Während die Stimmung beim BVB nach den jüngsten Unentschieden nicht gerade die beste ist, herrscht rund um den Schalker Markt in diesen Stunden allgemeine Zufriedenheit, bei eingen Fans sogar schon wieder leichte Euphorie. Durch das gestrige 3:1 bei RB Leipzig verfestigte sich die aufsteigende Tendenz beim FC Schalke 04 nämlich weiter.
Nun ist das nach der vorherigen Saison, welche bekanntlich fast im Abstiegsstrudel geendet hätte, zugegebenermaßen auch nicht besonders schwer zu erreichen gewesen, doch verwundert der anfänglich noch als schwach zu bezeichnende Aufwärtstrend in seiner aktuellen Ausprägung die Beobachter immer mehr.
Insbesondere Trainer David Wagner scheint es in diesen Tagen auf beeindruckende Art und Weise zu gelingen, den in der Vorsaison vielfach lustlos und ängstlich auftretenden Profis neuen Schwung zu verleihen.
Konnte man die Erfolge gegen Hertha Berlin, Aufsteiger Paderborn und Mainz 05 in Gelsenkirchen noch als mehr oder weniger mühevolle Pflichtsiege bezeichnen, war der jüngste Galaauftritt beim bisherigen Tabellenführer aus Leipzig schon eine Art von Reifeprüfung für die Königsblauen. Und diese haben sie am Samstagnachmittag auf wahrlich beeindruckende Art und Weise bestanden.
Niemand hätte vor dem Spiel ernsthaft erwartet, dass der Revierklub im Brausestadion der Ostdeutschen im Stile einer Klassemannschaft auftritt. Es war beeindruckend zu sehen, wie klar die Schalker die Leipziger im Griff hatten. Die Arbeit von Wagner wird von Woche zu Woche deutlicher sichtbar. Ehemalige ‚Pflegefälle‘ im Kader entwickeln sich unter seiner Regie schrittweise zu Leistungsträgern. So soll es sein.
Natürlich ist es noch zu früh um hier endgültige Bilanzen zu ziehen, doch die Entwicklung geht überraschend eindeutig in die richtige Richtung. Auch wenn der Trainer selber jedwede internationale Ambitionen des Vizemeisters von 2018 noch weit von sich weist, auch um sich nicht zu sehr unter Druck setzen zu lassen, die Tabelle zeigt, dass eine Qualifikation für das Europäische Geschäft für die Königsblauen kein Traum bleiben muss.
Die Tatsache, dass Wagner noch immer tief stapelt ist, ist zudem grundsätzlich ein cleverer Schachzug. Die Partylaune überlässt er lieber dem Anhang. Denn was passieren kann, wenn Klubvertreter offensiv hohe Saisonziele nach außen ausgeben und das Team dann plötzlich nicht entsprechend liefert, das erleben ja gerade die Konkurrenten nebenan in Dortmund, wo die großen Erwartungen an den ersten sechs Saisonspieltagen nur höchstselten erfüllt werden konnten, die Interviews der Beteiligten derzeit schon ungewöhnlich entnervt und aggressiv wirken.
Davon ist man auf Schalke in diesen Tagen endlich einmal wieder meilenweit entfernt. Wagner sei Dank!
Der „anfänglich noch als schwach zu bezeichnende Aufwärtstrend“ bescherte uns bislang recht ansehnliche Spiele, vielleicht nicht auf Barca-Niveau, aber besser als fast alles, was dem Schalkefan ca. 7 Jahre lang zugemutet worden war.
„Mühevolle Pflichtsiege“ wie in Paderborn? Für diese Einschätzung muss man schon die schwarzgelbe Fankappe vor die Augen rutschen lassen. Das war Spielfreude pur, oder will man Schalke da vorwerfen, da nur 2 Tore mehr als die Bayern geschossen zu haben?
Noch ist noch nichts gewonnen, die bisherigen Punkte reichen noch nicht mal zum Klassenerhalt. Aber die Schalker bieten endlich mal wieder schönen Fußball! Und als Fan ist mir das fast wichtiger als Tabellenstände.
@Paul Kriener: Das Spiel in Paderborn stand lange auf der Kippe. Erst in der Endphase, als Paderborn auseinanderbrach, wurde das Ergebnis deutlich. Und gegen Mainz war extrem viel Glück dabei. Gegen Berlin 2 Eigentore des Gegners. Da war noch nicht soooo viel Glanz auf dem Platz zu erkennen. 😉
@Robin Patzwaldt: In dem „lange auf der Kippe“ stehenden Spiel gelang Schalke erst in der 50. Minute die Führung. Danach wurde der Vorsprung über die Zeit gezittert, wobei noch mal eben 3 weitere Tore erzielt wurden… ?
@Paul Kriener: Ich habe das Spiel in voller Länge gesehen. Paderborn hätte durchaus einen Punkt holen können. Man sollte sich nicht zu sehr von den 5 Toren in der Endabrechnung blenden lassen.
Nicht jeder hat Schalke als so glanzlos und den SCP als so gut gesehen. Paderborns Trainer Baumgart beispielsweise sagte anschließend: „In den ersten drei Spielen waren wir eng dran, aber diesmal haben wir den Arsch voll gekriegt und uns ein blaues Auge geholt. Schalke hat uns vorgeführt, wie ich es in Paderborn noch nicht erlebt habe. Man darf nicht vergessen, dass sie das beste Spiel seit zwei Jahren gemacht haben. Fakt ist aber auch, dass wir viele Baustellen haben und an Qualität gewinnen müssen.“