Beim Kampf gegen die Corona-Pandemie können wir in Deutschland inzwischen beachtliche Fortschritte verzeichnen. Wer hätte schon vor ein paar Wochen gedacht, dass wir es wirklich schaffen können bis zum Herbst ‚durchgeimpft‘ zu sein, die ‚Herdenimmunität‘ zu erreichen? Es gibt also durchaus Grund für Optimismus, was eine Rückkehr zu einem halbwegs normalen Leben betrifft.
Und doch, sind die Sorgen aktuell halt noch nicht verschwunden. Die Delta-Variante greift insbesondere in England und Portugal um sich, droht auch in Deutschland in den kommenden Wochen zum Problem zu werden. Noch liegt der Anteil der zwei Mal bze. vollständig geimpften Personen in Deutschland halt nur bei rund 34 Prozent. Zu wenig, um gänzlich unbesorgt zu sein, was den Herbst betrifft.
Stellt sich somit, wie auch schon im Vorjahr, zu Beginn des Sommers die Frage, ob ein Urlaub im Ausland in diesen Zeiten denn wirklich verantwortbar ist?
Da sind sie wieder, die Meldungen von im Urlaub plötzlich in Not geratenen Leuten, die von einem Tag auf den anderen nicht wissen, wie es mit ihnen nach dem so sehnsüchtig herbeigesehnten Sommerurlaub weitergehen wird. Reisen nach Portugal sind innerhalb kurzer Zeit von einer scheinbar sicheren Sache, zu einem großen Risiko geworden. Wer ab Dienstag von dort nach Deutschland zurückkehrt, dem droht nach aktuellem Stand eine 14-tägige Quarantäne. Für viele Betroffene ein riesiges Problem.
Viele Reisende sind verzweifelt, betonen, dass sie das doch nicht hätten wissen können usw.. Doch, das hätten sie! Es war doch jedem halbwegs verantwortungsvoll handelnden seit Monaten völlig klar, dass Reisen, zumal ins Auslanmd, in diesen Zeiten noch immer nicht ratsam, mit einem vergleichsweise hohen Risiko verbunden sind. Für sich selbst, aber auch für die Mitmenschen. Das betonen Gesundheitsminister Jens Spahn und RKI-Chef Lothar Wieler gebetsmühlenartig bei nahezu jeder ihrer Pressekonferenzen.
So verständlich der Wunsch nach Abwechslung, Urlaub und Erholung ist, so unverständlich ist es also, wenn man aktuell in ferne Länder reist. Mitleid mit den Betroffenen muss deshalb jetzt auch niemand haben.
Es ist schlicht nicht nachvollziehbar, warum sich die Menschen nicht noch etwas länger zusammenreißen können, wo wir unser gesellschaftliches Leben in vielen anderen Bereichen doch gerade wiederbekommen haben. Klar, es gibt Leute, die müssen reisen. Aber viele von denen, die gerade in aller Welt unterwegs sind, und viele von denen die mit Beginn der kommenden Sommerferien noch in alle Welt aufbrechen werden, ‚müssen‘ das eben nicht.
Ihnen geht es um ihr eigenes Vergnügen, sie handeln schlicht egoistisch und unsozial. Wo ist nur die Vorsicht hin, wo die Rücksicht auf andere, die unsere Gesellschaft während der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 über Wochen hinweg ausgezeichnet hatte?
Der große Wunsch nach einer Rückkehr in ein halbwegs ‚normales‘ Leben ist natürlich verständlich. Kaum einer von uns wird nicht die Sehnsucht verspüren wieder all die Dinge unternehmen zu können bzw. zu dürfen, die das Leben noch vor der Pandemie so schön und lebenswert gemacht haben.
Aber man muss dabei doch nicht immer gleich ans Limit gehen. Es gilt im Sinne aller maßvoll in die ‚Normalität‘ zurückzukehren.
Ein Urlaub im Inland, ohne Flugzeug und sonstiges Gedränge wäre keine Zumutung, auch wenn viele das vielleicht nicht glauben mögen. Noch vor wenigen Jahren war ein Urlaub im Inland sogar der Standard. Die Älteren werden sich erinnern 😉
Aber anscheinend lernen viele das erst auf die harte Tour. Das Schlimme ist nur, dass diese unvernünftigen Leute den Rest der Gesellschaft mit hineinreißen, wenn sie jetzt in Maßen Virus-Mutationen und am Ende womöglich auch neue Einschränkungen für uns alle aus ihrem Urlaub mit nach Deutschland zurückbringen. Das kann einen schon wütend machen!
Eigenverantwortung ist leider in Deutschland weder eine sonderlich hoch geschätzte, noch gepflegte Tugend. Umso kurioser wirkt es da, wenn ausgerechnet immer dann nach Eigenverantwortung gerufen wird, wenn es darum geht, Unfähigkeit und Minderleistung staatlicher Organisationen zu kompensieren.
Warum sollen Bürger dafür Verantwortung übernehmen, dass der Staat keine Lust hat, Grenzen konsequent zu kontrollieren und gebotene Einreise- und Quarantänebestimmungen durchzusetzen? Wieso ist es für Deutschland so schwer, nur geimpfte und getestete Personen ein- und ausreisen zu lassen? Wer geimpft ist und meinetwegen vor Abreise zu Sicherheit noch einen PCR-Test machen lässt, muss dann eben bei Ankunft auch nicht in Quarantäne.
Und wie ist es zugleich zu rechtfertigen, dass die UEFA gerade mit Billigung und Unterstützung der europäischen Staaten eine große Party feiert und Fußballmannschaften fröhlich durch die Gegend reisen, während normale Veranstalter frühestens im September damit rechnen dürfen, ihr Geschäft wieder aufnehmen zu dürfen und Bürgern weiter nahegelegt wird, doch bitte im Inland zu bleiben?
Wie kann es angehen, dass sich die Regierungschefs der G8 samt Entourage zum netten Stelldichein in Cornwall treffen – samt Corona-konformem Gruppenbild für die Daheimgebliebenen, versteht sich (wenn keiner hinguckt, wird sich dann wieder geherzt und umarmt) – wo doch mittlerweile wirklich jedem klar geworden ist, dass derlei Treffen auch wunderbar – und meist auch viel effektiver – online funktionieren?
Infektionszahlen, Einweisungen in Krankenhäuser und Sterblichkeit in Großbritannien, wo die indische Variante angeblich wütet:
https://coronavirus.data.gov.uk/?fbclid=IwAR27RSVaBKccZk4r9Pd7Y8YTU5QFzQg5tQwPgX0YZWRIjtIMTEK-sI-8H8U
Wenn es erlaubt ist machen es die Leute. In den Urlaub fliegen, ins Stadion gehen, Feiern gehen . Der gesunde Menschenverstand ist ein rares Gut in der heutigen Zeit.
Bin total gegen ein pauschale Verurteilung von Urlaub im Ausland. Markus hat Recht. Was erlaubt ist wird auch gemacht. Kindergeburtstage in der Indoor Spielanlage sind erlaubt und werden gefeiert. Auch und gerade im Ruhrgebiet. Urlaub mit dem eigenen Auto und dem eigenen Ferienhaus n einer dünn besiedelten Gegend im Ausland ist auch erlaubt. Ist vielleicht auch besser wenn nicht ganz NRW an der Nordsee oder im Biergarten tummelt.
@#4: Es geht nicht um eine 'pauschale Verurteilung von Urlaub im Ausland'. Es geht darum, dass es nachwie vor aus gutem Grund angesagt ist überflüssige Reisen und Kontakte bestmöglich zu vermeiden. Vorsicht ist geboten. Im Sinne aller. Schade, dass so viele das nicht einsehen wollen oder können…. Die Quittung für dieses Verhalten werden wir alle bekommen, steht zu befürchten.
"Es war doch jedem halbwegs verantwortungsvoll handelnden seit Monaten völlig klar, dass Reisen, zumal ins Auslanmd, in diesen Zeiten noch immer nicht ratsam, mit einem vergleichsweise hohen Risiko verbunden sind."
Äh, ne.
Im Zweifelsfall ist das Virus schon da, wo man gerade ist. Verantwortungsvoll ist es auf den Durchseuchungsgrad zu achten, Hygienemaßnahmen zu beachten und da wegzubleiben, wo Hygiene schwierig darzustellen ist.
Seit den ersten Ausbrüchen wird über das böse Ausland gejammert, daß "Schuld" an einem Ausbruch ist: ein deutscher Manager in Italien, der deutsche Tourist und die schweizerische Angestellte in Ischgl, die deutsch-amerikanische Touristin in Berchtesgaden, die albanischen Rückkehrer, die Gastarbeiter in Taiwan…
Doch aller, allermeistens war es dann doch ganz einfach ein ortsansässiges Ferkel, das es mit der Hygiene nicht so hatte.
Bleibt sauber, egal wo ihr seid. Dann wird das schon.
Man hört in diesen Tagen von Leuten, die ihren 2. Impftermin sausen lassen, weil der Termin nicht in die Reisepläne passt. Da fällt einem nix mehr zu ein.
Und wer eigentlich kontrolliert, ob sich alle, die aus einem Risikogebiet zurück kommen, auch tatsächlich 2 Wochen in Quarantäne begeben, ist soweit ich das sehe auch noch nicht raus.
Erinnert alles ganz fatal ans letzte Jahr. Gut, da hatten wir noch keinen Impfstoff – aber da hatten wir auch keine Delta-Variante.
Wolfram, etliche Urlauber kommen infiziert auch nach Deutschland zurück.
Ob sie sich im Hotel, am Strand anstecken, oder im Flieger weiß ich nicht.
Jugrndliche scheinen dezeit besonders gefährdet zu sein.Ungeimpft sie, und weniger vorsichtig als ältere Erwachsene sind sie wg. der priorisierung und wegen ihrer Natur. Welche Schäden ihnen entstehen durch Corona ist nicht wirklich bekannt.
Aber daß sie infiziert werden, kann man nicht nur in diesem link nachlesen. Also beser nicht fliegen, würde ich sagen.
https://www.morgenpost.de/vermischtes/article232633145/mallorca-urlaub-corona-delta-variante.html
@Susanne Scheidle, #7
> Und wer eigentlich kontrolliert, ob sich alle, die aus einem Risikogebiet zurück kommen, auch tatsächlich 2 Wochen in Quarantäne begeben, ist soweit ich das sehe auch noch nicht raus.
Solche Fragen (die wir uns jetzt übrigens groteskerweise bereits seit gut 15 Monaten stellen) deuten auf das eigentliche Problem hin: Was werden in der Öffentlichkeit Krokodilstränen vergossen, weil die Menschen sich angeblich so verantwortungslos verhalten. Dabei wird schlicht ignoriert, dass dieses Verhalten erst dadurch "verantwortungslos" wird, dass der Staat nicht willens oder in der Lage ist, geltendes Recht durchzusetzen.
Warum ist es in Deutschland nicht möglich, einstweilen nur Geimpfte und Genesene ein- bzw. ausreisen zu lassen? Auf wen das nicht zutrifft, der muss dann eben bei Einreise für 14 Tage in Quarantäne, mit der Option, die Quarantäne mit einem negativen Testergebnisse vorzeitig zu beenden. Das würde im Übrigen auch direkt das Problem mit den aus Gründen der Urlaubsplanung nicht wahrgenommenen Impfterminen lösen.
Warum ist man in Deutschland darüber hinaus nicht in der Lage, quarantänisierte Personen für die Dauer der Quarantäne in eigens dafür angemieteten Hotels unterzubringen und zu versorgen, um so Kontrollierbarkeit sicher zu stellen? Diese Methode mag vielleicht harsch klingen, aber wie ungleich harscher ist es, statt dessen weiter / wieder die gesamte Bevölkerung für etliche Monate in ihrer Bewegungsfreiheit empfindlich einzuschränken?
Wenn man solche Regeln offen kommuniziert und konsistent (d.h. für alle, nicht nur für Reisende aus den aktuellen Risikogebieten) durchzieht, kann sich auch niemand beschweren, weil dann jeder vorab weiß, worauf er oder sie sich einlässt.
Interessant ist ein Blick nach Portugal + GB, die beiden Länder mit den höchsten Inzidenzen durch die Deltavariante. Laut Medienberichten ist der zu späte Einreisestopp für Indien der Hauptgrund für den starken Anstieg. Nicht zu vergessen die Menschenmassen, die gemeinsam Fußball schauen, 2 Drittel der positiv Getesteten sind Männer, die die Mehrheit der Fans stellen. In Portugal fand das Championsleagueendspiel vor tausenden Engländern statt und englische Touristen haben wahrscheinlich zum Anstieg in Portugal geführt.
Das zeigt, wie wenig verantwortliche Politiker gelernt haben.
"Wolfram, etliche Urlauber kommen infiziert auch nach Deutschland zurück."
Das stimmt Helmut. Aber daß dies an diesen Orten geschieht, hängt weniger mit den Orten zusammen, als mit dem was die Leute dort machen. Und das was sie machen, können sie überall machen und tun es auch.
Es geht um Hygiene und nicht um Länder.
Ob der Ballermann in Winterberg oder auf Malle tobt, ist einem Virus egal.
Und es geht meiner Meinung nach nicht so sehr um das Verhalten bzw. die Anordnungen der Regierenden, sondern um die Eigenverantwortung der Leute. Und der werden sie leider aktuell nur zu geringen Teilen gerecht, was ich schade und sogar ärgerlich finde.
Wolfram, ich glaube an höchstes Infektionsrisiko in den engen Fliegern.