Heute vor einem Jahr verlor die SPD die nordrhein-westfälische Landtagswahl. Der Machtverlust in NRW verdeutlichte die Krise der SPD.
Es ging alles ganz schnell an diesem 14. Mai 2017. Hannelore Kraft, die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin, Vorsitzende der Landes SPD und stellvertretende Bundesvorsitzende der Partei, trat kurz vor die Kameras, erklärte ihren Rücktritt von allen Ämtern. In den letzten Tagen vor der Wahl waren Armin Laschet und die Union an Kraft und der SPD in Nordrhein-Westfalen vorbeigezogen. Am Ende reichte es knapp für schwarz-gelb. Dass es für Rot-Grün nicht mehr reichen würde, war schon lange vor der Wahl klar, aber das eine Koalition unter Führung der SPD und Kraft weiterhin an der Macht bleiben würde, schien sicher zu sein. Ein Trugschluss.
Die Niederlage von Kraft und der nordrhein-westfälischen SPD war wie ein Brandbeschleuniger der schon lange schwelenden Krise der SPD. Spätestens seit diesem 14. Mai war jedem klar, dass es bei der Bundestagswahl nur um die Frage ging, wie schwer die Niederlage der SPD ausfallen würde. Und dass diese Partei sich ändern muss, wenn sie überleben will.
Alle redeten ab diesem Tag von der Erneuerung. In NRW, im Bund, überall sollte sich die SPD wandeln. Ob Personal oder Inhalte, alles gehöre auf den Prüfstand. Dass der Schulz-Hype nicht mehr als ein Strohfeuer war, konnten nun auch die gläubigsten Genosse nicht leugnen. Den Klügeren war das schon vom ersten Tag an klar. Sie nahmen die guten Umfragen des Anfangs der Schulz-Ära als kurze Leidenspause. Daran dass die SPD stärker als die CDU und Schulz Kanzler werden könnte, glaubte ohnehin kaum ein Sozialdemokrat.
Doch geschehen ist seitdem wenig: Wenige Tage nach der verlorenen Landtagswahl in NRW lag die SPD bundesweit in einer YouGov-Umfrage noch bei 25 Prozent. Wären zur Zeit Bundestagswahlen, traut das Institut der SPD nur noch 18 Prozent zu. Auch im Land läuft es für die SPD nicht gut: Aktuell kommt sie in NRW nach einer Umfrage von Infratest-Dimap auf gerade noch 22 Prozent. Bei der Landtagswahl erreichten die Sozialdemokraten knapp über 30 Prozent. Die Niederlage war eine Quittung für die schlechte Arbeit von Hannelore Kraft , die gerne Ministerpräsidentin war, aber nicht wusste, was sie mit dem Amt anfangen sollte. Politisch vollkommen ambitionslos, selbst ihr angebliches Herzensprojekt „Kein Kind zurücklassen!“ war nie mehr als einen finanziell schwach ausgestattete PR-Maßnahme, ging es ihr um den Machterhalt um der Macht willen. Dass NRW immer mehr herunterkam, machte ihr nicht sonderlich viel aus. Was sie mit ihrer Macht anfangen sollte, war ihr nie besonders wichtig. Welch ein Unterschied zu Johannes Rau, der sowohl als Bildungsminister als auch als Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen mit Gestaltungswillen regierte: Ob die Gründung der Gesamthochschulen, die Internationale Bauausstellung Emscher Park oder die Einführung der Gesamtschule – Rau wollte gestalten, ließ auch starken Ministern Raum. Kraft reichte es, wenn SPD und Grüne sich nicht öffentlich stritten und ihre zumeist profillosen Minister nicht aufmuckten.
Die versprochene Erneuerung der SPD ist weitgehend ausgeblieben. Mit Andrea Nahles an der Parteispitze und Olaf Scholz als Finanz- und Heiko Maas als Außenminister hat sie ihr letztes Aufgebot nach Berlin geworfen. Maas und Scholz haben dabei das Zeug, gegen einen Merkel-Nachfolger anzutreten, wenn die CDU den Wechsel nicht vernünftig hinbekommt. Gelingt er der Union, stehen die Chancen für die SPD schlecht, wieder stärkste Partei zu werden. Denn zwei gute Kandidaten sind zu wenig, um die Union zu schlagen. Die SPD ist nicht nur inhaltlich ausgebeint, sie hat auch kaum mehr die Köpfe, inhaltliche Debatten jenseits des Schlagwortniveaus zu führen. Nun fehlen die Köpfe, die seit den frühen 80er Jahren erst zu den Grünen und später auch noch zu den Linken gingen. Wer klug und links war, trat in eine der beiden Parteien ein. Wer einen Job beim Ordnungsamt oder bei der Sparkasse wollte, besorgte sich ein SPD-Parteibuch. Diese Leute bilden heute die Basis der SPD. Nicht mehr Facharbeiter und Gewerkschafter von IG Metall oder IGBCE bestimmen das Bild, sondern der Öffentliche Dienst und Funktionäre von Verdi. Für sie ist die SPD nicht mehr als der politische Arm des Personalrats, ihr Denken ist von Ideen der Grünen und Linken bestimmt, Parteien, in welche viele von ihnen nur aus reinem Opportunismus nicht eingetreten sind. Das verkommene Denken, das Städte zu Konzernen werden ließ, tut ein Übriges dazu, der Partei zu schaden. Wer will noch Politiker werden, wenn es lukrativer ist, mit dem Parteibuch einen Platz an der Spitze eines kommunalen Konzerns zu ergattern und auf Kosten der Bürger Unternehmer zu spielen?
Nun, in der Krise, orientieren sie sich an ihren beiden Herzensparteien, kopieren linke und grüne Ideen, auch weil ihnen die Herkunft der SPD aus dem Milieu der Industrie- und Facharbeiter, der Ingenieure und der Techniker, der Praktiker, die für ihre Klientel ein größeres Stück vom Kuchen erkämpfen wollten, fremd, ja, oft auch ein wenig peinlich ist.
Sie setzen auf weiche und grüne Themen, brennen darauf, den Kampf gegen das Auto aufnehmen zu können und übersehen, dass nicht wenige SPD-Wähler in der Autoindustrie arbeiten, auf das Auto angewiesen sind oder einfach für sich entschieden haben, Spaß am Auto zu haben – immerhin war es auch die SPD, die dafür gesorgt hat, dass sich fast jeder ein Auto leisten kann und die jeden Grund hat, darauf stolz zu sein.
Mit der Übernahme linker und grüner Konzepte scheiterte die SPD fast überall, wo sie antrat. Als Partei die sich für Job, Sicherheit und preiswerten Wohnraum einsetzte, gewann sie – wie Olaf Scholz in Hamburg – souverän Wahlen.
Es ist das große Problem der SPD, dass ein wichtiger Teil ihrer Mitglieder das nicht mehr sehen will, ja, durch die eigene politische Sozialisation blind ist. So blind, dass die Debatte über den zukünftigen Kurs der SPD nie weiter kommt, als zur Forderung nach Abschaffung von Hartz IV.
Das ist umso bedauerlicher, als eine starke SPD von Nöten ist. Sie ist nötig, um die Interessen der Arbeitnehmer zu verteidigen und ihre Lage zu verbessern, sich um Themen wie prekäre Beschäftigung, Zukunft der Industriearbeitsplätze, Digitalisierung und Wohnungsnot pragmatisch zu kümmern. Aber diese SPD gibt es nicht, und das ist eine Gefahr für die Demokratie. Denn wenn die älteste demokratische Partei des Landes zerfällt, können davon auch Rechtsradikale wie die AfD profitieren.
Die intellektuell entbeinte SPD ist ein Trauerspiel. Gefangen in Machtkämpfen um die immer kleiner werdenden Pfründe, gibt sie sich weiterhin ihrem Siechtum hin.
Nur das der kleine Olaf einer krachenden Niederlage in Hamburg durch die Übernehme des Finanzministeriums zuvorgekommen ist. Spätestens nach dem G20 Gipfel und dem HSH Nordbankdesaster wäre auch er ins Bodenlose gefallen. Es waren halt nur Versprechungen im Wahlkampf.
Schauen Sie sich die Rede von Frau Doktor Barley auf dem Parteitag zur Koalitionsbildung und auf der Republica an. Barley muss jetzt nicht Parteivorsitzende werden, aber sie hat einen sozialdemokratischen Kompass und ein analytisches Denken.
Selbstverständlich dürfen die Ruhrbarone auf jede Umfrage bezug nehmen wie ein Hedgefondsmanager im Sekundenhandel. Sie müssen es aber nicht.
Frau Barley könnte sicher besser ihre Partei in eine Erneuerung fuhren als Frau Nahles aber sie ist vom Vorstand nicht vorgeschlagen worden. Und der jetzige Vorstand will auch keine Erneuerung.
Stefan Laurin,
1.
Als "Sozi" würde ich Dir zustimmen, wenn Du angesichts der aktuellen Umfragewerte -auf Bundesebene, aber auch auf NRW bezogen- festgestellt hättest, daß sich in der sog. "Wählergunst" seit der Bundestagswahl und seit der NRW-Landtagswahl nichts zu Gunsten der SPD verändert hat. Im Gegenteil. Die Umfragewerte liegen seit dem permanent deutlich unter den jeweiligen Wahlergebnissen.
2.
Als "Sozi" würde ich Dir auch zustimmen, wenn Du festgestellt hättest, daß in der Mitgliederschaft der SPD nach wie vor keine "Aufbruchstimmung" festzustellen ist, die getragen werden könnte, vom Selbstbewußtsein einer mehr als 15o Jahre alten Partei bzw. von einem durch diese Parteigeschichte getragenem Selbstbewußtsein der heuitgen Mitglieder der SPD,
die bekanntlich in ihrer Geschichte mit vielen Widrigkeiten, Aktionen der Unterdrückung/Verfolgung, Einkerkerung/Tod von Mitgliedern im KZ, Flucht in die Emigration pp., Hetze und Hass aus dem sog. bürgerlichen Lager und der diesem Lager zugehörigen Medien.
3.
Nicht zustimmen kann ich Dir allerdings, wenn Du die Dir selbst gestellte Frage nach den Gründen für die zu 1.) und 2.) umschriebene Lage der SPD beantwortest mit:
"Mit der Übernahme linker und grüner Konzepte scheiterte die SPD fast überall, wo….".
Wenn es denn so einfach wäre mit den Gründen für den Niedergang "meiner" SPD, dann ließe sich dieser Niedergang relativ problemlos aufhalten und in eine Auferstehung umkehren. Aber " so einfach" ist das leider nicht, wenn "man" sich daran macht, den mannigfachen Ursachen für den Niedergang der SPD nachzugehen, sie aufzulisten, sie zu analysieren, um dann, und zwar erst dann, gut begründet sagen zu können, ob und wie die SPD aus ihrem Niedergang eine "Auferstehung" hinbekommen könnte. U.a. würde in die Ursachenforschung einzubeziehen sein die Tatsache eines europaweiten Niedergangs sozialdemokratisch-sozialistischer Parteien und folglich die Frage, ob es dafür Gründe gibt, die zu tun haben könnte mit einer europaweit festzustellenden gravierenden Veränderung in den Strukturen/in der Verfaßtheit der Gesellschaft -"hier" die immer geringer werdende, überschaubare Zahl der "vermögenden Menschen" und dort der immer heterogener werden Teil der Gesellschaft mit geringem Vermögen bzw. mit gar keinem Vermögen , mit mittlerem Einkommen bzw. mit geringtem Einkommen -da gibt es "noch" den gut bezahlten Facharbeiter z.B. in der Auto- und der Chemieindustrie, da gibt es aber eben auch die wachsende Zahl der Arbeitnehmer, die nur den Mindestlohn bekommen, die jedne Tage in mehren Jobs arbeiten, da gibt es die wachsende Zahl von Selbständigen, die mit geringstem Einkommen existieren müssen -neben den wenigen überdurschnittlich verdienenden Selbständigen-, da gibt es die Pensionäre/Renter mit überdurchschnittlichem Einkommen, aber eben auch diejenigen mit einer sog. "Kleinstrente". Und da gibt es die heute 3o-4o Jährigen, denen Angst und Bange ist, wenn sie über die Höhe ihrer Rente/Pension nachdenken.
Da gibt es zudem immer mehr "industrielle" Arbeitnehmer, die im Gegensatz zu ihren Vorgänger sich ihres Jobs nicht mehr sicher sein können -sh.Schlagwort "Abstiegsängste"- u. a. infolge der wachsenden Verdrängung des Arbeitnehmers durch Roboter und infolge der Digitalisierung der gesamten Arbeitswelt.
Die "richtigen" Antworten auf die sich dieserhalb stellenden Fragen?
Darüber wird bekanntlich in allen Gesellschaften in Europa gestritten; auch in der SPD. Antworten zu finden, die auch nur annähernd geeignet sein könnten, Zustimmung von z.B. 35 % der Wählerschaft zu gewinnen, ist angesichts der umschriebenen heterogenen Situation im "Lager " derjenigen Menschen, die rd. 9o % der Bevölkerung ausmachen und die nur über ein geringes oder über gar Vermögen verfügenden angesichts "ihrer" umschriebenen Zukunftsängste, ist jedenfalls nicht möglich,, wenn man sich dabei an "klassischen Links-Rechtsmuster" oder an der längst überholten Streitfrage abzuarbeiten versucht wie z.B. der nach " Mehr"Ökonomie und weniger Ökologie (oder umgekehrt) oder sich bezogen auf "meine" SPD die "richtigen Antworten" auf gesellschaftliche Fragen anhand einer Orientierung nach der klassischen Vorgabe zu finden versucht "mehr Mitte, mehr linke Mitte, mehr Ökonomie weniger Ökologie, programmtische Nähe ehe zur CDU/CSU oder zu Bündnis9o/Die Grünen oder zu den LINKEN.
Stefan Laurin,
insofern sind Deine Fragen und Deine Antworten auf die von Dir gestellten Fragen keine Hilfe für die SPD, wenn sich diese nach den Gründen für ihren Niedergang fragt und danach über Problemlösungen nachzudenken hat. Beides geschieht nach meiner Wahrnehmung derzeit "bestenfalls " ansatzweise.
Die vielschichtigen Probleme in Gesellschaft und Staat wären nicht hinreichend umschrieben, wenn nicht auf die große Zahl der nach Europa/nach Deutschland geflüchteten -und weiterhin flüchtenden- Menschen hingewiesen würde, auf die internationalen Spannungen, auf die Entfremdung zwischen den trumpschen USA und Europa, auf die Beziehungen Deutschlands zu China und Russland, auf die Probleme um die Zukunft der EU, auf den sog. Klimawandel.
Wenn die SPD grundsätzlich – grundsätzlicher als bisher?- auch in all diesen Themenfeldern Anworten zu finden versucht -versuchen würde?-, stellt sich mir die Frage, ob sie – egal wie die Antworten ausfallen könnten- , in welchem Umfange und in welchen "Schichten der Bevökerung" sie dann mit mehr Zustimmung rechnen könnten als bisher.
( Wenn auch strukturell und mittelfristig belanglos, will ich zu dem angesichts des hier von Stefan Laurin beklagten Zustandes der SPD daran erinnern, daß sich SPD aktuell bei allen denkbaren Antworten auf Fragen der umschriebene Art immer Gewiss sein muß, daß dann, wenn sie meint, die "richtigen" Fragen gestellt und die "richtigen" Antworten gefunden zu haben, diese unverzüglich als "die richtigen" von Frau Merkel aufgenommen und "medial" als merkelsche Fragen und Antworten vermarktet wurden und weiterhin vermarktet werden -durch die SPD nicht zu ändern und vom Wähler zu Gunsten von Frau Merkel sanktioniert).
Stefan Laurin,
nach wie vor, und da stimme ich Dir zu, scheint die SPD noch nicht das nach Außen und nach Innen so überzeugungsfähige Führungspersonal gefunden zu haben, das als solches -Programm hin oder her-in der Lage sein könnte, den Niedergang der SPD aufzuhalten, geschweige denn, für ihre "Auferstehung" zu sorgen.
Aber auch dieserhalb gibt es in der Partei -und außerhalb- gravierende Meinungsverschiedenheiten, u.a. auch Scholz betreffend, z.B. offenkundig zwischen Dir als "Außenstehendem" und mir als Parteimitglied.
Charismatiker wie Berny Sanders, wie Corbyn, wie Macron -unabhängig vom Inhalt ihrer Politik-?
Manchmal denke ich darüber nach, ob "man" sich als SPDler einen solchen wünschen sollte. Aber das alleine reicht ja nicht. Man müßte ihn dann auch finden.
(Zu Sanders und Corbyn;
Im Gegensatz zu der auch von mir oben angesprochenen aktuellen Tendenz wider die klassischen sozialdemokratischenr/sozilalistischen Politikziele könnten die Zusimmungewerte für diesen beiden "linken" Politiker Anlass sein -auch für die SPD- darüber nachzudenken, ob es nicht doch nur eine oberflächliche Wahrnehmung ist, wenn…… )
Und im übrigen:
Wenn man über Gegenwart und Zukunft der SPD nachdenkt, sollten Insider und Außenstehende nicht von der Prämisse ausgehen, daß die Zukunft einer freiheitlich-pluralistischen Gesellschaft in Deutschland (in Europa) und der Bestand des demokratischen und sozialen Rechtsstaates Deutschland, erst recht die Zukunft einer möglichst kriegsfreien und an Flüchtlingen und verhungernden Menschen armen Welt nicht zwingend den Fortbestand der mittlerweile über 15o Jahre alten SPD voraussetzt; Gleiches gilt für CDU/CSU/FDP .
Andere Zeiten, andere Probleme, andere Menschen, andere Sorgen…….
Andere poliitische Organisationen , andere politische Willensbildungsprozesse?
Wenn das stets (mit-) gedacht würde -z.B. jetzt und hier-. ließe sich -so meine ich- der zu führende Diskurs sachlicher, gelassener, vorurteilsfreier als das regelmäßig der Fall ist führen, also auch nicht mit dem arg kurzsichtigen Blick auf vergangenen und bevorstehenden Wahlen.
(Als "alter Mensch" und als "alter Genosse " bin ich jedenfalls -zunehmend- bemüht, das stets (mit) zu denken, wenn es um die Zukunft "meiner" SPD und um die anderer sozialdemokratischer und sozialitischer Parteien/Bewegungen in Europa/weltweit geht.
"… derjenigen Menschen, die rd. 9o % der Bevölkerung ausmachen und die nur über ein geringes oder über gar Vermögen verfügenden … "
Rd. 40% der Bevölkerung haben Immobilienvermögen. Mindestens ein Drittel des billionenschweren Geldvermögens sind Versicherungsansprüche.
Do the math.
Das Problem der SPD ist, daß ihre Kader "kein Kinder zurücklassen" wollen und ihre eigenen Kinder auf Gymnasien (Kraft) oder gar Privatschulen (Schweswig, Ypsilanti, Stoch) in Sicherheit bringen.
Vermögens- und Einkommensverteilung in Deutschland
Ich kenne keine Statistik -egal von welchem Institut und in wessen Auftrag erstellt-, die die Aussagen in Frage stellen, nach der Deutschland in der Einkommensverteilung und in der Vermögensaufteilung eine im Vergleich mit anderen Industrienationen derart große "Spreizung " aufweist zwischen hohen und höchsten Einkommen zu den niedrigen Einkommen und zwischen den Wenigen, die über viel Vermögen verfügen, und denjenigen, die über gar kein oder nur über geringes Einkommen verfügen.
Darüber kann m.E. nicht gestritten werden.
Gestritten werden kann -selbstverständlich- über die Gründe für diese Zustände und über ihre Folgen.
Und ebenso selbstverständlich kann darüber gestritten werden, ob diese Zustände unter dem Aspekt "sozialer Gerechtigkeit" diskutabel sind, diskutabel sein sollten oder nicht.
Und ebenso selbstverständlich kann darüber gestritten werden, ob und ggfls. wie diese Zustände die Verfaßtheit der Gesellschaft beeinflussen und damit z.B. die demokratische Ordnung des Staatswesens. Letzteres könnte auf der Basis umfangreichen statistischen Materials geschehen,
aus dem sich u.a. ablesen läßt, daß a.) bei wachsender Ungleichheit der Einkommen die Akzeptanz der Demokratie zurückgeht und daß b.), diejenigen, die über höhere Einkommen verfügen sich wesentlich mehr politisch engagieren als andere,
All das ist -aus meiner Sicht erfreulicherweise- Inhalt einer neuen Serie des WDR, die heute im WRD-Fernsehen um 22.10 Uhr ihren Anfang findet: " Ungleichland -Reichtum".
@6 W Stach:
Ich habe mir ein paar Statistiken angeschaut.
Von was reden wir: Vermögen, Brutto Einkommen, Netto Einkommen, mit/ohne Transferleistungen?
Wenn ich das nehme, was die Menschen am Ende in der Tasche haben (d.h. inkl Transferleistungen), haben wir einen im Vergleich zu den meisten Ländern hohen Lebensstandard. Wir haben extrem niedrige Nahrungsmittelkosten, hohe Transferleistungen über Steuern, einen extrem hohen Haushalt im Bereich Soziales.
Ich kann das Thema fehlende Verteilung/fehlende Besteuerung nicht mehr hören.
Das Thema Steuergerechtigkeit ist ein anderes. Hier könnte der Staat gerne dafür sorgen, dass in vielen Bereichen genauer hingeschaut wird, dass alles versteuert wird (Bargeschäfte, manipulationssichere Kassen, MwSt, …).
Arm gegen Reich
-Von wegen Wohlstand für alle -das Gefälle zwischen Besserverdienen und Billiglohn-Empfänger erreicht im aktuellen Aufschwung eine Rekord.-
So die Überschrift einer Kolumne von Thomas Fricke bei Spiegel – online.
Für Mieter steigt das Armutsrisiko
-Bericht ebenfalls bei Spiegel- online von Markus Dettmer.
Ke
Niemand kann bestreiten, daß es der großen Mehrheit der Menschen in Deutschland im Vergleich zu den Menschen in den meisten Ländern der Welt " gut geht".
Aber gerade das führt doch dazu, daß a.) aktuelle wirtschaftliche- soziale Probleme von Minderheiten in Deutschland "ausgeblendet" werden -von der Mehrheitsgesellschaft, von den Medien, und in weiten Teilen der Politik-, daß b.) gravierend Unterschiede in der Lebensqualität der Menschen nicht, nicht hinreichend wahrgenommen werden -Unterschiede zwischen Regionen in Deutschland, Unterschiede in jeder Großstadt- und daß c.) gravierenden Mängeln in der sog Infrastruktur m.E. seitens des Bundes und der Länder nicht mit einem notwendigen finanziellen "Kraftakt" begegnet wird.
PS
Die mir bekannten Statistiken und Gutachten unterscheiden allesamt zwischen Vermögen (Vermögensverteilung/Vermögensentwicklung) und Einkommen (Einkommensverteilung, Einkommensentwicklung) und zwischen sog. Brutto-Einkommen und dem verfügbarem Nettoeinkommen.
Über die "richtige" Steuerpolitik bzw. , über die "derzeit" richtige läßt sich selbstverständlich trefflich streiten.
Ich vertrete dazu zur Zeit die Auffassung, daß die Steuerquote insgesamt nicht erhöht werden sollte, daß allerdings nach wie vor über mehr Gerechtigkeit in der Steuerpflichtigkeit zu diskutieren ist – sh. z.B. Spitzensteuersatz in der Einkomensteuer, sh. Vermögenssteuer, sh.Erbschaftssteuer- und über "die richtige Verwendung" des Steueraufkommens.
Ke
Fakt ist doch, daß sehr viele Menschen in Deutschland -und zwar eine wachsende Anzahl- meinen, daß ihr wirtschaftlicher – sozialer- kulturelle Abstand zu "den Anderen" stetig wächst und sie sich insofern abgehängt und von der Mehrheitsgesellschaft sowie von den diese Mehrheitsgesellschaft repräsentieren Parteien -"meine" SPD eingeschlossen- vergessen fühlen.
Und für diese gefühlte "Ungerechtigkeit" bzw. für dieses Gefühl des Abgehängt- bzw. des Vergessenseins lassen sich -sh.u.a. meine Verweisungen- einige "faktengestützte " Gründe anführen.
@8 W Stach:
Ich versuche, den Spon Artikel zu begreifen, aber ich habe, auch mit durchaus vorhandenen VWL Kenntnissen seine Erklärungen nicht mit den Graphen verbinden können.
Was wird da wie verglichen?
Die grüne Linie des Disposible Incomes ist doch ziemlich konstant.
Wenn man dann noch berücksichtigt, dass wir immer wieder auch bis 2015 Zuwanderung von Menschen, die überwiegend keine Spitzenverdiener sind, bekommen haben, kann ich die Überschrift nicht mit den Zahlen verbinden.
Ein klarer Trend sieht anders aus.
Die Gefahr ist doch aktuell, dass wir Produktivitätssteigerungen verschlafen, weil Lohnsteigerungen auf dem Arbeitsmarkt für Geringverdiener nicht auftreten, weil die Gruppe der Arbeitssuchenden immer noch gross ist.
ke … #9
Kenntnisse in Ökonomie sind bei dem Versuch Agitprop der SPD zu verstehen, kontraproduktiv 😉