfeinde“ mobilisierte. Auch da wurden gerne Menschen mit Tieren, verglichen.
Kurz vor Kriegsbeginn nimmt dann auch noch mal das „Flügelrad des Reichsbahners“ „Polnische Kohlejuden“ ins Visier. (Gottwaldt,Reichsbahn, S.237ff).
Die mentalen Grundlagen waren also für viele Reichsbahner gelegt, so dass sie nun allzu willfährig am Holocaust mitwirken konnten. Gerade die Reichsbahner, die nicht nur für die Abfertigung und Transport der Züge in den Osten zuständig waren, mussten wissen, dass die so verfrachteten Menschen kein glückliches Schicksal erwartete. Auch diejenigen Reichsbahner, die die Deportationszüge auf Neben-und Ausweichgleise leiteten, weil andere Züge Vorfahrt hatten, konnte nicht die gruseligen Zustände in den Deportationszügen übersehen, wenn die Züge oft stundenlang, auch bei Hitze oder Frost, auf Weiterfahrt warteten. Das gilt natürlich auch für die auf Bahnsteigen wartenden Reisenden, in deren Blickfeld oft solche Züge standen.
Nachdem die Reichsbahn nach dem Pogrom 1938 ihre kurz zuvor erworbenen Kenntnisse in Sachen Deportation hatte erweitern können, gab es schon kurz nach dem Überfall auf Polen für die Fachleute im Reichsverkehrsministerium(RVM)ordentlich zu tun. Nun hatten Gestapo und das neue gegründete Reichssicherheitshauptamt der SS(RSHA) unter Heydrich weitgehend freie Hand in Sachen Deportation von Juden. Zunächst wurden im sog. Gerneralgouvernement(GG) Ghettos eingerichtet, in das auch diejenigen polnischen Juden verbracht werden sollten, die auf dem Land und in Kleinstädten lebten (21.9.1939). Der absolute Herrscher im GG war Hans Frank, sozusagen der Kronjurist der Nazis in den Jahren vor und nach der Machtübergabe an Hitler durch den u.a. von seinem Sohn gelenkten Reichspräsidenten Hindenburg. Frank nutzte im Jänner 45 dann auch die Reichsbahn, um in mehreren Waggons seine zusammengeraubten Reichtümer aus seinem Herrschersitz in der Krakauer Burg und seinem polnischen Landsitz nach Bayern zu schaffen. Frank drängte nach der Wannseekonferenz darauf, dass „seine Juden“ als erste der Endlösung zugeführt wurden.
Im Laufe des Jahres 1939 hatte sich schon vor Kriegsbeginn die Situation für Juden international verschärft. Roosevelt begrenzte die Einreis für Juden in die USA auf fünf Jahre auf 10.000 pro Jahr. In der deutsch protegierten Slowakei wurden antijüdische Gesetze verabschiedet. Ungefähr 1000 Juden, die auf der ST.LOUIS nach Kuba und die USA einreisen wollten, durften dies nicht. Nach zermürbenden Verhandlungen nahmen Belgien, Frankreich, Großbritannien und die Niederlande die Passagiere auf. Viele von ihnen gerieten dann ein Jahr später in die Hände der Wehrmacht und der SS und wurden dann im Osten ermordet.
Von Ende Oktober 1939 bis Anfang Februar 1940 organisiert Eichmann die Deportation von 75.000 Juden in die Gegend von Lublin-Nisko. Die Deportationen müssen unterbrochen werden, da die Transportkapazitäten der Reichsbahn durch die Transporte in Folge der Maßnahmen zur Vorbereitung des Krieges im Westen voll ausgelastet waren.Im Zuge dieser Deportationen ordnete der Reichsführer SS, der ebenso kleine wie kleinliche Himmler, der ja den absolute Gegenentwurf zum arischen Germanen darstellte, Ende November die Todesstrafe für jüdische Menschen an, die sich nicht zur Deportation meldeten.
Es war dies der Beginn der großen „Judentransporte“, die dann ab etwa Spätsommer 1941 intensiviert wurden. Zu diesem Zeitpunkt hatte Hitler entschieden, mit der Vertreibung der Juden nicht bis zum Ende des Raubkrieges im Osten zu warten.In diesem Sommer beauftragte Göring dann Heydrich mit der „Endlösung“, die dann im Jänner 1942 von der SS und den Vertretern der beteiligten Behörden auf den Weg gebracht wurde.
Generaloberst Blaschkowitz, einer der wenigen hohen Offiziere, die Kriegsverbrechen Kriegsverbrechen nannten, machte darauf aufmerksam, dass in den Deportationszügen zahlreiche Kinder erfroren waren. Weder bei der Reichsbahn noch bei den Auftraggebern der Deportationen richtete der Generaloberst durch seine Demarche etwas aus.
Trotz der genannten Schwierigkeiten der Reichsbahn genügend Transportmittel auf die Schienen zu stellen, kam es im Februar 1940 zu ersten Deportationen von jüdischen Bürgern aus den Städten Stettin und Schneidemühl (heute Pila, Grenzstation zu Polen von 1920-39),was zeigt, dass in dieser Anfangsphase des Krieges die „Entjudung“ Deutschlands, nicht die Vernichtung, auf der Tagesordnung stand. Dafür spricht auch die Deportation der südwestdeutschen jüdischen Bürger, ebenso diverse Äußerungen Goebbels in seinen Tagebüchern im Laufe des Jahres 1940. Allerdings wurde auch Wohnraum für heimkehrende „Volksdeutschen“ gebraucht. Auch in Berlin wurden Wohnungen „entjudet“, um Platz für arische Volksgenossen zu schaffen, deren bisherige Wohnungen den Bauten der „Welthauptstadt Germania“ Platz machen mussten. Ebenso wurde Platz für arische Volksgenossen gebraucht, deren Wohnungen ebenfalls den Planungen Speers zum Opfer gefallen waren.
Es war dies letztlich eine Einzelaktion neben der „Wagner/Bürckel-Aktion,im sog.Altreich. Die Strategen im RSHA führten in dieser Sache, wie schon im ersten Teil erwähnt, einen beständigen Kleinkrieg mit der Wehrmacht, um die stets für alle Kriegszwecke unzureichenden Transportkapazitäten der RB. Die SS blieb aber meist Sieger. In dem erwähnten TV-Kammerspiel sagt der Vertreter der Reichskanzlei, Kritzinger zu einem anderen Teilnehmer: „Die SS will immer mehr, dabei haben sie schon alles.“ Nimmt man das Ergebnis der Wannseekonferenz als Maßstab, so kann man diese fiktive Aussage fast authentisch nennen.
Im Oktober 1940 kam es dann in Südwest-Deutschland zu Deportationen nach Frankreich in das Lager Gurs. Wurden bei der „Polenaktion“ v.a.männliche jüdische Bürger , bei den Verschleppten in Folge des Novemberpogroms ausschließlich männliche Bürger erfasst, von denen einige Hundert in Folge der Quälerei, der mangelnden Ernährung und der allgemein miserablen Lebensbedingungen in den KZs verstarben. Zu den Opfern des Judenpogroms müssen auch die mehr als 100 Toten gezählt werden, die durch von SA-Männern ausgeübte Brutalitäten und bewusste Morde umkamen.
Bei den Deportationen der südwestdeutschen Juden wurden nun auch Frauen und Kinder verschleppt. Das Ziel lag nicht im Osten, sondern in Gurs (Departement Pyrénées-Atlantique) im freien Teil Frankreichs, also dem Teil, das von Vichy aus regiert wurde. Diese nach den zuständigen Gauleitern benannte „Wagner-Bürckel-Aktion,“ so Gottwaldt/Schulle stellen einen „nicht unbedeutenden Schritt auf dem Weg zu den systematischen Osttransporten dar, die ein Jahr später eingeleitet wurden.“
Da dem Vichyregime vorgeflunkert worden war, es handele sich bei diesen Transporten um aus Deutschland ausgewiesene Franzosen, ließen die Vichy-Behörden die Transporte zunächst über die Grenze. Eichmann, der das Judenreferat IIV im RSHA leitete, war auf Weisung von Gestapo-Chef Heinrich Müller persönlich vor Ort( der damalige „Grenzort“ Chalons-sur Saone liegt zwischen Dijon und Lyon, T.W.)), um ein reibungsloses Übergehen in die Freie Zone zu überwachen. Als Vichy den dreisten Versuch der Täuschung erkannte und in Berlin diplomatisch intervenierte, mussten die brutalen Nazispediteure erkennen, dass die Abschiebung der deutschen Juden Richtung Westen auf Dauer nicht funktionieren würde.
Im 1939 entstandenen „Camp de Gurs“ wurden zunächst für Flüchtlinge und Interbrigadisten aus Spanien interniert, ebenso „feindliche Ausländer“, darunter viele Deutsche, die vor den Nazis geflohen war, u.a. Hannah Arendt, dann auch die 6504 deportierten Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland. Das Lager stand bis zum Kriegsende unter französischer Verwaltung.
„Es war eine sterbende jüdische Gemeinde, die am Morgen des 22.Oktober völlig unvorbereitet die Deportation aus der Heimat traf. Alle Mannheimer „Nichtarier“-außer den in Mischehen lebenden und völlig transportunfähigen waren es 1972 Personen-wurden aus ihren Wohnungen und Krankenhäusern geholt.“( Otto Watzinger,)
Für Heidelberg hat Hans Bernd Oppenheimer (1921-1945) folgendes in seinem Tagebuch notiert: „Morgens 7.00Uhr Gestapo bei uns, Ausweisung aus Deutschland.1/2 11Uhr Abholung durch Polizei-Lastwagen zu bereitgestellten Sonderzug. Abends gegen 6.15 Abfahrt….Ankunft in Oloron.Umladen in Lastwagen nach Camp de Gurs. Dauer der Fahrt 4 Tage und 3 Nächte.“ In Toulouse wurden die Zwangsdeportierten gegen Bezahlung immerhin von der französischen Armee verpflegt. Zum Wagenmaterial schreiben Gottwald/Schulle:
„Mehrere Deportierte haben in ihren Erinnerungen berichtet, bei den Zügen habe es sich um älteres Wagenmaterial gehandelt. Hierbei ist zu bedenken, dass die benutzten Fahrzeuge den deutschen Behörden mit ihrem Transfer über die Demarkationslinie möglicherweise als verloren gelten mussten, besonders hochwertiges Wagenmaterial für diese Transporte also nicht verwendet wurde.“ Immerhin waren es keine Viehwaggons. Es gilt aber zu bedenken, dass es sich mit dem „nicht besonders hochwertiges Wagenmaterial“ um Wagen der 3.Klasse gehandelt haben wird, also der „Holzklasse.“ Die Sitze waren tatsächlich aus Holz,langes Reisen über Tage hin in überfüllten Wagen war gewiss kein Vergnügen. Dies verbunden mit der Ungewissheit, was kommt, muss ein ziemlich traumatisches Erlebnis für die deportierten jüdischen Bürger gewesen sein, auch weil auf der Fahrt bereits Menschen auf Grund der Strapazen verstarben. Im Lager in Gurs herrschten schlimme Bedingungen, Hunger, Kälte und Hitze waren für die Menschen, die aus geordneten Verhältnissen im Reich kamen, unerträglich. Etwa 800 von ihnen starben bereits im kalten Winter 40/41.Für die entsetzlichen Zustände waren in diesem Fall aber die „freien Franzosen“ des Vichy-Regimes zuständig. Ab 1942 wurden dann die Überlebenden via Paris-Drancy in den Osten mit Hilfe der französischen Behörden verschleppt und in Auschwitz ermordet. Nur wenige Lagerinsassen konnte mit Hilfe von erteilten Visa Gurs und Europa verlassen.
Das Lager diente nach der Befreiung noch bis Ende 1945 als Lager für Kriegsgefangene, nach der Auflösung wurden sämtliche Spuren des menschenunwürdigen Lagers beseitigt und ein Wald gepflanzt-aus den Augen, aus dem Sinn.Immerhin wurde 1994 eine Gedenkstätte errichtet.
Für die andere Seite war diese Aktion ein Erfolg: „Die Abschiebung der Juden ist in allen Orten Badens und der Pfalz reibungslos und ohne Zwischenfälle abgelaufen. Der Vorgang der Aktion selbst wurde von der Bevölkerung kaum wahrgenommen.“ Da werden Menschen aus ihren Wohnungen, Männer, Frauen und Kinder von der Polizei auf Lastwagen verladen und abtransportiert, aber die Bevölkerung nimmt es kaum zur Kenntnis. Auch auf den Bahnhöfen und deren Umfeld konnten diese Aktionen doch nicht unbemerkt geblieben sein. War die Bevölkerung durch 7 ½ Jahre Indoktrination durch Goebbels und seine Handlanger in Presse und Radio schon so abgestumpft?
Mitnehmen durften die Menschen laut dem „Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal“ folgendes:
„a)Einen Koffer oder ein Paket mit Ausrüstungsstücken,höchstens 50kg bzw. 30kg für Kinder,
b)vollständige Bekleidung
c)für jeden Juden eine Wolldecke,
d)Verpflegung für mehrere Tage,
e)Ess-und Trinkgeschirre,
f)für jede Person bis zu 100 RM Bargeld“( das musste auf der Reise dann in französische Franc zwangsumgetauscht werden, T.W.)
„g)Reisepässe, Kennkarten oder sonstige Ausweispapiere, die aber nicht einzupacken, sondern von jeder Person bei sich zu führen sind.“
Auch das Reich kam nicht zu kurz, erfolgte doch „die Erfassung der jüdischen Vermögenswerte sowie ihre treuhänderische Verwaltung und Verwertung(…) durch die zuständigen Regierungspräsidenten,“ denn die jüdischen Bürger durften keine Sparbücher, Schmuck und andere Wertsachen mitnehmen.So jedenfalls Heydrich in einem Schreiben an das Auswärtige Amt, ein kleinen Wermutstropfen gab es aber für den Herren im RSHA: „In Mischehen lebende Juden wurden von den Transporten ausgenommen.
Dasselbige unterrichtete im Februar 1942 alle Staatspolizeistellen im Reich, dass Hitler die Evakuierung der jüdischen Einwohner Wiens angeordnet hat.So fuhren im Februar und März Deportationszüge nach Polen. Zielorte waren u.a. Opole-Lubelski und Kielce. Die Lebensverhältnisse für die Zwangsdeportierten, die teilweise bei den dort schon lebenden Juden untergebracht wurden, waren entsetzlich. Hinzu kam mangelnde Versorgung und keine oder kaum medizinische Betreuung. Viele Männer wurden zu Zwangsarbeit verpflichtet, auch bei der Reichsbahn( dazu mehr in der nächsten Folge).
Über das Ziel eines Deportationszuges, der am 12.3.1941 Wien verließ und in dem knapp 1000 jüdische Wiener nach Opatów und Lagów gebracht wurden, heißt es bei Gottwaldt/Schulle:
„Opatów hatte einen beträchtlichen jüdischen Bevölkerungsanteil, der durch Deportationen und Zwangsansiedlungen weiter anstieg. Die Wiener Deportierten mussten hier wie anderswo auch, teilweise in Massenquartieren wie Stallgebäuden unter hygienischen Bedingungen hausen, die nicht einmal das Mindestmaß erfüllten(….)Familien wurden nicht getrennt und konnten sich tagsüber in der Ortschaft frei bewegen, doch war dies kaum ein Ausgleich für die überaus schlechte Ernährungslage.“ Auch hier wurden jüngere Juden zur Zwangsarbeit u.a. in Steinbrüchen von der deutschen Polizei gezwungen.
Mitte März 1941wurden dann die Deportationen erst einmal eingestellt. Die Kriegsvorbereitungen für den Raubzug gegen den Noch-Bündnis-und Freundschaftspartner SU standen nun im Fokus auch der Reichsbahn, es kam ja dann auch noch der „Balkan-Feldzug“ dazwischen, der letzte Blitzsieg der faschistischen Truppen von Wehrmacht und SS. Es folgten noch Erfolge im Sommer im Rahmen des Raubkrieges gegen die SU, aber schon im August war einigen hohen Militärs klar, dass der neue Feldzug im Osten böse ausgehen würde, nicht gewonnen werden könne.Um so „erfolgreicher“ sollte aber der Vernichtungskrieg gegen die europäischen Juden verlaufen.
Fortsetzung folgt