„Solidarität mit unseren israelischen und jüdischen Freunden ist Teil der Düsseldorfer DNA.“

Israelsolidarität in Düsseldorf (Foto: Peter Ansmann)
Israelsolidarität in Düsseldorf (Foto: Peter Ansmann)

Am 7. Oktober 2023 wurde Israel angegriffen. Auf den beispiellosen Genozid-Versuch der Hamas – mit über 1200 toten, entführten und vergewaltigen Menschen – reagiert Israel seitdem mit einer Anti-Terror-Aktion in Gaza. Seit Monaten wird jeden Sonntag in Düsseldorf an das Schicksal der, von den islamistischen Terrororganisationen Hamas und PIJ entführten, Geiseln erinnert und Solidarität mit der einzigen Demokratie im Nahen Osten gezeigt.

Auch am vergangenen Sonntag wurde wieder an die Geiseln erinnert. Diesmal im größeren Umfang als bei den bisherigen reinen Spaziergängen.

Run for their Lives

Mona Neubaur (Stellvertretende Ministerpräsidentin NRW) und Dr. Oded Horowitz (Vorsitzender Jüdische Gemeinde Düsseldorf) am 28. April 2024 in Düsseldorf (Foto: Peter Ansmann)
Mona Neubaur (Stellvertretende Ministerpräsidentin NRW) und Dr. Oded Horowitz (Vorsitzender Jüdische Gemeinde Düsseldorf) am 28. April 2024 in Düsseldorf (Foto: Peter Ansmann)

Normalerweise, seit in Düsseldorf jeden Sonntag bei einem 18-minütigen Marsch an die Geiseln erinnert wird, ist es übersichtlich bei den Spaziergängen von Run for Their Lives. Treffen am Graf-Adolf-Platz, kurzer Lauf über die Königsallee, Abschlussvideo für die global aktive Initiative. Man bekommt die genaue Teilnehmerzahl mitgeteilt, weil jeder Teilnehmer gezählt wird. Eine Besonderheit zu anderen Demonstrationen.

Am letzten Sonntag war alles anders: Die Route war anders, jeden einzelnen Teilnehmer der Veranstaltung zu zählen war unmöglich.

Vom Graf-Adolf-Platz setzte sich der Zug diesmal kurz nach 16:00 Uhr in Bewegung. Ziel war der Johannes-Rau-Platz, wo eine größere Kundgebung in Anschluss an den Spaziergang stattfand. Während des Spaziergangs waren zwischenzeitlich etwa 600 „Mitläufer“ zu zählen, davon hatten einige israelische Flaggen dabei. Viele hielten Fotos von entführten Geiseln in ihren Händen. Am Johannes-Rau-Platz, an dem der Marsch an diesem Sonntag endete, warteten bei der Ankunft bereits Menschen, einige Spaziergänger beendeten hier den Lauf. Etwas über 300 Teilnehmer dürften es bei der Abschlusskundgebung noch gewesen sein. Ein starkes Signal, wenn man die Besucherzahlen bei den früheren Spaziergängen – die Anzahl der Teilnehmer hatte sich hier bei etwa 150 eingepegelt – berücksichtigt.

Von Rivkah Young, Mitinitiatorin von Run for Lives in Düsseldorf, und Bert Römgens (Jüdische Gemeinde Düsseldorf) moderiert, wurde bis 17:30 Uhr Solidarität mit Israel und mit Geiseln und ihren Angehörigen gezeigt.

Für musikalische Begleitung sorgten Shai Terry und Russel Poyner.

Shay Terry und Russel Poyner (Foto: Peter Ansmann)
Shay Terry und Russel Poyner (Foto: Peter Ansmann)

Dr. Stephan Keller, Oberbürgermeister von Düsseldorf, sprach Israel und den jüdischen Mitbürgern seine Solidarität aus:

Wir können als Kommune, als Stadtgesellschaft, keine Außenpolitik betreiben. Aber wir können Zeichen setzen und wir können aus diesem Leitsatz auch unsere Verantwortung ableiten, als Zivilgesellschaft, als Kommune, weiterhin entschieden gegen Antisemitismus vorzugehen und an das Schicksal der Geiseln und Opfer des 7. Oktober zu erinnern. Wir vergessen sie nicht. Und diese Solidarität mit unseren israelischen und unseren jüdischen Freundinnen und Freunden hier in Düsseldorf ist alternativlos. Sie ist Teil der Düsseldorfer DNA und auch mir persönlich ein besonders Anliegen.

Dr. Stephan Keller, Oberbürgermeister von Düsseldorf (Foto: Peter Ansmann)
Dr. Stephan Keller, Oberbürgermeister von Düsseldorf (Foto: Peter Ansmann)

Die Schwester von Yagev Buchstab, Nufar Buchstab, erinnerten in einer Rede an das Schicksal ihres Bruders. Yagev wurde, zusammen mit seiner Frau, von Terroristen in den Gazastreifen verschleppt. Seine Ehefrau Rimon wurde beim Austausch von israelischen Geiseln gegen palästinensische Terroristen am 28. November 2023 freigelassen. Yagev Buchstab befindet sich immer noch als Geisel in der Gewalt der Hamas:

Mein Name ist Nufar Buchstab und ich bin hier, weil mein großer Bruder, Jagev, seit 205 traurigen Tagen in Gaza als Geisel gehalten wird. Jagev und seine Frau wurden aus ihrem friedlichen Zuhause im Kibbuz Nirim entführt. Ein Ort, an dem sie glücklich waren, Musik gemacht haben. Glaubten, denjenigen zu helfen die es benötigten. Und sich um ihre fünf Hunde und fünf Katzen kümmerten. Rimon wurde nach 53 Tagen in Gefangenheit entlassen, und glücklicherweise ist sie sicher zu uns zurückgekommen.

Aditya und Nuffa Buchstab (Foto: Peter Ansmann)
Aditya und Nuffa Buchstab (Foto: Peter Ansmann)

Mona Neubaur, stellvertretende Ministerpräsidentin, berichtete in ihren (freien) Rede von ihrem kürzlichen Aufenthalt in Tel Aviv und Israel:

Ich bin als Wirtschaftsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin nach Israel geflogen. Ich war nicht nur in Tel Aviv, wir waren in Aschdod. Das ist ungefähr zehn Autominuten vom Gazastreifen entfernt. Und vielleicht, damit Sie alle einen Eindruck haben, war bedeutet es eigentlich in Israel zu leben? Was bedeutet des seit dem 7. Oktober dort zu leben? Kinder, die in Aschdod zur Schule gehen, bekommen von ihren Eltern den Schulweg wie folgt erklärt: „Hier ist ein Schutzbunker, da musst du langlaufen, da wäre wieder ein Schutzbunker, dann musst du da lang laufen, hier wäre wieder ein Schutzbunker. Dann bist du in der Schule und die Schule hat auch einen Schutzbunker.“

In Aschdod liegt zwischen dem Sirenenalarm und der Ankunft im Schutzbunker eine Zeitspanne von zehn Sekunden. Das ist der Alltag für so viele Menschen in Israel. Einfach nur, weil sie in Israel leben. Einfach nur weil sie Jüdinnen und Juden sind.

Frau Neubaur beschwor in ihrer Rede auch den Schulterschluss der westlichen Demokratien. Bei ihrem Besuch in Israel erhielt Mona Neubaur von einer Frau ein Agorot, eine israelische Münze. Aus dieser wurde ein Herz rausgestanzt, als Erinnerung an die betroffenen Menschen, denen ein Stück Herz rausgerissen wurde:

Und ich will Ihnen sagen, dieses Andenken mit mir zu tragen, ist Antrieb für mich, nicht lockerzulassen in der Verantwortung, vor der ich nicht wegducke, auch nicht in schwierigen Diskussionen, wenn es darum geht zu sagen, Israel hat das Recht sich zu verteidigen, die Geiseln müssen freigelassen werden und wir müssen eine Öffentlichkeit herstellen, die alles dafür tut, dass es nicht zur Täter-Opfer-Umkehr kommt. Wir müssen alles dafür tun, dass die westlichen Demokratien im engen Schulterschluss klar machen, wo ist die Achse des Bösen. Welche Rolle spielt der Iran jetzt im Gazastreifen, aber auch noch im Krieg Russlands gegen die Ukraine?

Mit Blick auf die antisemitischen Demonstrationen der Hamas-Anhänger der letzten Monate stellt Mona Neubaur fest:

Wenn Demonstrationen stattfinden, auf denen ein Kalifat gefordert wird oder auf dem „From the River to the Sea“ gefordert wird, selbstverständlich werden wir zügig und entschlossen alle Möglichkeiten des Rechtsstaats zur Anwendung bringen, damit das auf unseren Straßen eben keine rechtmäßige Meinung sein kann.

Mona Naubaur (Foto: Peter Ansmann)
Mona Naubaur (Foto: Peter Ansmann)

Der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Dr. Oded Horowitz, erinnerte in seiner Rede an das Pessachfest, das in diesem Jahr vom 22. bis zum 30. April gefeiert wurde. Und an dem die Befreiung der Israeliten aus der ägyptischen Gefangenschaft gefeiert wird.

Heute beginnt der siebte Tag von Pessach. Ein jüdischer Feiertag, an dem wir die Freiheit des jüdischen Volkes feiern. Wie können wir Freiheit feiern, wenn so viele Jüdinnen undJuden seit über 200 Tagen, seit mehr als 4800 Stunden, im Gazastreifen gegangen gehalten werden? Solange sie nicht frei sind, sind wir es auch nicht ganz.

Dr. Oded Horowitz, Vorsitzender Jüdische Gemeinde Düsseldorf (Foto: Peter Ansmann)
Dr. Oded Horowitz, Vorsitzender Jüdische Gemeinde Düsseldorf (Foto: Peter Ansmann)

In einem weiteren, bewegenden, Redebeitrag erinnerte Louis Real an seinen Freund Hersh Goldberg-Polin. In der letzten Woche wurde durch die Hamas ein Video verbreitet, in dem er in Gefangenschaft – mit amputiertem Arm – zu sehen ist. Kennengelernt haben sich Louis und Hersh über die Freundschaft zwischen den Fussballvereinen Hapoel Jerusalem und Werder Bremen.

Nach diesem sehr persönlichen Beitrag und dem Singen der haTikwa wurde die Veranstaltung gegen 17:30 Uhr beendet.

Der nächste Run for Their Lives findet, diesmal ohne Kundgebung, am 5. Mai 2024 statt:

  • 211 Tage in Geiselhaft
  • Sonntag, 05.05.2024
  • 16:00 Uhr
  • Königsallee / Graf-Adolf-Platz

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